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Fußball Fußball: Orient mit Hindernissen

Von GOTTFRIED SCHALOW 28.04.2011, 20:01

Halle (Saale)/MZ. - Thomas Diedrich ist Fußball-Trainer. Ein Job also, in dem es auch mal richtig laut wird, wo auch mal ein paar Sätze fallen, die nicht unbedingt druckreif sind. Thomas Diedrich kann aber auch anders, ganz anders. Zum Beispiel dann, wenn er einfühlsam und liebevoll den Pokal in den Händen hält, den seine Jungs im Juni vergangenen Jahres in Karlsruhe geholt haben. Deutscher Hochschulmeister sind seine Jungs dort geworden durch ein 4:2 im Finale gegen Frankfurt am Main. Als erste ostdeutsche Mannschaft überhaupt.

"Der Pokal sieht doch richtig orientalisch aus. So ein bisschen wie eine Wasserpfeife", sagt Thomas Diedrich und zeigt stolz auf die blankgewienerte Aufschrift "2010 Halle". Orientalisch und Wasserpfeife - das ist die elegante Überleitung zum nächsten großen Auftritt der Studenten. Als deutscher Meister haben sie die Startberechtigung für die Europameisterschaft, die schon in sieben Wochen in Istanbul beginnt. Eine Traumreise, vor der sich allerdings noch ein paar gewaltige Hürden auftürmen, weil die Finanzierung auf sehr wackligen Füßen steht.

"Wir werden von der Martin-Luther-Universität mit 2 500 Euro unterstützt. Diese Summe deckt allerdings bei weitem nicht die Unkosten. Wir sind dringend auf Sponsoren angewiesen", sagt Diedrich. Der Verteidiger Marcus Darmochwal, der, wenn er gerade mal nicht für das Studententeam kickt, für Edelweiß Arnstedt in der Verbandsliga spielt, drückt das noch ein bisschen genauer in Zahlen aus. "Das Turnier dauert bis zum Finale eine Woche. Wenn wir ganz knapp kalkulieren, kostet das pro Spieler 750 Euro. Bislang haben wir so etwa 250 Euro für jeden zusammen", sagt Darmochwal. Und weiter: "Wenn es gar nicht anders geht, dann müssen wir uns eben noch ein paar Studentenjobs suchen und den Rest aus eigener Tasche finanzieren." Denn, und das stellt Trainer Diedrich ausdrücklich klar: "Wir wollen selbstverständlich bei diesem einzigartigen Turnier dabei sein." Und dabei die Stadt Halle und den Universitätsstandort würdig vertreten.

Was die Mannschaft dann in Istanbul erwartet, das ist noch so ein bisschen eine Wundertüte. 16 Mannschaften sollen am Turnier teilnehmen, qualifiziert haben sich alle großen europäischen Fußball-Nationen. "Wer da aber genau auflaufen wird, wissen wir noch nicht. Kann ja sein, dass die Engländer oder Holländer da mit ein paar bekannten Namen ankommen. Denn mitspielen kann jeder. Einzige Voraussetzung ist, dass er irgendwo als Student eingeschrieben ist", sagt Darmochwal. "Auf gehobenes Oberliga-Niveau müssen wir uns aber wohl auf jeden Fall einstellen."

Für Halle am Start sind unter anderem Marius Kansy, David Quidzinski und Robin Huth vom Oberliga-Team des VfL Halle 96, dort, wo auch Thomas Diedrich seit November 2010 Trainer ist. Besonders gut kennt der Coach aus seiner Zeit bei Imo Merseburg auch noch seine zweite feste Verteidigergröße Tom Renner. Nach zwei Jahren in Merseburg kickt der inzwischen für den Verbandsligisten Union Sandersdorf, der kurz vor dem Aufstieg in die Oberliga steht. Ebenfalls aus Sandersdorf gehören Christian Kuka und Rico Gängel zum Team. Ein bekannter Name in Halle ist auch Benedikt Seipel. Der Ex-HFC-er kickt jetzt für Lok Leipzig.