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Familiendrama am Weinberg in Höhnstedt Familiendrama am Weinberg in Höhnstedt: Polizei sucht 31-jährigen Messerstecher

Von Jan Schumann 08.06.2015, 14:19
Tätersuche aus der Luft: Über Höhnstedt kreiste gestern ein Polizei-Hubschrauber. Der Messerstecher blieb verschwunden.
Tätersuche aus der Luft: Über Höhnstedt kreiste gestern ein Polizei-Hubschrauber. Der Messerstecher blieb verschwunden. Silvio Kison Lizenz

Höhnstedt - Über dem Weinberg rattert der Hubschrauber, durch die Straßen zieht die Hundestaffel. Höhnstedt ist am Montag im Ausnahmezustand. Polizisten in Uniform und Zivil durchkämmen den Ort - doch der Mann, nach dem Dutzende LKA-Beamte so dringend fahnden, bleibt auch 24 Stunden nach der Tat verschwunden.

Höhnstedt sucht einen Messerstecher, die Polizei führt Mord-Ermittlungen. Der 31-jährige Christian B., von dem bis Montagabend jede Spur fehlte, soll am Sonntagabend seine Ex-Lebensgefährtin beinahe getötet haben - mit mehreren Messerstichen in Bauch und Rücken. Tatort war die Neubau-Wohnung der Frau in der Straße „Am Ring“, nur einen Steinwurf von der Kirche des Ortes entfernt. So lauten die Rahmendaten, die die Polizei veröffentlicht. Ein Beziehungsdrama, sagen Nachbarn und Bekannte: Denn kurze Zeit zuvor hatte die junge Höhnstedterin die Liaison für beendet erklärt.

Dann folgte die Bluttat in der Sonntagsnacht. Der Notruf erreichte die Polizei gegen 21.45 Uhr. „Ich hörte einen spitzen Schrei aus der Wohnungen unserer Nachbarin“, schildert Ulrike Spröte, Bewohnerin des Neubau-Blocks. „Sekunden später stürmten die Verletzte und ihr Ex aus der Haustür. Die Frau hielt sich die Seite, blutete am Oberkörper und flüchtete über die Straße in ein Nachbarhaus“, erzählt die 26-jährige Anwohnerin. „Der Mann rannte überstürzt Richtung Kirche, hielt das Messer fest in der Hand.“ Aufgeschreckt durch den Lärm auf der Straße verfolgte gut ein Dutzend Höhnstedter das Drama an den Fenstern.

„Mein Lebensgefährte verfolgte den Täter auf den ersten Metern“, sagt Nachbarin Ulrike Spröte. „Doch als er sah, dass dieser das blutige Messer noch in der Hand hielt, schreckte mein Freund zurück.“ Die Waffe sei etwa 20 Zentimeter lang gewesen. „Ein Küchenmesser“, sagt Nachbar Pascal-Maurice Patzel, der das Geschehen ebenfalls beobachtete.

Täter in Panik

Der Täter geriet in Panik, erzählen Augenzeugen. Mit der Tatwaffe in der Hand sei der 31-Jährige auf das Kirchen-Grundstück zugesprintet. Er klinkte am Tor, doch das war verschlossen. Also flüchtete der Täter in eine Seitenstraße Richtung Platz des Friedens. „Hier endet die Spur für uns“, sagt Ulrike Spröte.

Dass das verletzte Opfer die Stunden nach dem Angriff überlebte, ist den Ärzten zu verdanken. Nach MZ-Informationen erlitt die Frau Stichwunden in den Rücken, den Magen und in die Lunge. Noch in der Nacht zu Montag wurde die 30-Jährige notoperiert, sagte Ulrike Diener, Sprecherin der Polizeidirektion in Halle. Weitere Eingriffe folgten am Montag. Im kritischen Zustand war an eine Vernehmung des Opfers durch Polizisten bislang nicht zu denken. Die beiden Kinder der Höhnstedterin befinden sich derzeit bei ihren Großeltern.

Ohne die Aussagen der beiden Tatbeteiligten blieben die zentralen Fragen des Falls unbeantwortet. Weder zum Grund für den Angriff gab es belastbare Informationen aus der Polizeidirektion noch zum Verbleib des Gesuchten.

Obwohl der 31-Jährige innerhalb des 1500-Einwohner-Ortes zu Fuß floh, fehlt es den Ermittlern an Anhaltspunkten für dessen Aufenthalt - trotz Hubschrauber-Fahndung in der Nacht und am Folgetag. Ein Polizei-Spürhund wurde noch in der Nacht scharf gemacht und auf die Suche geschickt - persönliche Gegenstände des Gesuchten, der aus dem Salzlandkreis stammt und als Lastwagenfahrer arbeitet, befanden sich noch in der Wohnung seiner Ex-Freundin.

Jetzt bittet die Polizei die Bevölkerung um Hinweise auf den Verbleib des Täters. Er soll 1,70 bis 1,75 Meter groß sein, dunkelblondes Haar haben und in beiden Ohren jeweils zwei Ringe tragen. Seine Erscheinung entspricht dem eines 25- bis 30-Jährigen. Zuletzt trug er eine dunkle Hose und ein blaues T-Shirt. (mz)

Hinweise nimmt die Polizeidirektion unter 0345/224 12 91 entgegen.

In dem Neubau-Block „Am Ring“ begann die Polizei mit der Spurensuche.
In dem Neubau-Block „Am Ring“ begann die Polizei mit der Spurensuche.
Silvio Kison Lizenz