Gesprächsforum von MZ und Verbraucherzentrale Gesprächsforum von MZ und Verbraucherzentrale: 690 Mark für fünf Minuten Arbeit
Halle/MZ. - Der Andrang war gewaltig. Lange vor Beginn des Gesprächsforums, das die Mitteldeutsche Zeitung und die Verbraucherzentrale organisiert hatten, trugen Mitarbeiter der Händelhalle dutzendweise zusätzliche Stühle in den kleinen Saal des Hauses. Und Moderator Peter Escher fragte launig ins Publikum: "Habt ihr alle 'ne feuchte Wohnung?"
Das wohl nicht. Aber offenbar reichlich Probleme mit Behörden, Juristen, unseriösen Handwerkern und, und und. Rund 250 Gäste aus Halle, aber auch aus den Landkreisen Merseburg und Bitterfeld waren gekommen. Thema des Abends, der die neue MZ-Serie "Achtung Kostenfalle" flankierte: "Abzocken, abwiegeln, unter den Teppich kehren. Mit uns nicht!"
Zum Beispiel Jutta Brandau: Sie rief, weil ihr die Tür ins Schloss gefallen war, einen Schlüsseldienst. Und bekam am Ende eine Rechnung in Höhe von 690 Mark. "Für fünf Minuten Arbeit", wie sie sagte.
Ein Fall unter vielen: Tatsächlich werde in den Gelben Seiten oft vorgegaukelt, dass es sich um regionale Handwerker oder Dienstleister handelt, erläuterte der Geschäftsführer des Halleschen Schlüsseldienstes, Bernd Weiske, dem erstaunten Publikum. Stattdessen werde der Anruf an eine andere Nummer umgeleitet - die so herbeigerufenen Handwerker arbeiteten oft schwarz. Dirk Neumann, Geschäftsführer der Handwerkskammer Halle, lobte in diesem Zusammenhang auch die Stadt Halle: Die habe erst jüngst zwei weitere Fahnder eingestellt, um Schwarzarbeiter aufzuspüren. Und Reinhard Hahn, Kriminalrat bei der Polizeidirektion Halle, gab den Hinweis, dass es bei der Polizei Listen mit Adressen von seriösen Dienstleistern gebe.
Viele Gäste steuerten eigene Geschichten bei. Einen vergleichsweise schweren Stand hatten angesichts dessen die Vertreter der Justiz. Staatsanwalt Schulze versuchte zu erklären, wie schwierig es ist, Gaunern nachzuweisen, dass sie mit Vorsatz handeln. Und Amtsrichterin Helen Engelhard machte klar, dass nicht jedes vermeintlich krumme Geschäft eine Verurteilung nach sich zieht: "Es gibt einfach auch schlechte Geschäfte", sagte sie. Umso wichtiger sei es, sich im Vorfeld zu erkundigen, betonte denn auch Verbraucherberaterin Gabriele Emmrich.
Oft hingegen ist das Kind bereits in den Brunnen gefallen. Wie zum Beispiel bei vielen tausend Kleinanlegern, die von einem Unternehmen um insgesamt rund 300 Millionen Mark geprellt wurden. Marion Günther berichtete stellvertretend von ihren Erfahrungen; mehr als 6 000 Mark hat sie verloren. Medard Fuchsgruber vom Bund der Kapitalanleger forderte in diesem Zusammenhang die Justizbehörden auf, öfter bereits im Vorfeld zu ermitteln. Gauner würden immer wieder Gesetzeslücken finden "und sich darin austoben". Die Gefahr ist derzeit wieder besonders groß: Sven Kretzschmar von der Verbraucherzentrale warnte davor, bereits jetzt Versicherungen zur so genannten Riester-Rente abzuschließen.
Sorgfältig prüfen, sich genau informieren - dies war denn auch ein Fazit des Abends. Gefeit ist trotzdem niemand: Peter Escher berichtete, dass seine Frau jüngst für 150 Mark zwei Spezial-Kopfkissen gekauft habe. Vor denen habe er in seiner MDR-Sendung bereits vor vier Jahren gewarnt.