Eishockey Eishockey: Irres Drama um blinden Torwart
LEIPZIG/MZ. - Ein Blick in die Gesichter der Spieler hätte wenig verraten, wie das Spiel am Sonntagabend der Saale-Bulls in der Leipziger Messehalle ausgegangen ist. Niemand sah todunglücklich aus, nach der ersten Saison-Niederlage im immerhin schon 18. Spiel. Selbst die Tatsache, dass ausgerechnet der Erzrivale Icefighters Leipzig im mitteldeutschen Derby für das Ende der scheinbaren Unbesiegbarkeit sorgte, hatte keine sichtbaren Kratzer hinterlassen. "Ich bin nicht traurig, so ist eben Eishockey", sagte Trainer Jiri Otoupalik nach der
5:7-Niederlage. "Wenn wir aus der Niederlage lernen, dass es eben nicht reicht, sich auf einem scheinbar sicheren Vorsprung auszuruhen, dann ist auch alles fast wieder gut", sagte Andreas Werkling, der sportliche Leiter des Teams. "Natürlich wollen wir jedes Spiel gewinnen, aber es ist auch hilfreich, wenn wir merken, dass nicht alles von allein geht", so der verletzt zuschauende Wladimir Detterer.
Es ehrt die Saale-Bulls, dass sie zwei gewichtige Gründe für die Niederlage nicht überstrapazierten: Einige zum Teil hanebüchene Linienrichter-Entscheidungen und die kuriose Geschichte um die Torwart-Helme von Erik Reukauf.
In der 54. Minute hatten die auch konditionell erstaunlich gut mithaltenden Leipziger den Ausgleich zum 5:5 geschafft. Dabei passierte das spielentscheidende Missgeschick. "Mir wurde dabei einfach der Helm zerschossen", sagte Reukauf. Er eilte zur Bande, gab seinen Helm zum notdürftigen Zusammenflicken ab und wollte sich in der Zwischenzeit mit dem Kopfschutz vom Ersatztorwart Enrico Pschibert behelfen. Wird schon irgendwie gut gehen, dachte er sich. Doch es ging eben nicht gut. Reukauf: "Enricos Helm ist natürlich für eine ganz andere Kopfgröße gemacht. Er passte eben nicht richtig. Aber schlimmer war noch: Ich habe einfach nichts gesehen. Auch nicht den Schuss, der zum sechsten Gegentor führte."
Während sich Leipzigs Stürmer Fabian Hadamik noch über das Torgeschenk freute, setzte auf der Bank der Saale-Bulls hektische Aktivität ein. Noch waren drei Minuten zu spielen, Ausgleich, Verlängerung, Penalty-Schießen, alles war möglich. Also: Reukauf aus dem Kasten, dafür ein sechster Feldspieler aufs Eis. Martin Miklik hatte dann tatsächlich noch die Großchance zum 6:6, doch im Gegenzug traf Lars Müller zum siebten und letzten Tor des Tages ins leere Tor der Hallenser. "Wir haben alles versucht, das Risiko war vertretbar", sagte Reukauf.
Was unter dem Strich bleibt: Die Saale-Bulls hatten die Quittung für ein allzu lasches letztes Drittel bekommen. Irgendwie schien man sich darauf geeinigt zu haben, dass beim 4:2-Vorsprung sowieso nichts mehr anbrennen könne. Doch da spielten die Leipziger und auch Linienrichter Lars Neuhäuser nicht mit. Der gab zwei Tore, die aus deutlicher Abseitsposition erzielt wurden. Saale-Bulls-Präsident Daniel Mischner war so aufgebracht, dass ihm das Wort "Hobby-Niveau" mehrmals über die Lippen ging.
Über die Dramatik des Spiels im letzten Drittel geriet fast das spektakuläre Spiel von Martin Miklik in Vergessenheit. Erstmals nach seiner Knieverletzung, die er sich am 13. November in Schönheide zugezogen hatte, stand er wieder auf dem Eis und ließ sich gleich wieder als zweifacher Torschütze feiern. "Es wurde allerhöchste Zeit, dass ich wieder dabei war. Ich war schon richtig ungeduldig, ich hätte am liebsten schon letzte Woche in Berlin gespielt. Doch da haben mich die Ärzte noch gebremst", sagte er. Das Spiel hatte nach der langen Pause sichtlich Kraft gekostet. "Ich wollte unbedingt ein Tor machen. Es wurden sogar zwei. Aber es fehlt auch noch eindeutig die Spielpraxis. Ich habe ein paar Mal meine Nebenleute übersehen, da war ich bisschen zu egoistisch."
Miklik sagte das mit dem gewohnt spitzbübischen Lächeln im Gesicht. Er weiß: Es kann beim nächsten Mal nur besser werden.