Kunstmuseum Halle Gustav Klimt im Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale): Moritzburg präsentiert den König des Jugendstils

Halle (Saale)/Wien - Vor fünf Jahren hat eine Dame aus Halle (Saale) halb Wien verzaubert. Ihr Name: Marie Henneberg. Die geheimnisvolle Frau in Blau fungierte im dortigen Belvedere als das Gesicht und Plakatmotiv einer Schau, die unter anderem dem Star der Bildenden Kunst in den glanzvollen letzten zwei Jahrzehnten der K.-und-k.-Metropole gewidmet war: Gustav Klimt also.
Der kurze Ausflug des wohl kostbarsten Gemäldes im Besitz der hiesigen Moritzburg hatte nicht nur des Werbeeffekts wegen Folgen: Kurzfristige zunächst, weil im Austausch das Bild eines nicht minder berühmten Malers - Egon Schiele nämlich - mal kurz nach Halle kam: sein Bildnis „Doktor Hugo Koller“.
Kunstmuseum Moritzburg Halle: Schau zum hundertsten Todestag von Gustav Klimt
„Die Schöne geht, der Doktor kommt“, so jubelte seinerzeit die Presse - doch die eigentliche Freude an der Sache war, dass Halle in Gestalt seiner Moritzburg seither einen heißen Draht nach Wien hat. Und dieser heiße Draht wird schon demnächst fast täglich glühen, wenn es in die heiße Phase der Vorbereitung einer Ausstellung geht, mit der Halle 2018 in der Kunstwelt Furore machen dürfte: Einer Schau zum hundertsten Todestag von Klimt (1862 bis 1918).
Erst vor wenigen Wochen, am 1. März, war Gustav Klimt wieder in vieler Munde, als in London bei Sotheby’s sein auch Blumengarten genannter „Bauerngarten“, den der Meister von 110 Jahren gemalt hatte, unter den Hammer kam und über den Tisch ging. Als Schnäppchen vergleichsweise, für schlappe 59 Millionen Dollar nämlich - wobei Käufer und Verkäufer nicht bekannt gemacht wurden. Das Bild hält in der Liste der weltweit teuersten jemals verkauften Werke immerhin den Rang 38.
Davor rangieren von dem Wiener Meister allerdings noch zwei andere: Auf Rang zwölf ein Bildnis von Adele Bloch-Bauer (stehend mit Hut) aus dem Jahr 1912, das - vor zehn Jahren - fast 88 Millionen bei Christie’s in London eingebracht hat. Und auf Rang sechs (ebenfalls 2006 verkauft) ein weiteres, noch berühmteres Bildnis besagter Unternehmergattin, das Klimt 1907 gemalt hat, die „Goldene Adele“ genannt.
Das Bild, das vor zehn Jahren als das teuerste der Welt galt, hat damals 135 Millionen Dollar gekostet, was - auf heutige Werte umgerechnet - schon 158 Millionen wären. Zum Vergleich: Picassos „Die Frauen von Algier“ gingen 2015 für knapp 180 Millionen Dollar über den Tisch. Doch als Motiv für gleich zwei Bilder mit einem Gesamt-Erlös von 223 Millionen ist Klimts Modell Adele Bloch-Bauer nicht zu schlagen.
Hundert Zeichnungen und vier Skizzen sind der „Goldenen Adele“ übrigens vorausgegangen, nachdem Ferdinand Bloch-Bauer den Auftrag für das Bild immerhin schon vier Jahre zuvor erteilt hatte. Mit „Litzlberg“ (40,4 Millionen) und „Birkenwald“ (36 Millionen) ist der Star des Jugendstils übrigens noch mit weiteren Bildern unter den Top-Hundert vertreten.
Und im Mittelpunkt dieser Schau wird - quasi als Hausherrin - die hier schon in der Dauerschau prominent platzierte Marie Henneberg stehen, beziehungsweise hängen. Um dieses Bild herum bereite man die Sonderausstellung vor, sagt voller Vorfreude Moritzburg-Direktor Thomas Bauer-Friedrich - und ahnt, ja weiß bereits: „Sie wird das Highlight des kommenden Jahres sein.“
Kunstmuseum Moritzburg Halle: Bilder von Gustav Klimt kommen 2018
Doch außerdem dürfte sie das vorläufige (und anschließend wohl schwer zu toppende Glanzlicht) einer Reihe von Ausstellungen werden, die über die „Magie des Augenblicks“ mit französischen Impressionisten (2016) und die aktuelle Schau „Sehen mit geschlossenen Augen“ (mit Arbeiten von Alexej von Jawlensky und Georges Rouault) bis hin zum König des Jugendstils führen wird.
Dass Klimt ausgerechnet im Jahr des Untergangs der Habsburger-Monarchie starb, macht auch den kunsthistorischen Einschnitt noch mal besonders deutlich, den dieses Revolutionsjahr 1918 voller weltgeschichtlichen Wenden ja auch bedeutet hat: Einen Einschnitt, der in dieser Hinsicht zunächst ein Absturz war und der zum Umbruch und Aufbruch wurde - hier in Richtung Expressionismus.
Kunstmuseum Moritzburg Halle: Sonderausstellung zu Gustav Klimt
Auch in der Folgezeit geriet der Name Klimt - und mehr noch seine Kunst - in die Räder der Geschichte, indem sie als Raubkunst der Nazis bei ihren Besitzern beschlagnahmt wurde. Das führte dann mehr als ein halbes Jahrhundert später zu langwierigen und teilweise spektakulären Restitutionsverfahren. Auch Klimts vielleicht berühmtestes Bild war davon betroffen. Erben der Erstbesitzer bekamen etliche dieser Bilder jedoch zurück und machten sie dem Kunstmarkt zugänglich. Es folgten Rekorderlöse.
Welche Bilder als Leihgaben genau die Moritzburg in ihrer Sonderausstellung präsentieren wird - sowie die Details der geplanten Schau - ist derzeit noch unklar. Fest seht nur, dass Marie Henneberg dabei sein wird. Der wahrscheinliche Auftraggeber dieses 1902 vollendeten Kunstwerks - Maries Mann, der Wissenschaftler und Kunstfotograf Hugo Henneberg (1863-1918) - hat interessanterweise einen Teil seiner Ausbildung in Mitteldeutschland genossen - als Gymnasiast im Thüringer Schnepfenthal und Student in Jena. Dass man das Bild seiner Frau später 90 Kilometer saaleabwärts würde besuchen können, hätte er wohl für eine schöne Pointe gehalten. (mz)
