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Geld versickert im Solbad

Von Ralf Böhme und Michael Deutsch 26.04.2007, 17:42

Halle/MZ. - Die Gesellschafterversammlung bestellte jetzt den Bürgermeister der Saalkreis-Gemeinde Hohenthurm, Wolfgang Müller (parteilos), zum alleinvertretungsberechtigten Geschäftsführer. Als Sanierer desolater Gemeindefinanzen - Müller rettete Hohenthurm im Saalkreis vor dem Bankrott - erwarb er sich den Ruf eines Finanzfachmanns.

Gesellschafter der gemeinnützigen Wittekind GmbH, die den denkmalgeschützten Komplex für rund 15 Millionen Euro bis 2009 sanieren wollte, sind der Wittekind-Verein und die Kreative Kinderwerkstatt - Kindermuseum Halle. Die Staatsanwaltschaft hält sich nach eigener Darstellung noch bedeckt, um weitere Ermittlungen nicht zu gefährden. Oberstaatsanwalt Dirk Lemme, der Wirtschaftsdelikte ermittelt, bestätigte: "Wir prüfen den Vorgang." Wolfgang Müller zufolge gibt es Verdachtshinweise, dass ein Wittekind-Berater aus Mecklenburg-Vorpommern "Fördermittel und Spenden in erheblicher Größenordnung veruntreut" habe. Kontrollinstanzen hätten ihre Aufgabe offenbar nicht erfüllt.

Müller: "Ich habe Anzeige wegen des Verdachts auf Untreue erstattet." Der beschuldigte Berater, Stefan Börngen, wies die Anschuldigungen zurück. "Ganz im Gegenteil: Die Wittekind-Gesellschaft schuldet mir noch Geld", so Börngen gegenüber der MZ.

Der neue Geschäftsführer legte indes die Karten auf den Tisch: "Es ist eine ernsthafte Liquiditätskrise entstanden". Sehr hoch seien Verbindlichkeiten gegenüber zahlreichen Gläubigern, darunter mehr als zwei Dutzend Bauunternehmen, so Müller. Laut MZ-Informationen sollen sich die Außenstände auf rund 600 000 Euro belaufen.

Udo Müller, Geschäftsführer der Delta Wärme Service GmbH aus Bad Lausick (Sachsen), der im Solbad ein Pflanzenöl-Blockheizkraftwerk installierte, hat Forderungen von 81 000 Euro. "Seit Dezember warten wir auf unser Geld". Eine Pfändung des Geschäftskontos der Wittekind gGmbH hätte nichts gebracht. "Es waren nur noch 300 Euro zu holen".

Vor gleichen Problemen steht die Manfred Tittel GmbH aus Löbejün im Saalkreis. "Seit Januar schuldet man uns 49 000 Euro", klagt Geschäftsführer Manfred Tittel, dessen Heizungsbau-Firma nun selbst durch einen Liquiditätsengpass rollt. Mittlerweile haben beide Firmen Strafanzeige wegen Betrugs gegen die ehemalige Solbad-Geschäftsführung gestellt sowie eine Klage gegen die Wittekind- Gesellschaft eingereicht.

Möglicherweise kann eine Zwischenfinanzierung die Wittekind gGmbH retten. Dazu steht Müller nach eigenen Angaben im Kontakt mit der Landesregierung, dem Landesverwaltungsamt und städtischen Persönlichkeiten, darunter der Wittekind-Schirmherrin, Bundestagsmitglied Christel Riemann-Hanewinckel (SPD). Ebenso laufen bereits Gespräche mit der Stadt- und Saalkreissparkasse, so Müller.