Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen geht“ Für die Gesundheit: So hilft ein Hallenser anderen, fit zu werden
Volkmar Rohse trainiert fast täglich auf der Ziegelwiese mit allen, die sich gern bewegen wollen. Dafür ist er für den Esel-Publikumspreis nominiert.

Halle (Saale)/MZ. - Nahezu jeden Morgen steht Volkmar Rohse auf der Ziegelwiese. Selbst bei Minus 22 Grad Celsius hilft er dort als Lehrer anderen, sich zu bewegen. Tag für Tag führt er Übungen aus der traditionellen chinesischen Medizin vor, und jeder kann kostenlos mitmachen. Nun ist er für den Publikumspreis des Bürgerpreises „Der Esel, der auf Rosen geht“ nominiert.
Seit 2013 leitet der 78-Jährige diese lose Gruppe mit Bewegungen aus Tai-Chi und Qigong alleine – mit nur zwei freien Tagen im Jahr. Keiner muss, aber alle können kommen. Angefangen hat er, um selbst gesund zu werden.
Qigong und Tai-Chi helfen Rohse bei der Genesung
Rohse begann 1987, sich mit traditioneller chinesischer Medizin zu beschäftigen, denn „Ärzte hatten mich aufgegeben“, erzählt er. Sein körperlicher Zustand sei damals desolat gewesen. Dem damals jungen Familienvater sei nur noch eine Lebenserwartung von wenigen Monaten zugetraut worden.
Zufällig habe er dann bei der Arbeit als Fremdsprachenbuchhändler Tai-Chi und Qigong kennengelernt. Das habe bei ihm so gut funktioniert, dass er noch einiger Zeit nicht einmal mehr Medikamente nehmen musste. 38 Jahre ist das nun her. „Ich will ein bisschen zurückgeben“, sagt Rohse.
Kostenloser Sport für Jung und Alt
Später lernte er die Gruppe kennen, die zunächst aus Studierenden bestand. Ab 2009 war er dort die Urlaubsvertretung, einige Jahre später übernahm er sie ganz. Heute ist sie offen für Menschen jeden Alters. Von 14- bis zu 96-Jährigen hätten schon Hunderte Bewegungsfreudige mitgemacht.
Montags bis freitags bietet Rohse seine halbstündige Bewegungsreihenfolge 7.30 Uhr auf der Ziegelwiese an. Am Wochenende geht es 8 Uhr los, bei gutem Wetter auch mit größerem Programm. Zusätzlich ist er donnerstags 17 Uhr im Pestalozzipark.
Der Sport hilft bei der Gesundheit
„Wir wollen etwas für unsere Gesundheit tun“, sagt der 78-Jährige. Er freue sich immer, wenn er sehe, wie sich seine Teilnehmenden verändern, fitter werden. Manche sehe Rohse jahrelang nicht, aber auch das sei kein Problem, denn in der Gruppe gebe es keine Pflicht. Stolz erzählt er von Menschen, die er durch seine Bewegungen aufblühen sehen hat. Etwa eine Teilnehmerin, die durch die regelmäßige Wiederholung das Fortschreiten ihrer Parkinson-Erkrankung stark verlangsamt habe.
Und Rohse macht nicht einfach nur die Übungen, er erklärt auch genau, wozu sie dienen. „Für mich ist es wichtig, dass jeder weiß, warum er es macht.“ Deshalb bekomme jeder Neuling eine Mappe mit einer Übersicht über den Großteil der Übungen, ihrer Wirkung und Illustrationen. Wer weitere Fragen zu den Bewegungsformen hat, findet sehr wahrscheinlich bei Rohse Antworten.
Der Rentner sprüht vor Wissen, erklärt, wie die einzelnen Organe mit den anderen Körperteilen zusammenhängen. Im Gespräch merkt man, dass er sich über die vielen Jahre mehr als intensiv mit der traditionellen chinesischen Medizin auseinandergesetzt hat. Rohse weiß, was er tut.
„Wenn jemand mal ein Ohr braucht, habe ich das auch“, sagt der 78-Jährige. Da helfe ihm die mehrjährige Erfahrung als Seelsorger bei der Kirche. „Da habe ich vieles erleben dürfen.“ Die Nominierung für den Bürgerpreis habe ihn dennoch überrascht. Seine ehrenamtliche Tätigkeit mache er nicht für Preise, sondern um anderen Menschen gesundheitlich zu helfen. „Wir müssen etwas tun. Gesundheit ist kein Geschenk.“