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Geheimer Tiertransport nach "Störungen" Geheimer Tiertransport nach "Störungen": Wie Elefant Pori nach Halle kam

Von Alexander Schultz 20.08.2020, 16:57
Erstes Berüsseln: Elefantendame Pori lernt ihre Familienmitglieder im Bergzoo kennen.
Erstes Berüsseln: Elefantendame Pori lernt ihre Familienmitglieder im Bergzoo kennen. Zoo Halle

Halle (Saale) - Es ist vollbracht - die neue Elefantenkuh ist im halleschen Zoo angekommen. Zoodirektor Dennis Müller ist erleichtert, dass das Tier den Transport von Berlin in die Saalestadt gut überstanden hat. „Bis hierhin war es ein langer Weg - weniger die Strecke, sondern die Vorbereitung“, berichtet Müller. Pori soll nun am Reilsberg ein neues Zuhause finden und die Gruppe der afrikanischen Elefanten führen.

Spezielle Verhaltenspsychologin wird die Familienzusammenführung eine Zeit lang betreuen

In Halle freut man sich über die Familienzusammenführung. Im Bergzoo wird die Elefantenkuh mit ihrer Tochter Tana nach zwölf Jahren wiedervereint und lernt nun auch ihre beiden Enkelinnen Tamika und Elani kennen. „Elefanten haben ein gutes soziales Gedächtnis“, erzählt Müller. So wurden bei den Familienmitgliedern vorab Sinnversuche gemacht.

Bei den vorgelegten Kotproben reagierten die Tiere immer besonders stark bei der Verwandtschaft. „Und das auch nach so vielen Jahren der Trennung.“ Eine spezielle Verhaltenspsychologin wird die Familienzusammenführung eine Zeit lang in Halle betreuen. Die 39-jährige Elefantenkuh Pori kommt aus dem Tierpark Berlin Friedrichsfelde. Laut Zoodirektor Müller gilt die „selbstbewusste Dame“ als sehr erfahren. 

Die zweifache Mutter sei eine echte Leitkuh und soll diese Rolle auch in Halle wieder einnehmen. Pori wurde mit zwei Jahren von Afrika in den Magdeburger Zoo gebracht und wechselte dann nach Berlin, wo sie vor 19 Jahren auch Tana zur Welt brachte.

Transport von Elefantendame Pori in speziell umgebauten Container

Dem Transport von Pori aus Berlin nach Halle, dessen genauer Termin vorab aufgrund von „Störungen in der Vergangenheit durch Tierrechtsgruppen“ geheim gehalten wurde, war eine monatelange Vorbereitung vorangegangen.

„Der Elefantenbestand, Herdenzusammenstellungen und daraus resultierende Tierumzüge werden auf europäischer Ebene im Rahmen des Erhaltungszuchtprogramms (EEP) durch ein Komitee, bestehend aus Experten unterschiedlicher Zoos, festgelegt“, erläutert Müller, der selbst Mitglied des Komitees ist.

Ein hoch spezialisiertes Transportunternehmen wurde engagiert, veterinärmedizinische Tests durchgeführt und Tierpfleger beider Zoos besuchten die jeweils anderen Anlagen und trainierten mit Pori für den Transport. Dieser geschah nun schließlich in einem speziell umgebauten Container mit Betreuungs- und Fütterungsmöglichkeiten und besonderer Belüftung. Mit einem Kran wurde der Container auf einen Tieflader gepackt und ab ging es nach Halle.

Pori füllt Lücke in Halles Bergzoo nach dem Auszug von Panya und Ayo

Erst in der Vorwoche hatten die afrikanischen Elefanten Panya und Ayo den Bergzoo Halle in Richtung Niedersachsen verlassen, wo sie nun im Serengeti-Park Hodenhagen mit Bibi zusammenleben, die bereits im Jahr 2017 aus Halle in den Serengeti-Park wechselte. Bibi ist die Mutter von Elefantendame Panya und Großmutter von Ayo. „Es sieht dort ganz gut aus“, berichtet Müller, „Bibi und Ayo haben viele enge Kontakte“.

Nun ist in Halle die entstandene Lücke durch Pori gefüllt worden, was Teil einer großen Elefantenverschiebung in Deutschlands Zoos ist. Insgesamt acht Wechsel stehen in diesem Jahr an. „In der Natur leben Elefanten stets in Familienverbänden zusammen, die jeweils von einer Leitkuh angeführt werden. Töchter bleiben meist ein Leben lang bei ihren Müttern“, weiß Müller. Junge Bullen verlassen dagegen die Herden, sobald sie geschlechtsreif sind.

Zuchtbulle Abu wird Halle spätestens in zwei Jahren verlassen müssen

Die Zusammenarbeit zoologischer Einrichtungen soll die Haltung von Elefanten in Zoos in ebendiesen Sozialstrukturen ermöglichen. Gleichzeitig solle die Nachzucht der bedrohten Tiere gesichert werden, so Müller. „Dieser Ansatz werde nun durch viele neue Anlagen auch umsetzbar.“ Was aber auch für die Zukunft einen weiteren Abschied nach sich zieht. So werde Zuchtbulle Abu wohl spätestens in zwei Jahren Halle verlassen müssen.

„Dann ist seine Tochter Tamika geschlechtsreif und Abu nicht der passende Bulle“, so Müller. Bis dahin gilt es in Halle aber erst einmal die neue Elefantenfamilie zusammenzuführen. Nach einer vorerst räumlichen Trennung sollen die vier Elefantenkühe möglichst schnell zueinander finden. „Wir glauben, dass sich dann die natürliche Dominanz von Pori als Leitkuh einstellen wird.“ (mz)