Nur ein Versuch für Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Halle: Nur ein Versuch für Bundespräsident - Diese Frau schreibt die Texte im Goldenen Buch

Halle (Saale) - Jetzt ganz vorsichtig: Hannelore Heise bestreicht ihre Feder mit olivgrüner Aquarellfarbe, setzt die Feder auf das Papier ab und reiht schwungvoll Buchstabe an Buchstabe bis „Saale“ auf dem Papier steht. Über und unter dem Wort sind leichte Bleistiftstriche zu entdecken, die das Schreibfeld markieren. „Besuch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Frau Elke Büdenbender“ ist bereits zu lesen.
Seit 1990 bereitet Hannelore Heise die Seiten im Goldenen Buch und im Gästebuch der Stadt für die Eintragungen von hohen Besuchern der Saalestadt vor. Am Montag wird Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zusammen mit seiner Frau Elke Büdenbender Halle besuchen und sich im Goldenen Buch verewigen - gerade bereitet Heise diese Seite vor. „Ich brauche dafür insgesamt knapp zwei Stunden“, sagt die 77-Jährige, die mehr als 28 Jahre lang Schriftdozentin an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein war.
Eintragung ins Goldene Buch der Stadt Halle: Einige Vorarbeiten nötig
Bevor die Diplom-Grafikerin die endgültige Eintragung ins Goldene Buch schreibt, sind einige Vorarbeiten nötig. Dazu gehört unter anderem das Einteilen des Schreibfeldes und auch das Vorschreiben des Textes. „Das mache ich, damit ich weiß, wie lang die Namen werden - die messe ich dann auch aus. Wenn ich in das Buch schreibe, habe ich nur einen Versuch. Es muss alles klappen“, erklärt die 77-Jährige der MZ.
Damit die Farbe auf dem Papier nicht verläuft, setzt sie Aquarellfarben ein. Ein sehr dunkles Grün - das fast ins Schwarze geht - für die Namen und Olivgrün für die restlichen Textelemente. „Die Schriftart, die ich verwende, heißt Renaissance Antiqua - eine sehr alte Schrift, die aber noch immer modern ist“, so Heise.
Ehemalige Burg-Dozentin: „Ich fühle mich wohl dabei“
Wenn Hannelore Heise das Goldene Buch in ihrem heimischen Arbeitszimmer liegen hat, schaut sie sich gerne die Eintragungen der vergangenen Jahre an. „Das ist schon das zweite Goldene Buch der Stadt. Am 3. Juli 2009 hat sich die Bundeskanzlerin Merkel als Erste eingetragen“, sagt die Kalligraphin, während sie sich die Signatur der Kanzlerin ansieht. „Bei einer Eintragung war ich noch nie dabei. Es stört mich aber auch nicht, denn die Gäste besuchen mich ja nicht persönlich“, sagt Heise lachend. Sie fühle sich dennoch geehrt, dass sie das Goldene Buch vorbereiten dürfe.
„Ich fühle mich wohl dabei“, so die ehemalige Burg-Dozentin. Doch nicht nur die Eintragungen der verschiedenen Persönlichkeiten sind besonders, sondern auch das Buch an sich. Gestaltet wurde es von Andreas Richter. Der französische Einband (erkennbar am dünnen Faden) ist aus Leder und goldgeprägt. Der Buchschnitt (die drei Seiten des Buchblockes) zeigt eine detaillierte Halloren-Darstellung, deren Vorlage ein Stich aus dem 18. Jahrhundert ist. (mz)

