Goldene Kugel in der Wand gibt Rätsel auf
Halle/MZ. - Gebaut wurde es im 16. Jahrhundert, bildete früher mit der Nummer 27 das Gasthaus "Goldener Pflug". Die Grundmauern stammen aus dem 13. Jahrhundert.
Die Kanonenkugel sollen Napoleons Soldaten 1813 zur Zeit der Befreiungskriege abgefeuert haben. Der ehemalige Stadtarchivar Werner Piechocki spricht von "Truppen, die am Westufer der Saale lagen". Und Halle beschossen. Da muss eine der Kugeln in der Hauswand stecken geblieben sein. Allerdings ist sie auf Fotos von 1870 und 1900 nicht zu sehen. Das kann sich Frau Henning nur so erklären, dass die Kugel doch nicht in der Wand landete, sondern in der Nähe gefunden und später an der jetzigen Stelle angebracht wurde.
Denn die Inschrift auf der Tafel darunter "Bedenke am 28. April 1813. Schmidt." gibt ihr ebenfalls Rätsel auf; mit der Kugel muss sie nicht unbedingt etwas zu tun haben. Wie Sybille Henning sagt, soll es damals infolge der Kriegswirren auch gebrannt haben: "Vielleicht ist ja ein Schmidt dabei umgekommen, und man hat auf diese Art an ihn erinnert." Eindeutig dagegen ist geklärt, was es mit der Figur am Haus auf sich hat. Damit setzte sich Hermann Luther selbst ein Denkmal. Der Kaufmann hatte 1933 sein Haus saniert und dabei die Figur, die große Ähnlichkeit mit ihm haben soll, angebracht.
Erneut saniert wurde das Gebäude 1981, als die Denkmalpflege dort ihr Domizil hatte. Ein Abriss wurde so vermieden. Dann stand das Haus, das aus einem Fachwerkteil sowie einem Neubau aus DDR-Zeiten besteht, zwei Jahre lang leer, ehe es die Treuhand an das junge Paar verkaufte. Wie Sybille Henning sagt, sei allerhand zu sanieren gewesen - Fenster, Heizung und Elektroleitungen. Die Mauern mussten trocken gelegt und das Dach zum Teil erneuert werden. Innen soll nun nach und nach die uralte Bohlenstube saniert werden. Die Familie, zu der zwei kleine Kinder gehören, hat sich zudem den Balkon und die Dachterrasse hergerichtet. "Es wohnt sich schön hier", schwärmt die junge Frau. Sie und ihr Mann haben die Entscheidung gegen ein neues Einfamilienhaus im Saalkreis bislang jedenfalls nicht bereut.