Freiimfelde in Halle Ost Freiimfelde in Halle Ost: Der Traum vom Künstlerviertel

Halle (Saale) - Mit der Tristesse eines der problematischsten Viertel in Halle ist es seit über drei Jahren vorbei: Die bunten großflächigen Graffiti der Freiraumgalerie in Halles Osten rund um die Landsberger Straße haben das Quartier gründlich verändert. Und attraktiver gemacht. Nun kommt eine weiterer Anschub für das Projekt: Eine private Stiftung aus Bonn will fünf Millionen Euro in die weitere Entwicklung investieren.
Die gemeinnützige Montag-Stiftung will mehrere leerstehende Wohnhäuser kaufen, in den nächsten fünf Jahren sanieren und dort niedrige Mieten und alternative Wohnkonzepte ermöglichen. Außerdem sollen im sozial problematischen Freiimfelde Brachflächen gekauft werden, um dort etwa einen Spielplatz, einen Park und einen Bolzplatz anzulegen.
Unter 64 Projekten, die sich um die Millionen-Investition für das Programm „Urbaner Raum“ bundesweit beworben haben, hat die Freiraumgalerie den Zuschlag erhalten. „Das Konzept einer Belebung und kulturellen Nutzung von Brachflächen und Immobilien im Viertel passt genau zu unserem Anliegen“, sagt Oliver Brügge von der Montag-Stiftung.
„Denn für uns ist wichtig, dass es vor Ort bereits lokale Akteure im Viertel gibt, mit denen wir das Projekt gemeinsam entwickeln können. Uns hat beeindruckt, was junge Leute und das Engagement der Bürger in den vergangenen Jahren in Freiimfelde bewirkt haben“, so Brügge. Immerhin sei der Leerstand von 50 auf 30 Prozent gesunken.
Bei drei Festivals
Und nicht nur das: Bei drei Festivals unter dem Titel „All you can paint“ kamen international bekannte Künstler nach Halle. Der früher vernachlässigte Stadtteil erlebte einen Aufschwung. Als Wohnstandort wurde er plötzlich interessant, Führungen durch die Galerie sind gut gebucht, ein Treff für Kinder und Anwohner hat sich etabliert. Initiator ist der 28-jährige Raumplaner Hendryk von Busse, der erst vor fünf Jahren nach Halle kam. Der damalige Student der TU Dortmund suchte für seine Abschlussarbeit die Stadt in Deutschland mit dem größten Leerstand - das war Halle. Hier begann er zu erforschen, ob Streetart einen positiven Einfluss auf die Stadtviertel-Entwicklung haben kann.
Mittlerweile unterstützen nicht nur zahlreiche Sponsoren die Freiraumgalerie, sondern mehr als ein Dutzend Ehrenamtliche gehören zum „Team Freiraumgalerie“. „Das Engagement der Montag-Stiftung ist eine unglaublich große Chance. Es kommt genau zum richtigen Zeitpunkt. Denn dem Viertel fehlt noch vieles, um sich weiter zu entwickeln“, sagt Danilo Halle von der Freiraumgalerie. Eben ein Spielplatz für die Kinder beispielsweise.
Von der Situation in Freiimfelde haben sich Oliver Brügge und Stiftungsmitarbeiter bereits seit November ein Bild gemacht. Ideen wurden entwickelt, auch bei einem zweitägigen Workshop im Viertel. Im Planungsamt der Stadt habe man mehrere Gespräche geführt. Von der Kommune erwarte man, so Oliver Brügge, vor allem eine enge Zusammenarbeit. „Die Verwaltung muss sich klar als Kooperationspartner der Stiftung und der Freiraumgalerie bekennen.“
Montag-Stiftung
Die Montag-Stiftung erwartetet zwar gewöhnlich einen zehnprozentigen Eigenanteil der jeweiligen Kommunen. Aber dieser könne beispielsweise auch in einem Bauprojekt eines kommunalen Wohnungsunternehmens in Freiimfelde bestehen. Oder auch in der entsprechenden Mitarbeit in einer zu gründenden Projektgesellschaft. „Ohne das Bekenntnis der Stadt wird sich die Stiftung nicht in Halle engagieren.“
Schon in den vergangenen Monaten habe die Kommune, so Stadtsprecher Drago Bock, die Montag-Stiftung personell sowie mit Fachwissen und Material bei der Entwicklung und Vorbereitung von Projektideen unterstützt. „Die Stadt beurteilt das Engagement der Montag-Stiftung positiv. So kann die begonnene Quartiersentwicklung verstetigt und mit Investitionen in eine Immobilie und in bürgerschaftliche Projekte dauerhaft unterstützt werden.“
Am kommenden Montag sitzen Stiftungsvertreter erstmals bei Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos). Dort soll die mögliche Zusammenarbeit besprochen werden. Und auch ein weiteres Förderprogramm der EU: „Urban Innovative Actions“. Bis zu fünf Millionen Euro könnte Halle für Pilot-Projekte der Stadtteilentwicklung erhalten. „Die Montag-Stiftung würde den notwendigen Eigenanteil der Kommune übernehmen“, sagt Oliver Brügge. So können am Ende sogar zehn Millionen Euro nach Freiimfelde fließen. (mz)