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Frank Henneberger Frank Henneberger: "Tesla" macht sich 'ne Platte

Von Katja Pausch 23.12.2015, 10:07
Fachmännischer Blick Frank Henneberger repariert vom Röhrenradio bis zur Lautsprecherbox alles - auch den DDR-Plattenspieler "PA1205".
Fachmännischer Blick Frank Henneberger repariert vom Röhrenradio bis zur Lautsprecherbox alles - auch den DDR-Plattenspieler "PA1205". Günter Bauer Lizenz

Halle (Saale) - Mit seinem Spitznamen können nur Experten etwas anfangen: "Tesla". Warum zumindest einige seiner Mitmenschen Frank Henneberger nach dem serbischen Erfinder, Physiker und Elektroingenieur Nikola Tesla benennen, wird klar, wenn man Hennebergers Laden am Alten Markt betritt. Dort trifft man den 56-Jährigen zwischen alten Röhrenradios und Tonbandgeräten, zwischen Verstärkern, Mischpulten, Boxen und Fernsehern an - wenn er nicht gerade in seiner Werkstatt werkelt.

Plattenspieler häufig in der Werkstatt

Derzeit sind es vor allem Plattenspieler, die Henneberger in seiner berühmten und landesweit einzigartigen Fernsehklinik verarztet. "So kurz vor Weihnachten holen viele ihre alten Platten samt Spieler wieder hervor und stellen fest: Das Ding ist kaputt", so Hennebergers Erfahrung. Gerade erst hat der gelernte Elektriker mit Meisterbrief wieder mal ein besonderes Exemplar in die Hände und damit zur Reparatur übertragen bekommen: "Der PA 1205 war in der DDR ein hochmoderner Plattenspieler. Der kostete 1 780 Mark - eine Riesenstange Geld im Osten", so Henneberger. Das gute Stück lief über einen Mikroprozessor, der eine Titelwahl auf der Schallplatte möglich machte - so wie es heute bei einer CD allgemein üblich ist. Überhaupt war die DDR-Unterhaltungselektronik von RFT von hochwertiger Qualität; vor allem aber war sie langlebig und reparaturfähig - und Henneberger ist so ziemlich der Einzige weit und breit, der sich damit noch auskennt.

30 Jahre ist er im Geschäft, hat Elektriker gelernt und war über 20 Jahre Tontechniker für diverse Ost-Rockbands. Für hallesche Bands hat er auch die Verstärker repariert: Martin Jones und die Musiker von Elf, Fam und vielen anderen zählten und zählen auch heute noch zu seinen Kunden. Gegründet wurde das Geschäft 1926 von den Herren Wiebach und Gaudig - damals noch als Radioklinik, denn Fernseher gab’s da noch nicht.

"Ein Kunde schenkte mir vor einiger Zeit so eine Zeitungskladde, wie sie in Lokalen üblich war, mit Reklame - darunter auch vom damaligen Funkhaus Alter Markt", sagt Henneberger und hält eine ungefähr A-3-große Mappe in den Händen - quasi ein Stück Handwerksgeschichte von Halle. Später dann hat Ernst Deiner und zur Wende Henneberger das Geschäft übernommen. Der wiederum kam eigentlich "aus der Industrie". Zu DDR-Zeiten hatte Frank Henneberger auf dem Gebiet hochmoderner Schweißroboter und CNC-Steuerung gearbeitet.

Auch Musiker lassen hier ihre Instrumente reparieren

Nicht nur für Schallplatten-Fans ist "Tesla" nun heute der rettende Engel. Auch Musiker lassen bei ihm ihre elektronischen und elektrotechnischen Geräte - Verstärker, Boxen und mehr - auf Vordermann bringen. Ersatzteile, zum Beispiel für das gute alte Röhrenradio oder nostalgische Tonbandgeräte, beschafft Henneberger über "Connection" oder bei insolvent gegangenen Betrieben. Manches Teil stellt er auch selbst her - eine Uhrmacherdrehbank macht’s möglich. Und auch wenn Henneberger ab morgen wie alle anderen die Weihnachtsfeiertage genießen wird - für ganz dringende Fälle ist er heute und morgen bis Mittag noch im Laden. Man weiß ja nie... (mz)

Werbeaufschrift für das 1926 gegründete Funkhaus Alter Markt.
Werbeaufschrift für das 1926 gegründete Funkhaus Alter Markt.
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