Familie lässt die Federn fliegen
Halle/MZ. - "Am Feierabend sehe ich aus wie Frau Holle", sagt Petra Weiß augenzwinkernd. Die Saarländerin betreibt gemeinsam mit ihrem Mann eine mobile Bettfedernreinigung, die zweimal im Jahr Station in der halleschen Liebenauer Straße macht.
Das Unternehmen Weiß hat eine 57-jährige Geschichte. Großvater Weiß, ein gebürtiger Berliner, gründete die Firma. Die Reinigung von Bettfedern war damals ein Knochenjob. Kessel mussten mit Holz angeheizt werden, die Federn mit Körperkraft gewendet werden.
Moderne Technik macht Petra Weiß das Arbeiten heute leichter. Starkstrom ist die notwendige Energiequelle. Vakuum bändigt die im wörtlichen Sinne federleichte Ware. Wer morgens seine Betten bringt, kann sie am Nachmittag schon wieder abholen. Die Daunen und Federn werden gedampft, bei hohen Temperaturen gewaschen, getrocknet, gekühlt und in die gereinigten und imprägnierten Inletts wieder eingefüllt. Beim Reinigen fällt "Müll" an, der entsorgt werden muss. Die Bezüge bekommen eine frische Naht - fertig zur Abholung.
Die Eltern von Frau Weiß sind derzeit in Mecklenburg-Vorpommern unterwegs. Tochter Angelina hat eine Reinigung, die zurzeit in Halle-Neustadt steht. Auch Joana, dieser Tage gerade 14 Jahre alt geworden, wird den Betrieb weiterführen.
Bevor Petra Weiß die Federn fliegen lässt, rückt ein großer, fahrbarer Tross an. Die Reinigung ist ein Container für sich. Ihre Wohnung führt die Familie ebenfalls mit sich und einen Campinganhänger. Entbehren muss die Familie fast nichts. "Wir haben ein kleines Haus dabei. Mit Bad, Gasheizung, Küche, Wohn- und Schlafbereich. Unsere Töchter sind immer mit uns gereist, gingen zur Schule, wo wir Station machten. Das war in meiner Kindheit auch schon so", erzählt Petra Weiß.
An den Wochenenden will die Familie jede Gast-Stadt kennen lernen. Durch Halle streift sie besonders gern. "Die Bergschänke mit Blick auf die Saale und die Innenstadt gefallen uns sehr, auch die vielen kleinen Lokale", schwärmt die Geschäftsfrau, deren nächste Station Leipzig sein wird.
Nur im Winter ruht der Betrieb, steht der Tross im festen Quartier. Zeit für die große Familie, sich zu treffen. Dann besuchen die Weiß' auch Ausstellungen und Messen für neue Maschinen, Bett-Textilien, Federn und Reinigungsverfahren. "In den letzten Jahren hat das Thema Allergien an Bedeutung gewonnen. Mit einer gründlichen Reinigung der Betten alle zwei Jahre kann man da sehr viel erreichen", so Frau Weiß.
Kurios ist ihr Beruf auch manchmal. Oft bringen Kunden Federbetten, die 40 und mehr Jahre alt sind, noch aus der damals üblichen Aussteuer stammen. "Aber", sagt Frau Weiß, "die haben immer noch eine sehr gute Qualität. Und man glaubt gar nicht, was ich schon alles in den Betten versteckt gefunden habe. Mein Vater übrigens auch. Da kamen Briefe, Kugelschreiber, Münzen, Mäuse, Puppen und sogar mal ein Testament zum Vorschein. Da haben die Kunden nicht schlecht gestaunt."
Die mobile Bettfedernreinigung steht noch bis Freitag, 17. Juni, in Halle-Neustadt am Markt und in Halle, Liebenauer Straße beim Frisch-Markt.