1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Fußball-Verbandsliga: Fußball-Verbandsliga: Platz drei und eine Krone

Fußball-Verbandsliga Fußball-Verbandsliga: Platz drei und eine Krone

Von MICHAEL PIETSCH 05.06.2011, 20:44

Halle (Saale)/MZ. - Samstagnachmittag, 16.45 Uhr, im Stadion der Waggonbauer. Auf die Sekunde, ohne jegliche Nachspielzeit, pfeift Sebastian Sauer aus Aken das letzte Verbandsligaspiel der Saison 2010 / 11 ab. Offensichtlich hat der Schiedsrichter angesichts des verfrühten Hochsommers Erbarmen mit den 22 durstigen Fußballern. Jenen vom BSV Ammendorf, die mit ihrem 8:1 (0:0)-Sieg letztlich den Bronzeplatz gesichert haben und jenen vom SV Staßfurt, die bereits vor der Partie als Absteiger in die Landesliga feststanden.

Kaum hat der Referee die Trillerpfeife aus dem Mund genommen, tapst ein kleiner Junge auf das Spielfeld. Ziel: Enrico Kricke, sein Vati. Der nimmt den acht Monate alten Sprößling auf den Arm, schaut hinüber zu seinen Teamkameraden, die damit beschäftigt sind, noch auf dem Feld einige Sektflaschen zu öffnen und sagt: "Es gibt Wichtigeres als Fußball." Seinen Elias Maximilian eben.

Was der Knirps noch nicht verstehen kann: Sein Vater hat allen Grund zum Feiern. Denn mit dem BSV hat der 34-Jährige soeben Platz drei in der Fußballmeisterschaft Sachsen-Anhalts gesichert. Er hat dazu zwei Tore beigetragen und seiner Mannschaft sogar noch einen Titel beschert: Mit 21 Saisontreffern ist er Torschützenkönig der Verbandsliga.

Allerdings, ganz so einfach, wie die Erfolgsgeschichte beim Saison-Halali auf den ersten Blick anmutet, war sie dann doch nicht. Nicht einmal gegen einen Gegner, der mit Spielern aus der zweiten Mannschaft und einigen A-Junioren aufgefüllt war, weil jene Akteure fehlten, die nach dem bereits perfekten Abstieg ihren Abschied verkündet hatten. Dabei musste man schon in der Startphase um die tapfer kämpfenden Gäste fürchten. Vier Hochkaräter hatten die Ammendorfer in den ersten sechs Minuten - doch Kricke, der drei Mal beteiligt war (2., 4., 5.), traf ebenso wenig wie Marcel Keitel (6.). Irgendwie entstand der Eindruck, alle BSVer verfolgten nur die Absicht, ihrem selbst immer wieder um System bemühten Torjäger in spe den Ball zentimetergenau zu servieren. Und in genau diesem Bemühen verkrampfte der Gastgeber. Auch Robin Zern (26.), Marcel Siedler (40.) und Stefan Kominek (41. / Pfosten) trafen nicht. Selbst das Kommando von Kapitän Marcel Geidel ("Ihr müsst einfacher spielen") verhallte ungehört. Jedenfalls bis zur Pause.

Im zehnten Versuch klappt's

Dann machte der BSV Nägel mit Köpfen, nahm den kräftemäßig abbauenden Gegner auseinander. Komineks 25-Meter-Schuss öffnete den Weg zum klaren Erfolg (48.). In nur sieben Minuten, nach den Toren von Zern (52.) und erneut Kominek (55.), war das Spiel entschieden. Drei Minuten nach dem 4:0 durch Besart Konxheli (70.) die Erlösung für Kricke: Peter Freunds Pass nutzte der für das 5:0 - bei seinem zehnten Torschussversuch. "Man muss auch mal warten können", sagte Kricke, der vor seiner Zeit in Ammendorf auch schon für den HFC, Dessau 05 und Fortuna Magdeburg stürmte. Nach Konxhelis 6:0 (75.) netzte er ein zweites Mal ein (7:0 / 80.). Christian Schülbe machte nach Staßfurts Ehrentor (88.) in der Schlussminute den höchsten Saisonsieg perfekt.

Drei verlassen Ammendorf

Während sich Enrico Kricke nach dem Spiel über die besondere Klub-Prämie in Form eines iPhones freuen konnte, herrschte bei anderen Ammendorf-Spielern etwas Wehmut. Drei verlassen den BSV: Patrick Bloßfeld zieht es, beruflich bedingt, zum MSV Eisleben, Charalampos Chionidis geht nach Zeitz zurück, und Peter Freund wechselt nach eigenen Worten "zu einem anderen Verbandsligisten".

Die gute Laune verderben konnten weder der Abschied von den Teamkameraden noch der Blick auf den holprigen Untergrund im Stadion der Waggonbauer. "Schließlich hat uns unser Präsident Lutz Schülbe für die neue Saison englischen Rasen versprochen", erklärte mit einem breiten Grinsen Stefan Kominek. Solch ein gepflegter Boden würde auch Enrico Kricke entgegenkommen. "Ich habe zwar noch ein, zwei andere kleine Geschichten im Blick. Aber es sieht so aus, als wenn ich noch ein Jahr in Ammendorf dranhänge", sagte der Torjäger und setzte seine Zockermiene auf. Ernsthafte Wechselabsichten klingen anders.