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Projekt Freiraumgalerie  Freiraumgalerie in Halle (Saale): Graffiti-Profis sind gefragt wie nie

Von Silvia Zöller 25.07.2017, 11:43
Ein echter Hinkucker: Eine von der Freiraumgalerie gestaltete Hausfassade in der Landsberger Straße.
Ein echter Hinkucker: Eine von der Freiraumgalerie gestaltete Hausfassade in der Landsberger Straße. Thomas Meinicke

Halle (Saale) - Als Hendryk von Busse mit Mitstreitern vor fünf Jahren seine Idee von bunter Fassadengestaltung zur Belebung eines heruntergekommenen Stadtteils umsetzen wollte, gab es viel Unverständnis, Kritik und Ablehnung. Mittlerweile ist die in Europa einmalige Freiraumgalerie in und um die Landsberger Straße in Halle ein Magnet für Touristen und interessierte Hallenser. Und das Areal ein wiedererwachtes Viertel, in dem sich was tut.

Was sich nach Erfolgsgeschichte anhört - ist auch eine und deswegen will die Freiraumgalerie nun einen weiteren Schritt tun: „Wir wollen uns schrittweise professionalisieren“, sagt Philipp Kienast, Sprecher der Freiraumgalerie. Bisher sei das Team aus Künstlern und anderen Engagierten nur ein loser Zusammenschluss.

Künstler der Freiraumgalerie Halle werden mit Anfragen überrollt

„Derzeit müssen Trägervereine unsere Projekte übernehmen, so etwa der Bürgerverein Freiimfelde, der Verein science2public oder Postkult“, sagt Kienast. Ob eine Vereinsgründung oder die Gründung einer Firma der künftige Weg sein wird, dazu lassen sich die Macher der Freiraumgalerie gerade beraten.

Fest stehe jedoch: Die Künstler werden mit Anfragen überrollt. Sei es, dass Schulen Graffiti-Workshops anbieten wollen. Oder dass Führungen durch die Freiraumgalerie gefragt sind. Oder dass Hauseigentümer auch außerhalb des Quartiers Freiimfelde ihre Fassade von Künstlern der Freiraumgalerie gestaltet haben möchten - so wie Danilo Halle und Ina Treihse derzeit gerade in der Großen Brunnenstraße eine Häuserfront mit Kachelkunst verschönern.

Freiraumgalerie Halle muss neue Strukturen schaffen

„Wir können nicht alle Anfragen beantworten“, sagt Kienast. Deshalb müsse die Freiraumgalerie nun Strukturen schaffen, um weiter qualitativ gute Arbeit abliefern zu können und über gesicherte Finanzen möglicherweise noch mehr mit freiberuflichen Künstlern zusammenarbeiten zu können.

Ein erster Schritt ist bereits getan: Die Freiraumgalerie hat jetzt ein richtiges Büro. Jedoch nicht in Freiimfelde, sondern im Designhaus am Neuwerk-Campus der Burg Giebichenstein. Kehrt die Freiraumgalerie jetzt dem Osten Halles den Rücken zu? „Wir wären gerne dort geblieben“, erklärt Kienast. Jedoch sei die monatelange Suche nach einem preiswerten Büro in Freiimfelde vergeblich gewesen.

Freiraumgalerie momentan vor allem in Neustadt zu finden

Im Designhaus, wo Künstler und Start-Up-Unternehmen zu günstigen Mieten Räume auf Antrag erhalten können, hat die Freiraumgalerie den Zuschlag bekommen. So ganz weg ist das Projekt jedoch nicht aus Halles Osten - auch im Nachbarschaftsladen an der Freiimfelder Straße sei die Freiraumgalerie weiterhin in die Quartiersarbeit eingebunden. „Es passiert nach wie vor viel“, betont Philipp Kienast - erstmals wird unter anderem noch in diesem Jahr eine Wohnhausfassade an der östlichen Seite der Freiimfelder Straße gestaltet.

Momentan ist die Freiraumgalerie vor allem in Neustadt zu finden. Unter dem Namen „ha:neo“ beteiligt sich das Projekt an der Zukunftsstadt. Gerade eben ist das von Burg-Professor Ulrich Reimkasten gestaltete Wandbild an der Mark-Twain-Straße fertig geworden - am 7. August wird es um 19 Uhr eingeweiht.

Weitere großflächige Fassadengestaltungen stehen an

Zwei weitere großflächige Fassadengestaltungen stehen an: Ein 1993 von dem halleschen Künstler Burkhard Aust gestaltetes Bild an der Saaleaue soll restauriert werden, im Oktober ist ein Workshop mit Anwohnern der Aralienstraße angesetzt, wo an einer weiteren Fassade Farbe in den Wohnhof gebracht werden soll. „Die Umsetzung ist dann jedoch erst für 2018 geplant“, sagt Kienast.

Was das bunte Treiben bringt und wie sich Bürger im Stadtteil einbringen können und wollen, wird der Student der Geowissenschaften übrigens in seiner Masterarbeit auswerten. Auch das wird ein Stück Professionalisierung der Freiraumgalerie werden. (mz)