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"Es gab unüberbrückbare Differenzen" "Es gab unüberbrückbare Differenzen": Der letzte Heidelauf soll nicht der letzte sein

Von Julius Lukas 02.01.2020, 09:30
Beim traditionellen Silvesterlauf nahmen 2019 wieder mehr als 700 Athleten teil.
Beim traditionellen Silvesterlauf nahmen 2019 wieder mehr als 700 Athleten teil. Julius Lukas

Halle (Saale) - Dass er den vorerst letzten Heidelauf erlebt, hätte Egon Fuchs nicht für möglich gehalten. Seit 40 Jahren ist er bei der Laufveranstaltung dabei. Er war ein Starter der ersten Stunde. „Damals, 1979, nahmen noch deutlich weniger Leute teil“, erinnert sich der 81-Jährige. Nun jedoch geht die Laufserie zu Ende – zumindest in ihrer bisherigen Form. Denn der Silvesterlauf am vergangenen Dienstag war der letzte Heidelauf, der vom Heidelaufverein veranstaltet wird. „Es ist schade, dass es soweit gekommen ist“, meint Egon Fuchs.

Am fehlenden Zuspruch für das Renn-Event lag es nicht. Das zeigte sich am Silvestertag noch einmal deutlich. Neben Egon Fuchs drängten sich gut 730 Athleten über die Strecke rund um die Brandbergehalle, wo traditionell der Silvesterlauf stattfindet. Eine Veranstaltung mit Volksfestcharakter. „Bei unseren Läufen 2019 waren im Schnitt 690 Läufer dabei“, sagt Martin Springer. Er ist der Vorsitzende des Heidelaufvereins. Bei ihm laufen alle Fäden zusammen, mehrere Wochen im Jahr arbeitet er ehrenamtlich für das Rennen.

„Dieses Ende tut weh, aber es gab unüberbrückbare Differenzen“

Doch damit ist jetzt Schluss. „Dieses Ende tut weh, aber es gab unüberbrückbare Differenzen“, sagt Springer. Er ist kein Polterer, keiner, der den großen Streit sucht. Über die Reibereien will er nicht zu viel sagen. Hört man sich allerdings unter den Heideläufern um, so war es – neben der steigenden Belastung für das Organisationsteam – auch die immer wiederkehrenden Auseinandersetzung mit Heidebadbetreiber Matthias Nobel, die das Ende der Serie provozierten.

Für den Heidelauf wurde die Infrastruktur des Bades genutzt: Strom, Toiletten und Umkleidekabinen. „Wir hatten dafür einen kleinen Obolus bezahlt“, sagt Springer und betont, dass sein Verein sich über diese Regelung nicht habe beschweren können. „Das war schon eine sehr faire Lösung für uns.“

„Wir machen das Ganze ehrenamtlich“

Die allerdings kündigte Badbetreiber Matthias Nobel für das kommende Jahr auf. „Angesichts steigender Kosten waren wir nicht mehr in der Lage, die Logistik unentgeltlich zur Verfügung zu stellen“, sagt Nobel. Zusammen mit dem Heidelaufverein wurde deswegen eine finanzielle Beteiligung ausgearbeitet, die dem Heidebad rund 5.000 Euro pro Jahr eingebracht hätte – was nicht bei allen der 20 Mitglieder des Organisationsteams auf Gegenliebe stieß.

„Wir machen das Ganze ehrenamtlich und dann bekommt einer so viel Geld“, meint ein Vereinsmitglied, das nicht genannt werden will. Auch das schon zuvor dominante Auftreten des Badbetreibers wird bemängelt: „Immer wenn er was durchsetzen wollte, hieß es: Entweder ihr macht es, wie ich es will, oder ihr müsst es ohne das Heidebad machen.“

Sieben Läufe sind geplant

Der Verein zog sich schließlich zurück. Matthias Nobel betont derweil, dass ihm viel an der Laufserie liege. „Ich kenne die Stadt gar nicht ohne den Heidelauf“, meint er. Deswegen wolle er sie auch 2020 fortsetzen. „Angedacht ist, dass beim ortsansässigen Nietlebener SV Askania 09 eine eigene Sektion Heidelauf gegründet wird“, so Nobel. Die soll dann von ihm geleitet werden. Sieben Läufe sind geplant. Auch die bisherigen Organisatoren sollen mit an Bord bleiben.

Ob das funktioniert, wird sich zeigen. Egon Fuchs, der Heidelauf-Oldie, bedauert das drohende Ende: „Halle würde eine Sportveranstaltung verlieren, die es so nicht noch einmal gibt.“ Auch Martin Springer sieht man die Enttäuschung an. „Ich bin seit 19 Jahren dabei, habe 97 Heideläufe als Orga-Chef erlebt“, sagt er. „Den Hundertsten hätte ich gern auch noch gemacht.“ (mz)