Folgen der Gasexplosion Folgen der Gasexplosion: Vorfreude auf Fest getrübt
Halle/MZ. - Von Weihnachts-Atmosphäre war bei Familie Varady-Prinich gestern noch nichts zu spüren. Während andere das Essen für Heiligabend vorbereiteten oder letzte Einkäufe tätigten, mussten in der Wohnung der Eheleute Dagmar und Matthias zahlreiche zerborstene Fensterscheiben erneuert werden. Wo das noch nicht passiert war, ersetzte Folie das Glas. So konnte die Dezemberkälte ungehindert in die Gründerzeitvilla in der halleschen Karl-Liebknecht-Straße eindringen.
Das Haus des Architekten Matthias Prinich war bei der Gasexplosion in einem Haus in der Stephanusstraße am Samstag in Mitleidenschaft gezogen worden. "Das hat bei uns alles durcheinander gebracht. Aber bis Heiligabend werden wir das mit der Feststimmung wieder hinbekommen", sagte der 43-jährige. Bis auf die kaputten Fenster machte Prinichs Haus auf den ersten Blick einen unversehrten Eindruck. Doch zersplitterte und verschobene Türrahmen sowie ein Riss in einer Treppenhaus-Decke verdeutlichten die zerstörerische Kraft der Druckwelle, die sich nach der Explosion im Mühlwegviertel ausgebreitet hatte. Bis heute Abend soll alles fürs Erste vergessen sein. "Meine Mutter, die aus Thüringen über Weihnachten zu Besuch kommen will, mussten wir um einen Tag vertrösten", erzählte Dagmar Varady-Prinich. Dafür wird die Mutter den Heringssalat mitbringen, der bei Prinichs an Heiligabend traditionell gegessen wird.
Neben Prinichs Haus sind etwa 100 weitere Gebäude im Umfeld der explodierten Villa beschädigt worden. Zahlreiche Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen und verbringen nun Weihnachten bei Freunden oder Verwandten. Zum Beispiel Michael Karlovski aus der Stephanusstraße 1. Alle Mietparteien mussten das Haus räumen. Wie Karlovski wurden auch seine tierischen Mitbewohner - darunter ein Leguan sowie Fische - zeitweise obdachlos. Ein Terrarium und ein Aquarium gingen zu Bruch. "Der Zoo hat die Tiere jedoch bereitwillig aufgenommen", so Karlovski.
Auch bei Marie Dommel und ihren Eltern hat sich die Vorfreude aufs Fest eingetrübt. Sie haben ihre Wohnung in der Stephanusstraße 7 wegen zerstörter Fenster vorerst verlassen. "So verbringen wir Heiligabend bei meinen Großeltern", sagte die 17-Jährige.
Indes suchte die Polizei nach der Ursache der Explosion. Mit Hilfe von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk tasteten sich die Fahnder in den Keller der Villa vor. Der Katastrophenort war weiträumig abgeriegelt - zum Leid der in der Sperrzone ansässigen Geschäftsleute. "Wir haben 70 Prozent weniger Kunden", sagte Blumenhändlerin Christine Büsching. Seite 12