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Kaum saniert, schon beschmiert Graffiti in Halle (Saale): Illegale Schmierereien machen Probleme

Von Silvia Zöller 16.04.2018, 10:57
Kaum saniert, schon beschmiert: die Pfälzer Brücke
Kaum saniert, schon beschmiert: die Pfälzer Brücke Lutz Winkler

Halle (Saale) - „Halle soll bunter werden“ - das war das Ansinnen der Freiraumgalerie in Halles Osten. Doch neben schönen Graffiti-Kunstwerken sind in Halle die illegalen Schmiereien nicht einzudämmen: Jüngste Beispiele sind unter anderem an der frisch sanierten Pfälzer Brücke oder am Botanischen Garten zu sehen. Aber auch Haltestellen, Trafo-Kästen und Hauswände werden nach wie vor von Sprühern verunstaltet.

Graffiti in Halle (Saale): Ist dagegen kein Kraut gewachsen?

Ist dagegen kein Kraut gewachsen? Doch, glaubt man im Rathaus: „Die Erfahrung in Stadtteilen wie dem Glaucha-Viertel zeigt, dass ein frühzeitiges, konsequentes Einschreiten von Polizei und städtischen Ordnungskräften notwendig ist“, so Stadtsprecher Drago Bock. Konsequent werde gegen illegale Graffiti vorgegangen und Anzeige erstattet - verboten ist jede Sprühaktion ohne Einwilligung des Eigentümers.

Zudem melden Einwohner Schmierereien über das Dienstleistungszentrum Bürgerengagement und die städtische Internet-Plattform „Sag’s uns einfach“. Doch wurden hier 2016 lediglich 19 Hinweise eingereicht, 2017 gerade mal 15 und 2018 bislang sieben.

Graffiti in Halle (Saale): Weniger in der Silberhöhe, dafür nun mehr in der Innenstadt 

Heißt das, dass Graffiti eigentlich sogar weniger wird? Nein, meint Andras Bischof, Geschäftsführer der Firma Reinflex, die sich auf Graffiti-Entfernung spezialisiert hat.

„Es hat etwas zugenommen und ist jetzt sichtbarer, weil wir während der kalten Winterwetters nicht arbeiten konnten“, sagt Bischof. Deswegen seien die Auftragsbücher jetzt voll: „Wir hinken gerade hinterher.“ Was Bischof beobachtet hat, ist, dass in Neustadt oder auf der Silberhöhe mittlerweile weniger Schmierereien zu finden sind, dafür deutlich mehr in Stadtteilen wie dem Paulusviertel, der Innenstadt oder in Kröllwitz: „Vielleicht, weil sie da mehr beachtet werden.“

Wie viel kosten die Schmierereien die Stadt Halle (Saale)?

Meist seien die Schmierereien gut zu entfernen. „Aber in zwei bis drei Prozent der Fälle ist es schwierig“, sagt Bischof, dessen Mitarbeiter täglich bis zu acht Flächen reinigen. Manche Sprayer nutzten ätzende Zusätze und sogar Bremsflüssigkeit, damit die Farbe stärker in den Untergrund eindringt. Am schwierigsten zu entfernen seien aber Schmierereien mit Permanent-Markern.

Fachfirmen wie die von Bischof werden von der Stadt mit der Reinigung von besprühten städtischen Flächen beauftragt. Mussten dafür im Jahr 2015 insgesamt rund 70.000 Euro aufgewendet werden, so waren 2016 nur rund 42.000 Euro notwendig, und 2017 rund 54.000 Euro. „Zudem bittet die Stadt Eigentümer von Grundstücken, ihre betroffenen Objekte zu reinigen“, so Drago Bock. Diese Kosten trägt die Stadt freilich nicht.

Havag hält mit Video-Überwachung gegen die Sprayer

Der Havag entstehen dagegen jährlich Kosten in Höhe von rund 100.000 Euro für die Graffiti-Entfernung. Jedoch mit rückläufiger Tendenz: „Durch unsere Videoüberwachung haben wir das Problem in den Griff bekommen: Im Vergleich zu den 90er Jahren sind die Verschmutzungen an Bussen und Bahnen um 60 bis 70 Prozent zurückgegangen – das ist ein großer Erfolg.“ Ein Problem bleibe aber, dass Haltestellen weiterhin beschmiert werden.

Über das Reinigen hinaus setzt die Stadt nun auf die Zusammenarbeit mit Graffiti-Künstlern, die Flächen legal mit Wandbildern gestalten. Dann ist der Platz für illegale Sprühereien schon belegt. (mz)

Gegen Graffiti sind auch die Mitarbeiter der Firma Reinflex oft im Einsatz. In den meisten Fällen lassen sich die Schmierereien gut entfernen.
Gegen Graffiti sind auch die Mitarbeiter der Firma Reinflex oft im Einsatz. In den meisten Fällen lassen sich die Schmierereien gut entfernen.
Lutz Winkler