Fußball Fußball: Schuss vor den Bug kommt nicht unerwartet
Halle (Saale)/MZ. - Als Freund der Schocktherapie kann man Hagen Schmidt nicht gerade bezeichnen. Um so mehr dürfte dem Trainer der A-Junioren vom Halleschen FC am Sonntag die 2:7 (0:3)-Heimklatsche in der ersten DFB-Pokalrunde gegen Hertha BSC auf den Magen geschlagen haben. "Das war ein kollektiver Blackout", sagte er gestern. "In der Bundesliga darf uns so etwas nicht wieder passieren."
Dennoch: Wer die Situation rund um die U 19 vom Sandanger genauer betrachtet, wird nicht aus allen Wolken fallen. Schmidts Truppe hat mit jener, die in der letzten Bundesliga-Saison den respektablen neunten Platz belegte und nie mit dem Abstiegsgespenst Bekanntschaft machte, nur noch wenig zu tun. Zehn Spieler gingen, 15 neue kamen. "Meine Elf hat ein neues Gesicht. Einige Abgänge waren altersbedingt", so der HFC-Trainer. Was den Schnitt allerdings erschwert haben dürfte, ist die offensichtlich fehlende Symmetrie in der Alterspyramide des Klubs. So rückten von den B-Junioren mit Torhüter Brian Giebichenstein sowie den Feldspielern Oliver Schmidt und Sebastian Weiske nur drei Eigengewächse auf.
"Diese Fluktuation ist im Fußball-Nachwuchs generell völlig normal", sagt Ralph Kühne, der als Manager des HFC für die wirtschaftliche Seite der Arbeit mit den Talenten zuständig ist. Aber er gesteht zugleich ein: "Bei den B-Junioren haben wir von der Breite her diesmal nicht die Qualität erreicht wie gewünscht." Dementsprechend habe man sich bei anderen Klubs umsehen müssen.
Und dabei hilft, erklärt Coach Schmidt, eine Art Netzwerk. Sogar Berater sind da schon im Spiel. Beim Blick auf den aktuellen Kader fällt auf: Die Neuzugänge kommen aus sieben Bundesländern (siehe "Zugänge"). "Einerseits hat sich unser Nachwuchszentrum einen guten Ruf erarbeitet, was nicht zuletzt Verdienst von Hagen Schmidt ist", meint Kühne. "Und zum anderen bietet auch unser Bundesliga-Nachwuchs für jeden Spieler die beste Plattform, sich für den Männerbereich zu entwickeln und später zu empfehlen." Dabei hofft man vor allem, dass aus Schmidts Kader wieder Spieler den Schritt zu Sven Köhlers Mannschaft packen. Wie zuletzt David Haider Kamm Al-Azzawe oder Dennis Mast.
Beim Blick auf den aktuellen A-Junioren-Kader fällt auf: Mit Florian Dethlefsen und André Grube kamen zwei Kicker sogar vom Erzrivalen 1. FC Magdeburg. Und mit Kevin Zschimmer einer vom Bundesliga-Kontrahenten Hamburger SV. "Er hat sich für uns und nicht für Energie Cottbus entschieden. Das spricht für unsere Arbeit", sagt Schmidt. Am Sonntag wird es für den Norddeutschen besonders ernst: Denn ab 11 Uhr ist der HFC im ersten Bundesligaspiel 2011 / 12 zu Gast beim HSV - Zschimmers ehemaligem Klub also. "Ich bin sicher, dass die Pokalpleite ein Ausrutscher bleibt", sagt Schmidt. Er hat seinen Optimismus zurück.