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Halbkugeln auf Abstellgleis

Von FRANK CZERWONN 21.04.2009, 18:07

HALLE/MZ. - Hintergrund, so heißt es aus dem Presseamt der Stadt, sei der unklare künftige Standort des Kunstwerks, das die Stadt Magdeburg Halle zum 1 200-jährigen Stadtjubiläum geschenkt hatte.

Seit der Vorschlag der Verwaltung, die Halbkugeln auf dem Geländer der Kindertagesstätte "Albert Einstein" aufzustellen, bei mehreren Stadträten auf heftigen Widerspruch gestoßen war (die MZ berichtete), wird nicht mal mehr über einen Standort debattiert. Der Fraktionschef der SPD, Johannes Krause, hat dafür kein Verständnis. Seine Fraktion hatte mit dem Antrag, die unansehnlichen Kugeln zu säubern und an einem repräsentativen Ort aufzustellen, überhaupt erst für den Abbau der Plastik nahe des Riebeckplatzes gesorgt. "Wir werden das Thema im Hauptausschuss ansprechen", sagte Krause auf MZ-Nachfrage. "Denn die Zeit rennt." Es gehe nicht nur um ein paar lächerliche Kugeln, sondern letztlich um den alten Konflikt zwischen Halle und Magdeburg: "Während im Magdeburger Stadtrat der Antrag gestellt wird, Halles Beatles-Museum an die Elbe zu holen, wollen wir das Halbkugel-Geschenk würdigen. Denn uns geht es um ein gutes Verhältnis zu Magdeburg." Die Entscheidung zum Standort der Kugeln habe großen Symbolwert.

Unterstützung bekommt Krause von Linke-Fraktionschef Bodo Meerheim. Zwar meint er, es gebe derzeit wichtigere Themen, "dennoch sollten wir im Ausschuss noch einmal über die Kugeln und ihren künftigen Standort reden".

Während die Stadtverwaltung auf Zeit spielt, gehen die MZ-Leser in die Offensive und schlagen alternative Standorte vor. Für Hans-Dietrich Spengeler gehören die Magdeburger Halbkugeln in die Magdeburger Straße; zum Beispiel in den Stadtpark, vor das Hochhaus oder in die Steintor-Grünanlage. Auch Arno Keck schlägt die Magdeburger Straße vor. Als Alternativen sieht er den Friedemann-Bach-Platz oder die Otto-von-Guericke-Straße. Den Bachplatz zwischen ehemaligem Physik-Institut und Moritzburg empfiehlt ebenfalls Karl-Martin Beyse: "Einerseits erinnert das Denkmal an den physikalischen Versuch Guerickes, andererseits ist es ein Kunstwerk, das mit den Metallskulpturen vor der Moritzburg harmoniert." Auf den Hof der Moritzburg würde Walter Pingler das Kugel-Geschenk stellen. "Auf keinen Fall sollten sie versteckt aufgestellt werden, dazu war das Experiment zu wichtig." H. Wiebach dagegen schlägt den Hof der Neue Residenz vor.

Mehrere Leser leiten ihre Vorschläge vom wissenschaftlichen Charakter des Halbkugel-Experiments ab. Andreas Buhl, Rudolf Eichner favorisiert das neue Physikalische Institut am Weinberg. Das Geländes des auf Naturwissenschaften spezialisierten Georg-Cantor-Gymnasiums sehen Ute und Holger Bartel als angemessenen Platz. Ingrid Mey hat den Uni-Platz, "zum Beispiel die Wiese zwischen Löwwengebäude und Börse zur Tulpe", oder den Campus Heide-Süd im Blick. Dagegen findet Christel Kujath, dass "der Marktplatz noch einen Farbtupfer vertragen kann". T. Albrecht sieht die Halbkugeln bereits im Rathaus stehen: "Da sind sie zugänglich und vor Vandalismus sicher."

Auf Ablehnung treffen die Halbkugeln bei Patra Pandora, die sie als "trojanische Pferdeäpfel" sieht. Sie will sie auf der Saale nach Magdeburg schwimmen lassen und fordert die Elbestädter auf "Errichtet bei Euch jetzt mal Kugeln der Halloren." Auch Eberhard May sieht keinerlei Bezug der Kugeln zu Halle. Sie hätten bisher das Eingangstor in die Stadt "verschandelt".

Doch die große Mehrzahl der MZ-Leser, die sich geäußert haben, will die Kugeln. So sieht die seit Jahren in Halle lebende Magdeburgerin Heike Schmidt den Umgang damit als "Blamage für die selbst ernannte Kulturhauptstadt". "Es überrascht mich, dass man die Kugeln jetzt verstecken will", schreibt Dieter Keller aus Kabelsketal, der mit dem bisherigen Standort zufrieden war. Und Sigrid Lindenblatt macht klar: "Ich bin nicht der Meinung, dass die Halbkugeln auf einem Schulhof verschwinden sollen."