Geschichten vom Dorf Geschichten vom Dorf: «Das wird nach und nach erledigt»
Neutz-Lettewitz/MZ. - Es ist ein Schmuckstück, das Haus von Helga und Armin Eschke. Die helle Backsteinfassade sieht aus wie neu. Neu ist das große Holztor, durch das es in den Hof geht. "Das alte Stallgebäude wollen wir erhalten. Die Scheune wird abgerissen und die freie Fläche dann begrünt", berichtet Armin Eschke von seinen nächsten Plänen. Der 61-Jährige ist in dem Haus in Görbitz, einem Ortsteil von Neutz-Lettewitz, aufgewachsen. "Das wird aber alles nach und nach erledigt." Keine Hau-ruck-Aktion, sondern Schritt für Schritt - das ist typisch für den Wandel in Neutz-Lettewitz.
Viele werden Lettewitz, neben Neutz ein "Hauptort" der Gemeinde, von der Durchfahrt kennen. Wer von der B 6 nach Wettin will, passiert das Dorf. An diesem Mittag geht es geruhsam zu. In der Bushaltestelle an der Wettiner Straße wartet eine Frau. Ansonsten lassen sich keine Menschen blicken.
Wer nur durchfährt, dem entgehen jedoch die vielen kleinen Reize von Lettewitz: An Häusern und Gehöften fallen sanierte Fassaden und neue Dächer auf. Zumal viele Häuser aus Naturstein errichtet wurden. Frisch verfugt sind sie eine Augenweide. Der Dorfplatz mit seinem Kriegerdenkmal sieht tadellos gepflegt aus. "Durch die Dorferneuerung ist viel an privaten und kommunalen Gebäuden getan worden", sagt Hartmut Isaak. Der 52-Jährige ist der stellvertretende Bürgermeister von Neutz-Lettwitz. Mit Hilfe des Förderprogrammes konnten auch einige Straßen und Wege auf Vordermann gebracht werden. "Das trifft auch für Neutz zu. Gegenwärtig wird in Görbitz am Dorfteich und an Straßen und Wegen gearbeitet. Der Ortsteil Deutleben kommt auch noch dran", so Isaak.
Die Kindertagesstätte in Lettewitz war schon dran. An der alten Bauernvilla gefallen die ockerfarbene Fassade und die dunkelgrünen Fensterläden. 1996 wurde das "Knirpsenland" - so der Name der Einrichtung - saniert. Insgesamt 26 Kinder aus allen Ortsteilen der Gemeinde besuchen die Tagesstätte. "Aus Kostengründen und wegen der Einwohnerentwicklung mussten wir den Kindergarten in Neutz schließen", sagt Isaak.
Ohne das Dorferneuerungs-Programm würde vieles ganz anders aussehen. Die Gemeinde kann sich keine großen Sprünge leisten. Das Feuerwehrhaus in der Lettewitzer Teichstraße beispielsweise verdient eher die Bezeichnung Schuppen. Dabei ist die Truppe mit etwa 20 Mitgliedern für die gesamte Gemeinde zuständig. Isaak: "Das Haus genügt den heutigen Anforderungen überhaupt nicht mehr."
Abhilfe soll der ehemalige Sitz der Interflug-Agrarflieger schaffen, der gleich gegenüber liegt. "Die Gemeinde hat das Haus vor kurzem erworben. Dort sollen unter anderem Mannschafts- und Schulungsräume sowie die Garage untergebracht werden." Der Komplettausbau ist aber noch Zukunftsmusik. "Mit den 20 000 Euro, die uns in diesem Jahr für Investitionen zur Verfügung stehen, kommen wir nicht weit", so Isaak.
Abstecher nach Neutz. Auch dort hat die Dorferneuerung ihre erfreulichen Spuren hinterlassen. Während beispielsweise ein neuer Abenteuerspielplatz Mädchen und Jungen lockt, erstrahlen auch viele Privathäuser in neuem Glanz, sind etliche Straßen und Wege in Schuss, und auch die neue Stützmauer an der Durchgangsstraße weist längst nicht mehr die gefährliche Neigung wie ihre Vorgängerin auf.
"Es hat sich wirklich schon einiges getan", lobt Karl Wienicke, ein Neutzer Urgestein. Der 75-Jährige war früher als Sattler tätig. Auch heute macht er sich hin wieder noch in seiner kleinen, aufgeräumten Werkstatt zu schaffen. "Problematisch ist nur, dass die Jugend abwandert", meint er.
Indes stehen aber die Neutzer Kneipe "Zur Tanne" und die alte Gemeindebaracke leer, warten das gemeindeeigene Wohnhaus gegenüber der Stützmauer sowie die alte Kindergartenvilla auf Käufer. Noch viel Arbeit für den Gemeinderat. "In den nächsten Sitzungen entscheiden wir über die Auftragsvergabe für den Ausbau der Neutzer Siedlungsstraße und die Zufahrt zum Lettewitzer Altenpflegeheim", sagt Vize-Bürgermeister Isaak.
Alles Schritt für Schritt, der Wandel in Neutz-Lettewitz.