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Feste Gruppen und Maske Feste Gruppen und Maske: Wie das Giebichenstein-Gymnasium in Viruszeiten unterrichtet

Von Julius Lukas 28.08.2020, 12:30
Anton geht in die zwölfte Klasse des Giebichenstein-Gymnasiums und trägt auch auf dem Schulhof Maske.
Anton geht in die zwölfte Klasse des Giebichenstein-Gymnasiums und trägt auch auf dem Schulhof Maske. Silvio Kison

Halle (Saale) - Auf die Frage hin, wie es denn sei, unter Corona-Bedingungen wieder in die Schule zu starten, muss Anton nicht lange überlegen: „Kacke“, sagt der Zwölftklässler des Giebichenstein-Gymnasiums „Thomas Müntzer“ (TMG), der am Donnerstagvormittag mit seinen Mitschülern auf dem Hof der Schule sitzt. Durch den vier Monate lang eingeschränkten Unterricht seien Lernlücken entstanden. „Den Stoff müssen wir jetzt aufholen und uns gleichzeitig auf das Abitur vorbereiten“, so der Zwölftklässler.

Corona-Maßnahmen einen breiten Schatten am TMG

Was den 18-Jährigen und seine Mitschüler zusätzlich schmerzt, ist der Ausfall der Abschlussfahrten. „Wir wären nächste Woche nach London gefahren, andere aus dem Jahrgang nach Rom.“ Diese Reisen wurden ebenso gestrichen wie Schulkonzerte oder der „Tag der offenen Tür“. „Da wollten wir Geld für unseren Abiball sammeln“, sagt Anton. Das falle nun aus.

Auf den Start des neuen Schuljahres, das merkt man im Gespräch schnell, werfen die Corona-Maßnahmen einen breiten Schatten. Und das sieht man auch, wenn man über das Gelände des TMG läuft, das eine der größten Schulen in Sachsen-Anhalt ist. Im März stand das Gymnasium kurzzeitig im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses, weil nach einem Skilager in Südtirol (Italien) mehrere Schüler und Lehrer in eine 14-tägige Quarantäne mussten.

Unterricht in Viruszeiten: Aufteilung der Schüler in Kohorten 

Nun begegnen einem ständig Gruppen maskierter Schüler, die angeführt von einer Lehrkraft durch die Flure laufen - fast so, als wären sie eine Reisegruppe auf Städtetrip. Was es mit der Grüppchenbildung auf sich hat, weiß Thomas Gaube. Er ist Direktor am TMG. „Wir mussten unsere Schüler in Kohorten aufteilen, die den ganzen Schultag über beieinander bleiben“, erklärt er.

Damit soll verhindert werden, dass bei einem Infektionsfall die gesamte Schule geschlossen werden muss. „Es wäre dann immer nur die jeweilige Kohorte betroffen.“ Diese Einteilung in kleine Einheiten ist nur eine von vielen Maßnahmen, die die Schulen im Vorfeld des neuen Schuljahres treffen mussten: gestaffelter Schulstart, feste Klassenräume, variable Pausenzeiten.

Maskentragepflicht am Giebichenstein-Gymnasium

„Alle Regeln festzuschreiben, war schon ein großer Zusatzaufwand“, sagt der TMG-Direktor, der jedoch die große Freiheit lobt, die das Bildungsministerium den Schulen bei der Ausgestaltung der Regeln gab. So wurde etwa nur für die ersten zwei Tagen eine Maskentragepflicht vorgegeben. 

„Für unsere Schule habe ich jedoch in Absprache mit dem Kollegium bestimmt, dass wir auch danach erst einmal dabei bleiben“, sagt Thomas Gaube. Zwei Tage wären ihm zu wenig gewesen. „Am Ende bin ich es ja, der sich im Falle einer Infektion vor den Eltern verantworten muss.“

In Abschlussklassen keine Einteilung in kleine Gruppen möglich

Wenngleich er die Freiheiten bei der Gestaltung des Unterrichtsalltags begrüßt, so hätte sich Gaube gerade im Hinblick auf die Abiturstufe mehr Mut vom Bildungsministerium gewünscht. „Dort hätte man über einen Mund-Nasen-Schutz auch im Unterricht nachdenken sollen.“ Denn in den Abschlussklassen ist aufgrund des Kurssystems keine Einteilung in kleine Gruppen möglich.

Eine Kohorte umfasst deswegen bis zu 120 Schüler. „Und wenn es dort dann einen Infektionsfall gibt, sind alle davon betroffen.“ Für Zwölftklässler Anton und seine Mitschüler würde das dann im schlimmsten Fall bedeuten, dass die Lernlücken im Abiturjahr noch größer werden. (mz)