Feiningers "Familientreff" Feiningers "Familientreff": "Comeback"-Ausstellung zeigt sieben Halle-Bilder

Halle (Saale) - Er hat hat gesucht und gefunden - dann angefragt, gebeten, verhandelt und in der Mehrzahl der Fälle auch Erfolg gehabt. Moritzburg-Chef Thomas Bauer-Friedrich hatte es sich in den Kopf gesetzt, als eins der Highlights jener Ausstellung namens „Das Comeback“, die am Wochenende eröffnet wird, vor allem auch den Halle-Gemälden von Lyonel Feiniger (1871-1956) eine Art Familientreffen zu ermöglichen. Jenen Bildern also, die der Bauhausmeister vor nun ziemlich genau 90 Jahren - nämlich zwischen 1929 und 1931 in Halle und von Halle gemalt hatte.
Elf an der Zahl waren es - und eins davon, namens „Bölbergasse“ gilt seit dem Krieg als verschollen. Da waren’s also nur noch zehn, und genau diese zehn hatte das Ausstellungsvorbereitungsteam des halleschen Kunstmuseums ins Auge gefasst, um sie bei jener Schau zu präsentieren, mit der sich die Moritzburg nun quasi auch am zu Ende gehenden Jubiläum „Hundert Jahre Bauhaus“ beteiligen wird - und womit sich zugleich die Moderne noch in einem etwas weiteren Sinne zu feiern gedenkt.
1937 als „Entartete Kunst“ geschmäht
Der dritte und sogar namensgebende Aspekt des Ausstellungskonzepts fasst allerdings den schlimmsten Einschnitt in der Sammlungsgeschichte des Hauses ins Auge - nämlich die Beschlagnahme jener Bilder, die die Nazis im Jahr 1937 als „Entartete Kunst“ geschmäht hatten, was die betroffenen Werke im Nachhinein aber sowohl kunsthistorisch als auch mit Blick auf den Kunstmarkt quasi geadelt hat.
Dazu zählt auch der Feininger-Zyklus, von dessen erreichbaren Werken die Moritzburg ab dem Samstag sieben Gemälde präsentieren kann: Und dies tut auf eine innerhalb ihrer großartigen Ausstellungsarchitektur noch hervorgehobene Weise auf einer nach innen gerundeten Stellwand.
Leihgaben der Münchner Pinakothek
Zu sehen sind dort - gegenüber vom einzigen querformatigen Gemälde, das in der unverwechselbaren Bildsprache des Deutsch-Amerikaners den halleschen Dom zeigt - nun sieben in engem Zusammenhang stehende Bilder vom Markt und seinem Umfeld: So das leider nur noch in alten Bildern vorhandene und erinnerliche „Trödel“-Viertel, so die Marktkirche, frontal von der Marktseite zur Abendstunde betrachtet, dann die „Marktkirche mit Pfeil“ und ein weiteres, mit „Marienkirche I“ betiteltes Bild, letzteres aus eigenem Bestand des Hauses.
Die anderen sind Leihgaben der Münchner Pinakothek, des Berliner Bauhausarchivs und der Kunsthalle Mannheim. Hinzu kommen noch zwei Bilder, die jeweils den Roten Turm als Krone und als den Blick öffnende Offenbarung aus einer engen Häuserschlucht heraus präsentieren. Das mit „Roter Turm I“ benannte ist seit 2009 wieder im Eigentum der Moritzburg, das zweite ist eine Leihgabe der vom einst in Halle tätig gewesenen, späteren Chemie-Nobelpreisträger Karl Ziegler begründeten Sammlung Ziegler.
„Ursprünglich war ja nur ein Bild geplant“
Besonders diese Bilder sind geeignet, das, was man die Magie des ganz eigenen halleschen Stadtbilds nennen könnte, dem Betrachter vor Augen zu führen.
Feininger hatte sich wohl vor allem anhand solcher Blicke und Impressionen in Halle verliebt, wo er im Torturm der Moritzburg sein Atelier hatte. „Ursprünglich war ja nur ein Bild geplant. Es sollte nach Magdeburg gehen“, erläutert Museumssprecherin Katrin Greiner. Dumm gelaufen für die heutige Landeshauptstadt: Denn angekommen ist dort keins. (mz)