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Einstige Meierei ist Heimat des Bauhof

Von Claudia Crodel 19.07.2007, 17:19

Halle/MZ. - Mit all diesen Fragen beschäftigen sich seit April vier junge Migranten im Rahmen des Jugendprogramms "Zeitensprünge". Das vom Sozialministerium des Landes und der Stiftung Demokratische Jugend finanzierte Programm sieht vor, dass Schüler und andere Jugendliche die Regionalgeschichte ihres Heimatortes erforschen.

Olga aus Tscheljabinsk, Nastja aus Dagistan, Daniel aus Piatigorsk und Hani aus Eritrea leben erst seit drei oder vier Jahren in Deutschland. Doch in ihrer neuen Heimat können sie viel entdecken.

In der Jugendwerkstatt Bauhof wurden die vier Jugendlichen auf ihren Realschulabschluss vorbereitet, den sie vor wenigen Wochen erfolgreich bestanden. Durch die tägliche Anwesenheit im Bauhof haben sie eine enge Bindung an die in den Franckeschen Stiftungen beheimatete Einrichtung entwickelt.

In ihrer Freizeit beteiligen sie sich am Projekt "Zeitensprünge". Das bedeutet für sie vor allem viel Recherche-Arbeit. Sie haben bereits in verschiedenen Archiven und Bibliotheken der Stadt versucht, so viel wie möglich über die Geschichte des Bauhofes zu erfahren.

"Wir haben beispielsweise Plan-Akten aus dem 18. Jahrhundert gefunden", erzählt Nastja. Auf den alten Zeichnungen habe die Scheune schon fast genauso ausgesehen wie heutzutage. Ursprünglich ist das Gebäudeensemble 1728 als Meierei für die Franckeschen Stiftungen errichtet worden. Das Vieh, das dort aufgezogen wurde, wurde für die Versorgung der Zöglinge verwendet. Um 1900 dann seien die Gebäude als Lager für die Druckerei und die Bibelanstalt genutzt worden. 1946 zog die Martin-Luther-Universität mit dem Bereich Polytechnik ein. Der Bauhof der Universität war ebenfalls dort ansässig.

Die 89-jährige Gertrud Greim, deren Mann viele Jahre Werkstattleiter des Bauhofes der Uni war, ist die erste Zeitzeugin, die den Jugendlichen bei ihrer Recherchearbeit geholfen hat. Sie wohnt seit 1932 auf dem Gelände der Franckeschen Stiftungen und konnte viel Wissen beisteuern.

"Wir hoffen, dass wir noch weitere Zeitzeugen finden, die vor 1990 auf dem Bauhof-Gelände gearbeitet haben", sagt Projektleiterin Antje Roloff. Das Zeitensprünge-Projekt läuft noch bis Oktober. Dann soll es mit einer Ausstellung beendet werden. "Wir wollen fünf bis sechs große Schautafeln zur Bauhof-Geschichte gestalten", meint Antje Roloff. Der 19-jährige Daniel, der ab August eine Ausbildung zum gestaltungstechnischen Assistenten beginnt, freut sich darauf: "Ich werde das Layout machen und die Tafeln anschaulich gestalten", sagt der junge Mann.