Ex-Professor aus Halle Ex-Professor aus Halle: Mutmaßlicher KZ-Aufseher entgeht Prozess

Halle (Saale)/MZ - Am Ende gab ein Gutachten den Ausschlag, das die Staatsanwaltschaft selbst in Auftrag gegeben hatte: Ein mutmaßlicher ehemaliger KZ-Aufseher aus Halle muss sich nicht vor Gericht verantworten. Das Verfahren wegen Beihilfe zum Mord gegen den 91-Jährigen sei eingestellt worden, sagte der ermittelnde Staatsanwalt Klaus Wiechmann gestern. Er bestätigte einen MDR-Bericht, wonach der Mann wegen seiner Demenzerkrankung nicht vernehmungsfähig sei. Laut Gutachten sei er auch für einen möglichen späteren Prozess nicht verhandlungsfähig. „Das ist ein Verfahrenshindernis“, sagte Wiechmann.
Kein Einzelfall
Es ist kein Einzelfall, dass Ermittlungen gegen mutmaßliche frühere NS-Täter am hohen Alter oder Krankheiten der Betroffenen scheitern. „Das kommt relativ häufig vor“, sagte der Leiter der Ludwigsburger Zentralstelle zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen, Oberstaatsanwalt Kurt Schrimm.
Hochbetagte Verdächtige könnten von einem auf den anderen Tag erkranken, zum Beispiel einen Schlaganfall erleiden. So seien in einem Fall in Stuttgart drei mutmaßliche Nazi-Täter mit Haftbefehlen festgenommen, später aus gesundheitlichen Gründen aber wieder auf freien Fuß gesetzt worden.
30 Ermittlungsverfahren
Der Mann aus Halle, der bis in die 1980er Jahre Professor an der Uni Halle war, soll SS-Rottenführer im KZ Auschwitz gewesen sein. Sein Name steht auf einer Liste von 50 Personen. Daraus ergaben sich 30 Ermittlungsverfahren, welche die Ludwigsburger Behörde Ende vorigen Jahres an die jeweils zuständigen Staatsanwaltschaften abgegeben hatte. Ob es bei diesem Umfang bleibe oder noch weitere Verfahren hinzu kämen, sei nach wie vor offen, sagte Schrimm. „Wir ermitteln weiter.“ Nach einer Änderung der Rechtsprechung können mutmaßliche KZ-Aufseher der Beihilfe zum Mord angeklagt werden, wenn ihre Zugehörigkeit zum Wachpersonal nachgewiesen ist.