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Fotoausstellung im Kunstforum Fotoausstellung im Kunstforum: Halles neue Welt nach der Wende

Von Silvio Kison 06.09.2016, 10:45
Über Halle lag oft Nebel oder Smog.
Über Halle lag oft Nebel oder Smog. Markus Werner

Halle (Saale) - Die Zeiten waren andere: Damals während der Wende. Die alte Welt der Ostdeutschen, der DDR-Bürger, sie brach zusammen. Damals, das war 1989. Was folgte war große Verunsicherung und dieses Gefühl der absoluten Freiheit. Eine Freiheit, die oft in Anarchie mündete: Diesem Austesten der Grenzen ohne Angst vor den unbekannten Regeln.

Genau in dieser Zeit zückte Markus Werner seinen Fotoapparat der Marke Praktica BX 2 und begann zu fotografieren: Hautnah auf der Straße und im eigenen Freundeskreis. In Halle und Berlin war er damals Zuhause. Und genau da hat er auch fotografiert. Seine Bilder zeigt er nun erstmals in einer Ausstellung im Kunstforum in Halle unter dem Titel „Zeit der großen Freiheit – Halle und Berlin von 1989 bis 1997“.

In Halle und Berlin aufgewachsen

Markus Werner wurde 1970 in Dessau geboren und wuchs in Halle und Berlin auf. 1987 begann er in Berlin eine Lehre zum Lokschlosser. Von 1993 bis 1995 war er Assistent und Schüler von Ute und Werner Mahler in der namhaften „Ostkreuz“-Agentur. „Ich bin damals einfach mit meiner Mappe hin und habe mich vorgestellt“, erinnert sich Markus Werner. Eigentlich wollte er Fotoassistent bei dem bekannten Fotografen Harald Hauswald werden.

„Der brauchte keinen Assistenten“, erinnert sich Werner. Zum Glück saß damals die schon erfolgreiche Fotografin und Mitbegründerin der Fotoagentur Ostkreuz Ute Mahler dabei und schaute sich seine Mappe an. Danach war alles klar: Er bekam die Chance, seinen Traum vom Fotografieren zu leben.

Leiter der Fotowerkstatt im „Künstlerhaus 188“

Ab Sommer 1996 bis 2000 wohnte er in Halle, wo er unter anderem als Leiter der Fotowerkstatt im „Künstlerhaus 188“ arbeitete. „Ich kannte mich in Halle aus, weil ich bereits eine Zeit lang hier gewohnt habe“, sagt der 46-Jährige. Das war 1989. Kurz vor der großen Zeit des Umbruchs. Markus Werner sollte zur Volksarmee gehen - das wollte er nicht. Versteckte sich in Halle und begann mit dem Fotografieren.

„Ich dachte damals immer, dass es so neblig ist“, erinnert sich der Fotograf. Aber er stellte später fest, dass es gar kein Nebel war, der seinen ersten Bildern diesen leicht morbiden Anschein gab. „Es war schlichtweg der Smog, der damals überall in der Luft lag“, sagt er.

Wahnsinn der Wende

Rückblickend betrachtet sind es gerade diese Aufnahmen, die seinen Bildern eine gewisse Stärke geben. Dieses Gefühl, dass es zu Ende geht mit der Welt der DDR. Gerade das wird dadurch gestärkt. Auch der Wahnsinn der Wende, wird in seinen Bildern deutlich. „Für mich und die Menschen in meinem Freundeskreis war die Zeit danach nur extrem. Es war Freiheit, aber eigentlich herrschte Anarchie“, sagt Werner rückblickend. Diese Zeit ist vorbei. Und auch der Fotograf hat sich verändert: Er zog nach Berlin, arbeitete als freier Fotograf.

Ab 2001 hielt er sich mehrere Monate in Island auf, wo er mit der Autorin Judith Hermann ein Foto- und Textbuch produzierte. Von 2006 bis 2012 lebte er sogar in Norwegen. Seit 2012 arbeitet er wieder in Deutschland als freier Fotograf: Und zwar in einem Dorf an der Saale bei Halle - also wieder zurück in der alten Heimat, wo alles begann. (mz)

Die Ausstellung ist vom 6. September bis 2. Oktober im Kunstforum in der Bernburger Straße zu sehen.

Feiern bis der Arzt kommt.
Feiern bis der Arzt kommt.
Markus Werner