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Fußball Fußball: Ein Nationalspieler aus Halle

Von GOTTFRIED SCHALOW 29.06.2012, 20:33

Halle (Saale)/MZ. - Robin Huth sagt immer noch Guten Tag und nicht "Buenos Dias", obwohl ihm das nach fast zwei Wochen in Kolumbien problemlos über die Zunge gehen würde. Dafür präsentiert er stolz das Nationalmannschafts-Trikot des Deutschen Fußball-Bundes, ein Mitbringsel von einer aufregenden Tour durch ein hierzulande weitgehend unbekanntes Land. "Klar doch, auch ich wusste über dieses Land nicht viel mehr als die üblichen Nachrichten, die immer wieder mit Drogen zu tun haben. Dann aber erlebte ich ein wunderschönes Land zwischen Hochgebirge und Karibik, aber auch mit einem extremen Gegensatz zwischen den Villenvierteln der Reichen und unvorstellbarer Armut", erzählt der 22 Jahre alte Oberliga-Fußballer vom VfL 96 Halle.

Huth war als jüngstes Mitglied der Studenten-Nationalmannschaft des Deutschen Fußball-Bundes und gleichzeitig auch als Fußball-Botschafter in Südamerika. Drei Spiele hat er im deutschen Nationalmannschafts-Trikot in Kolumbien gemacht. Das erste in der Hauptstadt Bogotá auf fast 3 000 Meter Höhe, nur wenige Stunden nach der Landung mit noch gehörig Jetlag in den Beinen. "Das zählte nicht so richtig, da war ich hinterher platt wie eine Flunder."

Viel besser ging es dann in Cartagena und in Medellín. "Da habe ich gegen den amtierenden Landesmeister sogar ein Tor geschossen. Schon seltsam, weil mir so etwas hier beim VfL nur höchst selten gelingt", sagt Robin Huth.

Ebenso wichtig waren dem Studenten für Sport und Geografie an der Martin-Luther-Universität in Halle jedoch die Termine außerhalb des Fußballplatzes. Zum Beispiel jener mitten in einer Problemzone in den Außenbezirken von Bogotá. "Zum Glück hatte man uns vorgewarnt, dass die Kinder dort dankbar für alles sind, was man ihnen mitbringt. Sogar für jede Scheibe Brot", erzählt Huth, dem dabei noch ein anderer krasser Widerspruch auffiel. "Für mein Gefühl war in Kolumbien alles sehr teuer, teilweise sogar teurer als in Deutschland. Und dann gleich daneben Kinder, die buchstäblich nichts haben."

Robin Huth war glücklich, den Kindern ein paar Fußballtricks beizubringen. Und er selbst war glücklich, auf dieser Reise mal Einblicke in eine andere Fußballwelt zu bekommen. Denn der ehemalige Bundesliga-Trainer Michael Oenning begleitete die Studenten-Nationalmannschaft, die sich vorwiegend aus Spielern der dritten Liga zusammensetzte. "Wir haben im Training unheimlich viel mit dem Ball und viele Taktik-Schulungen gemacht. Das war eine völlig neue Erfahrung für mich", erzählt Huth gerade in dem Moment, als VfL-Trainer Lars Holtmann vorbeikommt. Holtmann erahnt zumindest den Inhalt des Gespräches, lächelt vielsagend. Huth ebenso. Sicher, die beiden werden in den nächsten Wochen viel über Oenning und Bundesliga-Trainingsmethoden im Oberliga-Alltag zu reden haben.

Für Robin Huth aber war Kolumbien erst der Anfang einer neuen Karriere in der Nationalmannschaft. "Im kommenden Sommer gibt es die Weltmeisterschaft der Studenten im russischen Kasan. Da will ich unbedingt dabei sein. Europameister ist er ja schon. Das war im Sommer 2011 in Istanbul mit einer Auswahl komplett von Halles Uni. Trainer war übrigens der damalige VfL-Trainer Thomas Diedrich. Er hat Huth auch für höhere Aufgaben bei Michael Oenning empfohlen.