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Gefängnisse in Sachsen-Anhalt Sexuelle Gewalt hinter Gittern - Landgericht Halle verurteilt Mann zur nächsten Haftstrafe

Im Verfahren um sexuelle Übergriffe in der Jusitzvollzugsanstalt Frohe Zukunft in Halle ist ein Urteil gefällt worden. Ein Mann wurde zu zwei Jahren Haft ohne Bewährung verurteilt. Warum der zweite Angeklagte ohne Strafe bleibt.

28.11.2022, 16:41
Ist als Schauplatz sexueller Übergriffe ins Visier der Ermittler geraten: die Justizvollzugsanstalt Frohe Zukunft.
Ist als Schauplatz sexueller Übergriffe ins Visier der Ermittler geraten: die Justizvollzugsanstalt Frohe Zukunft. Foto: Silvio Kison

Halle (Saale)/MZ/ahe - Im Prozess um sexuelle Übergriffe in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Frohe Zukunft ist der Hauptangeklagte am Montag vor dem Landgericht zu zwei Jahren Haft ohne Bewährung verurteilt worden.

Der zweite Angeklagte wurde nach Worten von Gerichtssprecher Sebastian Müller freigesprochen. Beide Urteile sind noch nicht rechtskräftig.

Dem 47-Jährigen – zur fraglichen Zeit im Sommer 2021 selbst in der halleschen JVA in Haft und erst seit Februar auf freiem Fuß – war in dem Verfahren vorgeworfen worden, mehrfach andere Gefangene drangsaliert zu haben. Einem Mithäftling soll er durch die Postklappe in der Zellentür sein entblößtes Geschlechtsteil präsentiert haben. Dass er dafür eigens auf einen Stuhl stieg, ist auf einem Überwachungsvideo aus dem Gefängnis dokumentiert, das im Gerichtssaal zur Beweisaufnahme gezeigt wurde. In einem weiteren Fall soll er sich einem anderen Gefangenen genähert haben, den der Mitangeklagte festgehalten habe. Dessen Tatbeteiligung hat sich nach Auffassung des Gerichts im Verfahren nicht bestätigt.

Übergriffe in JVA in Halle: „Man ist über den Flur gelaufen und zack kam die Hand“

Der Gefangene, vor dessen Zellentür der Hauptangeklagte sich entblößt haben soll, beschrieb den Mann als jemanden, der vor allem Macht ausüben wolle. Er habe da schon „leichte sadistische Neigungen“ vermutet, sagte er im Zeugenstand aus. Nach seiner Schilderung habe der Hauptangeklagte häufig andere Gefangene schikaniert, ihm selbst etwa im Vorbeigehen ans Geschlechtsteil gegriffen. „Man ist über den Flur gelaufen und zack kam die Hand.“

Der Mann hatte auf der fraglichen Station die Position des Hausarbeiters inne, war damit unter anderem für die Verteilung von Putzmitteln und die Essensausgabe zuständig. Nach unbestätigten Vorwürfen soll er auch in das Essen anderer Gefangener uriniert haben.

Die Behörden haben nach dem Vorfall an der Zellentür eingegriffen. Der Zeuge wurde verlegt, um seine viermonatige Haftstrafe weiter abzusitzen. Ein anderer Gefangener erstattete Strafanzeige gegen den 47-Jährigen.