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Halles neues Boom-Viertel Halles neues Boom-Viertel: Das sind die Pläne der Stadt für Freiimfelde

Von Anja Förtsch 08.04.2018, 05:00
Von grau und trist zu bunt und hip: Halle-Ost hat sich in den vergangenen Jahren ordentlich gemausert. Aktiv ist besonders die Freiraumgalerie.
Von grau und trist zu bunt und hip: Halle-Ost hat sich in den vergangenen Jahren ordentlich gemausert. Aktiv ist besonders die Freiraumgalerie. Holger John

Halle (Saale) - Von wegen frei im Felde - eher fresh im Felde! Denn das Viertel im Osten von Halle ist gerade unter Studenten und Kreativen im Kommen. Damit bei all dem Boom alle Seiten informiert und auch gehört werden, fand am Mittwochabend die „Zukunftswerkstatt Ost“ für Freiimfelde, Diemitz und das Gebiet der Deutschen Bahn statt. In der Turnhalle der Comeniusschule stellten Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) und die Beigeordneten der Verwaltung die Pläne für das neue It-Viertel vor.

Bürgerschaftliches Quartierskonzept Freiimfelde

Was den meisten Hallensern (und durchaus auch über die Stadtgrenzen hinaus) bei dem Namen Freiimfelde in den Sinn kommt, ist: Farbe. Und zwar jede Menge Farbe. Die Freiraumgalerie hat in dem Viertel riesige Graffiti-Kunstwerke an Hausfassaden und Mauern gesprüht - und ihm so ganz massiv zu seinem Boom verholfen. „Die Freiraumgalerie ist ein ganz klares Erfolgsthema“, bescheinigte Stadtentwicklungsdezernent Uwe Stäglin den Künstlern. Außerdem habe die Galerie mit der Montag Stiftung einen weiteren wichtigen Partner nach Halle gelockt.

In Zukunft sollen noch die Eingangsbereich zum Viertel - die Kreuzung Freiimfelder Straße/Delitzscher Straße und der Bereich vor dem Havag-Betriebshof - Farbe bekommen.

Damit auch kleinere Ziele in Angriff genommen werden können, gibt es jetzt einen Quartierfonds. 10.000 Euro hat die Stadt Halle eingezahlt, 35.000 Euro die Montag Stiftung. Bürger, Vereine und Initiativen können aus diesem Topf Gelder beantragen, etwa um Beete zu bepflanzen oder Häuser zu verschönern. Im vergangenen Jahr wurde damit etwa der Adventsspaziergang finanziert.

Das alljährliche All you can Paint-Festival findet in diesem Jahr wieder statt - allerdings mit anderem Fokus. Denn dieses Mal soll es nicht ums Malen gehen, sondern ums Pflanzen und Bauen. Dazu wird das Festival auch umbenannt: All you can Plant.

Entwicklung Gewerbegebiete Halle-Ost und Schlachthofgelände

Mindestens so sehr wie die Freiraumgalerie prägt ein Gebäude das Bild des Viertels: der alte Schlachthof. Nach langem Hin und Her soll in den jetzt neues Leben einziehen. Es gibt einen neuen Eigentümer, ein renommiertes Unternehmen, das in Magdeburg ansässig sei, sagte Sachse. Die Firma plane auf dem Gelände einen Branchenmix aus Handel, Dienstleistungen und Freizeitaktivitäten.

Freiimfelde hat eine nigelnagelneue Infrastruktur - zumindest, was die Straßen angeht. In Sachen Breitbandausbau hinkt das Viertel noch hinterher. Das soll sich ändern: Laut Petra Sachse, Chefin des Dienstleistungszentrums für Wirtschaft in der Stadtverwaltung, hat man jetzt die Ausschreibung für den Breitbandausbau im Viertel veröffentlicht.

Umbau Knoten Halle und Zugbildungsanlage

Für das Thema Güterbahnhof hatte die Stadt prominente Redner geladen. Eckart Fricke, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn für die Region Südost und Projektmanager Mathias Plath erklärten, was sich zwischen Hauptbahnhof und Berliner Brücke getan hat. Und was noch passieren soll: Derzeit wird mit Hochdruck an der Beleuchtung des Gleisfelds gearbeitet, am 7. Mai soll es erstmals in Betrieb genommen werden - gern mit einer kleinen Party auf der Berliner Straße, wie Fricke sagte. Die offizielle Inbetriebnahmefeier des neuen Güterbahnhofs steht dann für den 29. Juni im Kalender.

Zum Feiern war aber nicht allen Bürgern zumute. „Wie sollen wir weiter ertragen, dass es oft grau statt bunt ist?“, fragte eine Besucherin. Die Baufahrzeuge seien oft nicht gereinigt und würden durch ihr unter anderem schnelles Fahren Schmutz aufwirbeln und ins Viertel drücken. Und auch die Havag sei in der Pflicht: „Die Straßenreinigung reicht nicht und auch die Gleise werden so gut wie nicht gereinigt.“ Fahre eine Bahn darüber, wirble sie Unmengen Staub auf. Mehrere weitere Anwohner bestätigten die Klagen der Frau.

Ein anderer klagte über den Lärm, der jetzt schon von der Zugbildungsanlage ausgehe. Grund sei der Bahndamm, der erhöht liegt und so den Lärm ins Viertel drücke. „Dass der Verkehr auch nachts rollt, ist unmöglich. Wir kämpfen schon mit dem Fluglärm“, klagte eine Anwohnerin vom Dautzsch. Fricke und Wiegand wollen die Vorwürfe prüfen.

Endspurt für Bau der Osttangente

In einem Jahr sollen die Autos rollen: Im Frühjahr 2019 soll die Osttangente eröffnet werden, sagte Stäglin. Und möglicherweise kommt noch eine Verkehrsentlastung: Der Stadtrat soll beraten, ob eine Nordtangente und damit ein vierter Saaleübergang untersucht werden sollen. Ein Ersatz für die A143 sei das aber nicht. „Die Autobahn muss beendet werden“, forderte Stäglin.

Investitionsprogramm Bildung 2022

Im aktuellen Sanierungsprogramm sei Freiimfelde nicht dabei, sagte Bildungsbeigeordnete Katharina Brederlow. Die Schulen des Viertels, die Förderschule Comenius und die Grundschule Diemitz wurden erst 2014 bis 2016 brandschutzsaniert. Damit seien sie auf der Prioritätenliste nach unten gerückt.

Dritte Feuerwehrwache im Osten

In der Delitzscher Straße am Abzweig zur Europachausee soll die dritte Feuerwehrwache entstehen. Sie soll in den Osten, in den StarPark, zur A 14, nach Trotha, ins Zentrum und zum Güterbahnhof ausrücken. (mz)

Modern, groß - und laut und dreckig: die neue Zugbildungsanlage.
Modern, groß - und laut und dreckig: die neue Zugbildungsanlage.
Holger John