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Franckesche Stiftungen Franckesche Stiftungen in Halle (Saale): Sanierung auf der Zielgeraden

Von Detlef Färber 21.03.2017, 11:00
Fertiges neben Unsaniertem: Die „Kleine Feldscheune“ ist eins der letzten Stiftungsgebäude, die gerettet werden müssen.
Fertiges neben Unsaniertem: Die „Kleine Feldscheune“ ist eins der letzten Stiftungsgebäude, die gerettet werden müssen. Günter Bauer

Halle (Saale) - Kaum 30 Jahre sind vorbei, da waren’s nur noch drei! Wer hätte das gedacht. Das einst als unmöglich geltende Unterfangen, die zu DDR-Zeiten gebäudemäßig buchstäblich ruinierten Franckeschen Stiftungen zu retten, zu sanieren und neuen Nutzungen zuzuführen, ist so gut wie geschafft. Denn nur noch drei Gebäude gilt es in einer letzten Bauphase herzurichten.

Die ist nun quasi offiziell eingeläutet worden, als Sachsen-Anhalts Kulturminister Rainer Robra (CDU) am Montag gemeinsam mit Stiftungs-Chef Thomas Müller-Bahlke die entsprechenden Pläne der Öffentlichkeit vorgestellt hat. Und - fast wichtiger noch - den Plan für die Finanzierung, denn die steht inzwischen - mit 12 Millionen Euro, jeweils die Hälfte davon begen Bund und Land.

Sanierung in Halle: Es geht um die noch bis vor wenigen Jahren als solche genutzte Druckerei der Franckeschen Stiftungen

Man habe das Geld „zusätzlich besorgen“ können, ohne dass es im Kulturbereich nun anderswo fehle, verkündeten Robra und sein Staatssekretär Gunnar Schellenberger.

Es kann also losgehen, soweit es nicht schon losgegangen ist. Denn zumindest die Vorarbeiten laufen längst - auf planerischem und denkmalschützerischem Gebiet, so Müller-Bahlke. Es geht um die noch bis vor wenigen Jahren als solche genutzte Druckerei der Stiftungen, die als Cansteinsche Bibeldruckanstalt einst eine zentrale Rolle im Franckeschen Missionswerk spielte.

2020 soll das Rettungswerk für die Franckeschen Stiftungen in Halle abgeschlossen sein

Zudem stehen noch die Kleine und die Große Feldscheune in völlig oder fast völlig unsaniertem Zustand quasi als Kontrastprogramm inmitten eines vorbildlich wiederhergerichteten Ensembles. Und gleichsam als Gedankenstütze und Erinnerung daran, was den gesamten Stiftungen bevorgestanden hätte ohne die deutsche Einheit.

Insgesamt werden es dann 150 Millionen Euro gewesen sein, wenn - wie geplant - im Jahr 2020 das Rettungswerk für die Franckeschen Stiftungen abgeschlossen sein wird - nach 30 Jahren! Fast ebenso lange habe das Paul Raabe, der Initiator des Wiederaufbaus und erste Direktor der wieder erweckten Stiftungen, vorausgesagt - so erinnert sich Rainer Robra, der als damaliger Staatssekretär im neuen Justizministerium in Magdeburg auch mit der Konstruktion dieser Stiftung zu tun hatte.

Staatssekretär Rainer Robra: Bei „keiner zweiten Einrichtung in Sachsen-Anhalt“ habe sich der Bund so eingebracht

Bei „keiner zweiten Einrichtung in Sachsen-Anhalt“ habe sich der Bund so eingebracht wie bei den Franckeschen Stiftungen - blickt Robra zurück.

Nach vorn zu blicken, blieb damit Müller-Bahlke vorbehalten, der sich natürlich längst über die Nutzung der letzten drei - von von insgesamt 50 - noch zu sanierenden Gebäuden seine Gedanken gemacht hat.

Gebäude der Franckeschen Stiftungen für Nutzungen von Bibliothek, Archiv und viel mehr

Die Druckerei als Haus 52/53 der Stiftungen sowie die Große Scheune (Haus 32) und die Kleine Scheune (Haus 34) sollen für Nutzungen von Bibliothek und Archiv einerseits, für die Nutzung durch museumspädagogische Angebote anderseits und nicht zuletzt auch als Veranstaltungsorte ausgebaut und genutzt werden: Veranstaltungsorte etwa für das nun auch schon seit Jahrzehnten erfolgreiche Jugendprojekt „Spielehaus“ und auch für die in den Stiftungen ansässige Kulturstiftung des Bundes - vor allem aber für alle anderen bisher in den Stiftungen ansässigen Institutionen wie etwa die Universität.

Mit Blick auf letztere hofft der Stiftungsdirektor übrigens noch auf einen großen Zuzug: den des Uni-Archivs.

Müller-Bahlke: „Ein europaweit wohl einzigartiger Bildungskomplex“

Mit der Strategie, die Sanierungen parallel mit den Nutzungen zu planen, gehe auch auf Paul Raabe zurück, sagt dessen Nach-Nachfolger Müller-Bahlke und merkt an, dass man damit gute Erfahrungen gemacht habe - dergestalt, dass es in den Stiftungen in all den Jahren praktisch noch keinen Leerstand gegeben habe.

Dabei solle es auch bleiben in diesem, so Müller-Bahlke - „europaweit wohl einzigartigem Bildungskomplex“. Und selbst das schlimme Wort „Weltkulturerbe“ ist eingangs der Zielgeraden der Sanierung am Montag noch gefallen. Minister Robra sagte, für ihn persönlich seien Halles Stiftungen „schon von Anfang an Welterbe“ gewesen. (mz)

Begehung vor Baubeginn: Minister Rainer Robra (l.) mit dem Stiftungsdirektor Thomas Müller-Bahlke.
Begehung vor Baubeginn: Minister Rainer Robra (l.) mit dem Stiftungsdirektor Thomas Müller-Bahlke.
Günter Bauer
Historische Bauzeichnung der großen Feldscheune
Historische Bauzeichnung der großen Feldscheune
Günter Bauer
Die schöne Rückseite einer Erfolgsgeschichte: Der Lindenhof
Die schöne Rückseite einer Erfolgsgeschichte: Der Lindenhof
Günter Bauer