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Gemeinsamer Rufdienst Gemeinsamer Rufdienst: Auf welchen Gebieten Uniklinikum und St. Elisabeth kooperieren

Von Jonas Nayda 08.10.2020, 13:30
Die Ärztlichen Direktoren vom St. Elisabeth-Krankenhaus und Uniklinikum, Hendrik Liedtke (li.) und Thomas Moesta, wollen künftig mehr kooperieren.
Die Ärztlichen Direktoren vom St. Elisabeth-Krankenhaus und Uniklinikum, Hendrik Liedtke (li.) und Thomas Moesta, wollen künftig mehr kooperieren. Jonas Nayda

Halle (Saale) - Die beiden größten Krankenhäuser der Stadt wollen künftig besser zusammenarbeiten. Nach langen Jahren der Konkurrenz gehen das Uniklinikum und das Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara nun aufeinander zu. Vor allem im Bereich der Kindermedizin wird es ab sofort eine enge Kooperation geben, das teilten beide Häuser am Mittwoch auf einer Pressekonferenz mit.

„Es ist Zeit, die Gräben zu zuschütten. Das liegt im Interesse aller, vor allem der Patienten“, sagt Thomas Moesta, Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Halle (UKH). Es gehe in erster Linie darum, die Qualität der Versorgung zu verbessern. Gleichzeitig ergebe eine Kooperation aber auch wirtschaftliche Vorteile. Wegen des Fachkräftemangels werde es immer schwieriger, an beiden Krankenhäusern alle Stellen zu besetzen. Dem Problem könne man dank der Zusammenarbeit besser aus dem Weg gehen, sagt Moesta.

„Fachlich enger zusammenrücken“

Künftig werden einige Fachbereiche nur noch an einem Ort angeboten und nicht mehr gleichzeitig an zwei verschiedenen Krankenhäusern. Den Anfang macht zunächst das Zentrum für schwerstbrandverletzte Kinder, das nun nur noch am UKH existiert. Das sei gut so, weil die Expertise sich dann an einem Fleck konzentriere, sagt Hendrik Liedtke, Ärztlicher Direktor des St. Elisabeth.

Die Frühgeborenenmedizin und die internistische Kinder- und Jugendmedizin an beiden Standorten sollen zwar ebenfalls „fachlich enger zusammenrücken“, dabei jedoch ihre Eigenständigkeit nicht verlieren. Der Spagat soll dadurch geschafft werden, dass für beide Kliniken in Zukunft nur noch ein gemeinsamer Chefarzt zuständig ist. Im Zentrum zur Versorgung Früh- und Neugeborener ist das bereits seit vergangenem Jahr der Fall und funktioniere laut Liedtke hervorragend.

Keine neuen Stellen

Eine weitere Möglichkeit zur Kooperation biete der chirurgische Rufdienst, der auch nachts erreichbar ist. Dort arbeiten künftig Mitarbeiter aus beiden Krankenhäusern gemeinsam unter einem Dach, was landesweit einmalig sei, wie Liedtke sagt. In Halle führe das nicht nur zu kürzeren Wegen für die Behandlung von Kindern, sondern auch zu attraktiveren Arbeitsplätzen.

Zwar würden durch die neue Zusammenarbeit keine neuen Stellen entstehen, aber immerhin sollen auch keine Arbeitsplätze eingekürzt werden. „Zumindest nicht im Rahmen dieser konkreten Maßnahmen“, sagt UKH-Direktor Moesta auf MZ-Nachfrage.

„Wir behandeln die Zukunft unseres Landes“

Für hallesche Patienten, beziehungsweise deren Eltern sollen die Veränderungen durch die Kooperationen zunächst kaum spürbar sein. Es geht in erster Linie um die Strukturen im Hintergrund. Eventuell werden Patienten bei bestimmten Fällen zukünftig an ein anderes Haus verwiesen. Aber dort sei dann eine bessere Qualität als bisher, sagt Moesta.

Die Kindermedizin sei in den vergangenen Jahren von der Politik häufig zu wenig finanziert worden, sagt Jan-Henning Klusmann, Direktor der Poliklinik für Pädiatrie I im UKH. Die Pauschale, die ein Krankenhaus für die Behandlung eines Patienten bezahlt bekäme, sei im Bereich der Kinder zu niedrig, weil der Aufwand im Vergleich zur Erwachsenenmedizin viel höher sei. Deshalb sei es besonders wichtig, in diesem Bereich die Versorgung zu verbessern. „Wir behandeln die Zukunft unseres Landes“, sagt Klusmann. (mz)