Eishockey in Halle Eishockey in Halle: Lehmann will die Saalebulls verlassen darf aber nicht

Halle (Saale)/MZ - Die Meldung ist keine große Überraschung. Die Saale Bulls, so erklärte Präsident Daniel Mischner gestern, werden bis zum Ende der Wechselperiode am 31. Januar nicht mehr auf dem Transfermarkt aktiv. „Es wird kein Spieler mehr kommen und auch keiner gehen“, so Mischner.
So weit, so gut, könnte man meinen. Denn einen wurmt das gewaltig. Sebastian Lehmann möchte nämlich gern gehen. Der Stürmer bat den Verein vorige Woche darum, seinen Vertrag aufzulösen. Nicht, weil es Streit gab, sondern aus rein persönlichen Gründen. Er und seine Freundin erwarten im Mai ihr erstes Kind. Deshalb, so begründet Lehmann, wolle er sich beruflich neu orientieren. „Sind wir doch mal ehrlich: In der dritten Liga oder auch der zweiten verdiene ich nicht so viel Geld, dass ich ausgesorgt habe. Also muss ich mich weiterentwickeln. Eishockey ist nun mal nicht alles.“
Lehmann bestätigt, dass es Angebote gibt. Umschulung, Ausbildung oder duales Studium - und nebenbei noch Eishockey spielen. Eine Möglichkeit, die er so in Halle nicht hat. Doch aus den Plänen wird erst einmal nichts. In einem persönlichen Gespräch am Montag lehnte der Verein einen Wechsel ab. Mischner erklärte das gestern so: „Wir haben noch Chancen auf die Aufstiegsrunde und wollen diese Chance nutzen. Deshalb können wir die Mannschaft nicht schwächen. Und Sebastian Lehmann hat einen Vertrag für diese Saison.“
Selbst vermasselt
Die Ironie des Ganzen: In gewisser Weise hat sich Lehmann seinen Weggang aus Halle selbst vermasselt. Der 28-Jährige spielte nämlich in den vergangenen Spielen einfach zu gut. Drei Tore erzielte er am Sonntag im Schluss-Drittel in Erfurt und leitete damit die Wende zum 9:7-Sieg ein.
Bei einer Niederlage hätten die Hallenser das Rennen um den Playoff-Platz gegen Erfurt verloren. „Das ist ja das Verrückte. Hätte ich die drei Tore nicht gemacht, würden wir jetzt die Diskussion nicht führen“, sagt Lehmann. Und auch Mischner gibt sogar zu: „Vielleicht wäre meine Entscheidung dann anders ausgefallen.“
Der Fall ist vertrakt, denn beide Seiten haben durchaus gute Argumente. Lehmann weiß, dass er als baldiger Familienvater ein zweites Standbein neben dem Eishockey braucht. Der Verein kann aber in der entscheidenden Saisonphase einen Leistungsträger nicht einfach gehen lassen. Und genau das ist Lehmann inzwischen.
Wieder erste Reihe
Als er im Herbst nach einem Jahr Abstinenz wieder nach Halle kam, brauchte er lange, um seine Form zu finden. In der ersten Sturmreihe neben Robin Slanina und Martin Piecha kam er überhaupt nicht klar. Das änderte sich erst, als Trainer Jiri Otoupalik Lehmann in die dritte Reihe neben Daniel Lupzig und Benjamin Thiede stellte. „Wir verstehen uns sehr gut“, bestätigt Lehmann.
Dass er sich nun in Halle festgespielt hat, ärgert Sebastian Lehmann. Er hätte auf mehr Verständnis für seine private Situation gehofft. Doch dass er sich nicht mehr reinhängen wird, schließt er aus. „Ich werde weiter mein Bestes geben. Ich habe ja hier einen Vertrag und halte mich dran“, sagt er.
Also läuft Sebastian Lehmann weiter für die Saale Bulls auf. Auch in den Spielen am Freitag gegen Chemnitz und am Sonntag bei den Sachsen. „Die müssen wir ganz einfach schlagen, und ich will auch Tore schießen“, sagt er kämpferisch. Doch ob ihm das gelingt? Denn auch dies ist wiederum Ironie des Schicksals: Seit Dienstag spielt Lehmann wieder in der ersten Reihe. Dort also, wo es überhaupt nicht lief. „Der Trainer hat das so entschieden. Warum, weiß ich nicht“, sagt Lehmann.