Giebichen-Gymnasium "Thomas Müntzer" in Halle Giebichen-Gymnasium "Thomas Müntzer" in Halle: Ohne Masern-Impfung droht Schulverbot

Halle (Saale) - 14 bestätigte Masern-Fälle gibt es derzeit in Halle - und weil allein drei davon in den vergangenen Tagen am Giebichen-Gymnasium „Thomas Müntzer“ (GTM) aufgetreten sind, steht dort heute eine ungewöhnliche Aktion auf dem Stundenplan: Mitarbeiter des städtischen Gesundheitsamts werden die Impfausweise sämtlicher fast 1.000 Schülerinnen und Schüler kontrollieren.
Wie ernst die Infektion genommen wird, zeigt sich an der Tatsache, dass Mitschüler der Erkrankten, in deren Ausweisen nicht wenigstens zwei Masernimpfungen dokumentiert sind, für zwei Wochen dem Unterricht fernbleiben müssen. „Gesundheit geht vor“, sagte GTM-Chef Thomas Gaube gestern auf MZ-Nachfrage.
15 bis 20 Prozent der Schüler haben keinen ausreichenden Impfschutz
Die drei erkrankten Schüler gehen in die Jahrgangsstufen 9 und 11. Der erste Fall trat am vergangenen Donnerstag auf, bei einem Schüler der Jahrgangsstufe 11. Er habe daraufhin sofort die Eltern aller Schüler der Jahrgangsstufe informiert und um Prüfung der Impfausweise gebeten, sagt GTM-Chef. Seine, so Gaube, „erschreckende Erkenntnis“: 15 bis 20 Prozent der Schüler haben keinen oder keinen ausreichenden Impfschutz. Ihnen wurde bereits der „Zwangsurlaub“ verordnet.
Die meldepflichtigen Masern sind eine hochansteckende, leicht übertragbare Virus-Infektionskrankheit. Symptome sind die typischen roten Hautflecken und Fieber. Hinzu können lebensgefährliche Lungen- und Hirnentzünden kommen. Masern bei Erwachsenen sind ebenso häufig wie bei Kindern - oft aber mit deutlich schwerwiegenderen Komplikationen verbunden.
Für eine vollständige Immunisierung werden Kinder normalerweise im Alter von elf bis 14 Monaten zum ersten Mal geimpft und ein zweites Mal im Alter von 15 bis 23 Monaten. Mediziner empfehlen, dass bei einem Krankheitsausbruch Kontaktpersonen, die nach 1970 geboren wurden und einen unklaren Impfstatus haben, eine entsprechende Schutzimpfung erhalten.
Seit Oktober 2014 ist Berlin von einer Masern-Welle betroffen. Insgesamt wurden dem dortigen Landesamt für Gesundheit und Soziales seit Ausbruch der Krankheit 1.172 Fälle gemeldet. Die Zahl der Neuerkrankungen sei inzwischen relativ niedrig, sagte eine Sprecherin, aber von einem Ende des Ausbruchs könne man noch nicht sprechen. Von den Erkrankten wurden 282 in Krankenhäusern behandelt. Auch aus Sachsen und Thüringen wurden steigende Masernfälle gemeldet.
Die Berliner Masern-Welle hat eine bundesweite Diskussion um eine Masern-Impfpflicht entfacht. Wegen der Gefährlichkeit der Erkrankung sollte die vom Gesetzgeber vorgeschrieben werden, sagen viele Mediziner. Impfgegner hingegen warnen vor möglichen Nebenwirkungen.
Auch der zweite Masern-Fall wurde bereits am vergangenen Donnerstag bekannt; betroffen ist in diesem Fall ein Neuntklässler. Seine Mitschüler kann er allerdings nicht angesteckt haben, weil die komplette Klassenstufe derzeit ein Betriebspraktikum absolviert. Der dritte Masern-Fall am GTM folgte gestern - der betroffene Schüler war zu diesem Zeitpunkt aber ebenfalls nicht mehr in der Schule, sondern hütete bereits daheim das Bett. Laut Schulleiter Gaube sind die drei erkrankten Schüler nicht miteinander verwandt; einer der beiden Erkrankten aus der elften Jahrgangsstufe hat aber ein Geschwisterkind in Klasse 7.
Ausschluss vom Unterricht
Dass mit der Infektion nicht zu spaßen ist, zeigt die Entwicklung in Berlin, wo in den vergangenen Wochen mehr als 1.000 Menschen erkrankten. Halles Amtsärztin Christine Gröger sagte zu der heutigen Kontrollaktion in der Schule: „Besonderes Augenmerk gilt den Klassenstufen, in denen derzeit erkrankte Schüler lernen. Nur in diesen Klassenstufen werden nicht Geimpfte, unvollständig Geimpfte oder Kinder ohne zum Kontrollzeitpunkt vorliegendem Impfausweis vom Unterricht ausgeschlossen.“
Für die Abiturienten, die derzeit mitten in den schriftlichen Prüfungen stecken, haben die Masernfälle keine Konsequenzen: „Sie werden ohnehin quasi abgeschirmt und schreiben ihre Klausuren in der Aula“, sagt Gaube. (mz)
