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Grabungen im Saalekreis Rätsel um Gehöft: Archäologen finden Siedlung aus dem 13. Jahrhundert 

Eine untypische Entdeckung mit einigen Ungewissheiten: Bei Grabungen neben Nauendorf haben Archäologen eine Siedlung aus dem 13. Jahrhundert entdeckt. Sie wirft Fragen auf.

Von Luisa König Aktualisiert: 18.02.2025, 11:14
Die Anlage stammt aus dem Mittelalter. Wie groß sie wirklich ist, können die Archäologen noch nicht einschätzen.
Die Anlage stammt aus dem Mittelalter. Wie groß sie wirklich ist, können die Archäologen noch nicht einschätzen. (Foto: Steffen Schellhorn)

Nauendorf/MZ. - Ein Turm im Süden, einer im Norden, dazwischen ein herrschaftliches Gebäude – wer in der Siedlungsanlage nahe dem heutigen Nauendorf einst gelebt hat, können die Archäologen noch nicht sagen. Klar ist: Die Siedlung stammt etwa aus dem 13. Jahrhundert und sie ist nicht die erste, die dort errichtet wurde.

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„Es ist schon etwas Bedeutsames, weil wir die Fundstelle so gar nicht kannten“, sagte Susanne Friederich, Archäologin vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Halle, am Donnerstag in Nauendorf. Dort hat sie die Funde vorgestellt, die im Rahmen der Vorbereitungen für den Bau der SuedOstLink Stromtrasse ausgegraben wurden.

Die ersten Hinweise, wie die beiden Türme, ein in Stein gemauerter Ofen und die Pflasterart, seien ein Zeichen dafür, dass eine regionale Größe, die über einen einfachen Ackerbauernbetrieb hinaus geht, dort gelebt hat. Genaueres könne man dazu allerdings nicht sagen.

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Mittelalterliche Siedlung bei Nauendorf ist auf slawischer Siedlung gebaut

Was Grabungsleiter Markus Fietzeck sicher weiß, ist, dass diese Siedlung über einer slawischen Siedlung gebaut wurde, in der es Wirtschaftsanlagen und ein zugehöriges Gräberfeld mit 20 erfassten Gräbern gab.

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„Faszinierend ist, dass dieser Turm mit seinem Ofen direkt über einem älteren Ofen steht“, sagt er, während er auf den südlichen Teil der Siedlung zeigt. Dadurch, dass der untere Ofen länglich ist und unter dem Turm durchgeht, könne man davon ausgehen, dass er zu der älteren Anlage gehört. „Es ist beeindruckend, dass die Örtlichkeit so gleich ist“, staunt Fietzeck.

Rund 1.000 Funde konnten die Archäologen bei der Grabung sicherstellen. Darunter auch ein mögliches Pilgerabzeichen (Mitte).
Rund 1.000 Funde konnten die Archäologen bei der Grabung sicherstellen. Darunter auch ein mögliches Pilgerabzeichen (Mitte).
(Foto: Steffen Schellhorn)

Auch beim etwas weiter nördlichen Saalbau, also einem prunkvollen Gebäude, das als Wohnquartier genutzt wurde, gäbe es eine Überbauung. Anhand der Mauern habe Fietzeck erkennen können, dass das Gebäude erneuert wurde. Wo vorher noch ein Holzbau stand, war später alles gepflastert. „Das zeigt auch, auf welchem Lebensniveau die Menschen sich bewegt haben.“

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Dass die Erneuerung aufgrund eines Brandes oder einer Zerstörung durchgeführt wurde, könne man ausschließen, dafür gebe es keine Anhaltspunkte. Beim zweiten Turm hingegen, der ebenfalls erneuert wurde, weist eine mit Lehm verputzte Stelle darauf hin, dass es dort einen Brand gegeben haben könnte, der den Dachstuhl einstürzen lies und woraufhin ein massiverer Neubau entstand.

Untersuchungen auf den Feldern sollen Gewissheit über wahre Größe der Siedlung geben

Inwieweit die Siedlung sich noch in andere Himmelsrichtungen erstreckt, wolle man mit Hilfe verschiedener Messungen herausfinden. „Wir haben geplant, geophysikalische Untersuchungen auf den Feldern durchzuführen, jetzt, wo wir wissen, dass hier der Standort ist“, sagt Friederich. Das funktioniere teilweise erst, wenn der Schnee weg und das Wasser aus dem Boden raus ist.

Dass die Archäologen nicht einfach weiter graben, liegt an dem begrenzten Gebiet, das für Grabungen freigegeben ist. Etwa 20 Meter ist die Stromtrasse bei Nauendorf breit, „da kann man nicht alles erfassen“, so Friederich. Dennoch machen die Trassengrabungen ihr Spaß. „Wir hätten hier nicht untersucht, hier mussten wir schauen, weil gebaut wird. Und jetzt können wir die Kulturlandschaft hier besser verstehen.“

Zum Untersuchen und Entdecken gibt es bei der mittelalterlichen Siedlung, die trotz ihrer direkten Lage unter der Erdoberfläche noch gut erhalten ist, noch einiges. Bevor die Trasse endgültig beräumt und für die Bauarbeiten freigegeben wird, werden die Archäologen Teile der Steine sowie zahlreiche Funde wie Schmuck oder Abzeichen nach Halle bringen und dort genauer untersuchen.