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Ein Jahr Sperrung Endlich Lärmschutzwände: Bahn nimmt Strecke zwischen Halle und Angersdorf außer Betrieb

Von Denny Kleindienst 27.09.2020, 12:30
Im Zuge der Sanierung der Bahnstrecke zwischen Halle und Angersdorf soll auch die Rosengartenbrücke saniert werden.
Im Zuge der Sanierung der Bahnstrecke zwischen Halle und Angersdorf soll auch die Rosengartenbrücke saniert werden. Schellhorn

Halle (Saale) - Ein kleines Stück Lärmschutzwand hatte Mathias Plath schon einmal mitgebracht. Es war groß genug, um eine Vorstellung zu vermitteln und klein genug, dass Plath es tragen konnte. So ähnlich wie dieses Modell könnten die neuen Lärmschutzwände aussehen, die die Bahn in Halle auf beiden Seiten der Gleise zwischen Rosengartenbrücke und Distelweg errichten will. Ob sie allerdings im gleichen knalligen Grünton gehalten sind wie das Modell, darüber werde noch entschieden, sagte Plath.

Bürgerinitiative Rosengarten wollte wissen, ob Lärmschutzwände wirklich Krach eindämmen

Er ist der Teamleiter des Projekts „Knoten Halle“ bei der DB Netz AG. Der Bau der Lärmschutzwände war quasi die frohe Botschaft, die er den Besuchern des Forums Silberhöhe in dieser Woche überbrachte. Denn bei den Lärmschutzwänden handelt es sich um eine freiwillige Leistung. Lange Zeit war unklar, ob sie gebaut werden. Plath erklärte nun, dass sie den Schall absorbieren werden.

Er musste allerdings passen, als er nach einer noch genaueren Beschreibung gefragt wurde. So wollte Rolf Herrmann von der Bürgerinitiative Rosengarten wissen, ob der Lärm, den die Züge verursachen, durch die Wände eingedämmt wird, oder ob der Lärm in der dahinterliegenden Wohnsiedlung plötzlich wie ein nasser Sack zu Boden geht. Der Projektleiter verwies auf entsprechende Voruntersuchungen und ging davon aus, dass daraus die richtigen Schlüsse für die geplante Baumaßnahme gezogen wurden.

Anwohnern der Rosengartensiedlung und benachbarten Silberhöhe forderten Schallschutzmaßnahmen 

Auch wenn es sich um eine freiwillige Leistung handelt, so war die Bahn doch dazu gedrängt worden. „Dafür haben wir sieben Jahre lang gekämpft“, sagt Hans-Joachim Berkes, Sprecher der BI Rosengarten, auf MZ-Nachfrage. Er zeigt sich zufrieden: „Wir sind froh, dass der Lärmschutz mitgebaut wird.“ Er ist auch stolz auf den Einsatz der Bürgerinitiative, der sich letztlich gelohnt hat.

Neben Anwohnern der Rosengartensiedlung forderten auch Bewohner der benachbarten Silberhöhe die Umsetzung von Schallschutzmaßnahmen. „Uns ist es wichtig, dass alle Bürger, die entlang der Bahnstrecke wohnen, in gleichem Maße von der Schallschutzmaßnahme profitieren“, erklärten die Sprecher des Forums Silberhöhe.

Ein Jahr Totalsperrung für Baumaßnahmen für Lärmschutzwände

Der Bau der Lärmschutzwände ist dabei Teil der Komplexmaßnahme Halle-Rosengarten. Die Bahn wird die Westführung zum halleschen Hauptbahnhof ausbauen und den kompletten Streckenabschnitt bis nach Angersdorf sanieren. Wie Mathias Plath bei dem Treffen sagte, soll die Strecke vom 15. Januar bis zum 29. November nächsten Jahres komplett außer Betrieb genommen werden.

In der Zeit der Totalsperrung gelte es dann, „so viel wie möglich zu schaffen“. Dabei gibt es allein schon am Bahnhof in Angersdorf viel zu tun, wie Plath anhand von Fotos veranschaulichte und dazusagte, die Technik dort werde inzwischen kaum mehr genutzt. Viele Stellen seien zudem in „bedauernswertem Zustand“.

Argentinierbrücke wird flacher ausfallen

So sollen unter anderem die Gleisanlagen und die Oberleitungen erneuert werden, damit die Züge statt 100 km/h in Zukunft 120 km/h fahren können. Hinzu kommen die aufwendigen Brückenarbeiten. Die 160 Jahre alte Saalebrücke wird instand gesetzt, sie bleibt aber erhalten, da das Gewölbe tragfähig ist. Anders sieht es bei der Rosengartenbrücke, der Argentinierbrücke und der Brücke im Distelweg aus. „Sie werden komplett zurückgebaut und neu errichtet“, sagte Plath.

Die Argentinierbrücke werde dabei zukünftig etwas flacher ausfallen, ihr Erscheinungsbild soll aber bewahrt werden. Anders im Distelweg, wo zwei Brücken nebeneinander stehen, nur eine der beiden abgerissen und neugebaut wird, da die andere ebenfalls noch tragfähig ist.

Nähere Informationen zum genauen Bauverlauf gewünscht

Während der Totalsperrung wird für Bahnreisende ein Schienersatzverkehr eingerichtet. Hans-Joachim Berkes von der Bürgerinitiative geht derweil davon aus, dass die Bauarbeiten „uns noch die nächsten vier Jahre beschäftigen“. Denn an die Hauptarbeiten, die bis November dauern sollen, werden sich laut Berkes Nacharbeiten anschließen.

„Danach folgt noch das Stadtbahnprogramm in der Merseburger Straße.“ Von Seiten der Bahn wünscht Berkes sich nähere Informationen zum genauen Bauablauf und zu den angekündigten Lärmschutzwänden. Die beiden Treffen im September mit der Bürgerinitiative habe die Bahn wieder abgesagt, im Oktober soll nun eins stattfinden. (mz)