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Gastwirte in Halle reagieren auf den Mindestlohn Gastwirte in Halle reagieren auf den Mindestlohn: Sonntags bleibt die Küche kalt

Von Jan Schumann 03.02.2015, 09:11
Auch in der Sternstraße bleiben in einigen Lokalitäten sonntags die Küchen geschlossen.
Auch in der Sternstraße bleiben in einigen Lokalitäten sonntags die Küchen geschlossen. Bauer Lizenz

Halle (Saale) - Der Sonntagsbraten in beliebten halleschen Restaurants fällt derzeit regelmäßig aus. Gäste stehen in diesen Tagen häufig vor verschlossenen Türen, wenn sie Sonntagabend in der Innenstadt Essen gehen wollen. Auch bei den nicht zuletzt für Touristen interessanten Adressen, wie etwa dem Halleschen Brauhaus, dem griechischen Restaurant Delphi und einigen Gaststuben in der Sternstraße, bleibt am Sonntagabend die Küche kalt.

Sonntag ist kein Tag zum Geldverdienen

Es ist das neue Mindestlohngesetz, das dafür verantwortlich ist, dass Halles Restaurantlichter sonntags zum Teil aus bleiben. So sehen es zumindest die leitenden Gastronomen. „Wir verzichten sonntags bewusst auf das Abendgeschäft“, sagt Brauhaus-Geschäftsführer Temba Schuh. Denn dies sei für Wirte kein Tag zum Geldverdienen, die Kundschaft bleibe eher zu Hause.

Adresse: Große Nikolaistraße 2, 06108 Halle (Saale)

Telefon:0345 212570

Adresse: Barfüßerstraße 20, 06108 Halle (Saale)

Telefon:0345 2033070

Adresse: Bergstraße 1, 06108 Halle (Saale)

Telefon:0345 97726701

Adresse: Kleiner Berlin 2, 06108 Halle (Saale)

Telefon:0345 1353040

Adresse: Große Märkerstraße 18, 06108 Halle (Saale)

Telefon:0345 2029938

„Seit wir wussten, dass die Lohnkosten steigen würden, haben wir das Brauhaus stärker auf den Kundenbedarf ausgerichtet.“ Heißt in der Konsequenz: Verkürzte Öffnungszeiten. In der Woche beginnt die Geschäftszeit erst 17 Uhr, an Sonntagen ist dagegen zur gleichen Zeit Zapfenstreich. Auch im Delphi, Halles bekanntestem Griechen zwischen Markt und Universitäts-Platz, wird seit geraumer Zeit gezwungenermaßen auf das Sonntagsgeschäft verzichtet.

Mindestlohn trifft Gastronomie hart

Lang angekündigt war der Mindestlohn, und dennoch trifft er nun die Branche sehr hart. So klingt es, wenn Bodo Peter Czok, Vorsitzender des Halleschen Kreisverbandes des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands, über akute Probleme der Gastronomen spricht. „Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Personalkosten in den meisten Wirtsstuben um 30 Prozent gestiegen sind“, sagt Czok. Hinzu kämen höhere Kosten der Lieferanten, die von den Betreibern mitbezahlt werden müssten.

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So sind kalte Kochplatten am Sonntag nur das Symptom einer Branche unter Zugzwang, sagen die Wirtschaftsakteure der Stadt. Bei der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK) ist das Problem rund um die gestiegenen Löhne in der Gastronomie bekannt. Geschäftsführerin Antje Bauer benennt die Optionen der Gastwirte: „Sie haben drei Möglichkeiten: Entlassungen, Preise anheben oder Arbeitszeiten verkürzen.“ Und Brauhaus-Geschäftsführer Schuh fügt hinzu: „Wenn Sie mit dem Mindestlohn raufgehen, wollen die restlichen Mitarbeiter natürlich auch mehr Geld haben.“

Zwar sind alle Gastronomen gleich vor dem Mindestlohngesetz, doch in Halle kann das heruntergefahrene Angebot zum Tourismusproblem werden, warnt Wolfgang Fleischer, Chef der City-Gemeinschaft. „Den Gästen ist schlussendlich leider egal, wieso die Restaurants zu sind“, sagt Fleischer. „Sie haben dann kein Verständnis für Begründungen wie Mindestlohn oder gestiegenen Bürokratieaufwand.“ Denn auch dies sei ein wirtschaftlicher Faktor, sagt Czok. „Der Gesetzgeber verlangt eine Dokumentation der Arbeitszeiten und Pausen, dafür geht so viel Zeit drauf, da brauchen sie im Prinzip eine Extra-Arbeitskraft.“

Im Brauhaus war die Einführung des Mindestlohns von 8,50 Euro pro Stunde Auslöser für eine generelle Neusortierung der Geschäftsstrategie. „Die meisten Gastro-Kollegen haben versucht, frühzeitig zu reagieren“, sagt Geschäftsführer Schuh. (mz)