"Eine völlig neue Welt" "Eine völlig neue Welt": Pflegeheim in Halle betreibt Rikscha für Senioren

Halle (Saale) - Normalerweise kennt man sie nur aus dem asiatischen Raum, oder mittlerweile auch als Touristenattraktionen in deutschen Großstädten. Seit drei Wochen gibt es auch ein Exemplar im Altenpflegeheim „Akazienhof“ der Paul-Riebeck-Stiftung in Halle. Die Rede ist von Rikschas. Die kleinen zweirädrigen Gefährte werden auf klassische Art und Weise von einem Menschen gezogen. Im Akazienhof wird die Rikscha glücklicherweise mit einem elektrischen Fahrrad betrieben.
„Mit der Rikscha eröffnet sich den Bewohnern eine völlig neue Welt."
Die Idee dazu hatte Andreas Fritschek, Vorstand der Paul-Riebeck-Stiftung in Halle. „Ich habe das Ganze erstmalig vor sechs Monaten in einem Altenpflegeheim in Oschersleben gesehen und war der Meinung, dass wir so etwas auch benötigen“, erklärt Fritschek. Die Rikscha steht für Rundfahrten und Ausflüge in Halle parat. Die Idee, die dahinter steckt, ist es, die Bewohner des Altenpflegeheims mobiler zu machen, und etwas Abwechslung in ihren Alltag zu bringen. „Mit der Rikscha eröffnet sich den Bewohnern eine völlig neue Welt. Sie kommen so an Ecken in der Stadt, die für sie ansonsten nur schwer erreichbar wären. Außerdem können sie damit auch Einkäufe und alltägliche Erledigungen besorgen“, so der Vorstand der Paul-Riebeck-Stiftung.
Fahrer 30-jähriger Ergotherapeuten des Pflegeheims in Halle
Bisher gibt es nur eine Rikscha in dem Altenpflegeheim. „Wir müssen erst einmal sehen, wie das Projekt angenommen wird“, sagt Andreas Fritschek. „Jedoch sind wir der erste hallesche Pflegedienstleister , der so etwas anbietet“, erklärt Fritschek stolz. Die Fahrradrikscha kommt aus einem Fachfahrradgeschäft in Halle und ist eine Spezialanfertigung eines dänischen Herstellers. Ein Exemplar hat die Paul-Riebeck-Stiftung rund 6500 Euro gekostet. Das neue Gefährt ist mit einem Motor und einer Anfahrhilfe ausgestattet. Das soll dem Fahrer die Handhabung erleichtern.
Betrieben wird das Gefährt vom 30-jährigen Lucas Hanke, dem Ergotherapeuten des Pflegeheims. Das Besondere dabei: Die Anwohner können ihr Fahrtziel und den Termin frei wählen. „Ich stehe unseren Bewohnern immer Vormittags und Nachmittags zu Verfügung“, so Lucas Hanke. Um den Ergotherapeuten zu entlasten und die Fahrten öfter anbieten zu können, strebt Andreas Fritschek eine Kooperation mit der halleschen Freiwilligenagentur an. „Wir versuchen über die Freiwilligenagentur, ehrenamtliche Mitarbeiter für das Projekt zu gewinnen, die in Zukunft die Fahrten übernehmen sollen“, sagt Fritschek. Und das ist auch notwendig.
Rikscha für Senioren kommt gut an bei den Bewohnern des Pflegeheims
Die Rikscha wird zwar erst seit dem 10. Juli angeboten, aber die Anwohner des Altenpflegeheimes sind schon jetzt davon angetan. „Die Bewohner stehen jetzt schon Schlange“, sagt Lucas Hanke. Auch der 85-jährigen Anwohnerin Margot Reda gefällt das Gefährt auf zwei Rädern. „Ich bin schon vier Mal mit gefahren. Einmal sogar bis zur Peißnitz“, erzählt die 85-Jährige freudig. Margot Reda ist seit mittlerweile drei Jahren im Altenpflegeheim„Akazienhof“. Ursprünglich kommt sie aus Dresden.
Manchmal vermisst sie das Flanieren durch die Dresdner Innenstadt, erzählt sie. Doch dank der neuen Rikscha kann Margot Reda das nun auch in Halle tun und ist positiv überrascht von ihrem neuen Wohnort. „Durch die Fahrten habe ich viele neue Seiten der Stadt kennengelernt. Ich kenne Halle von früher und bin beeindruckt, wie die Stadt sich gewandelt hat“, erklärt die gebürtige Dresdnerin. Auch Manfred Melzer, 78 Jahre, ist begeistert von der Neuanschaffung. „Ich bin zwar erst einmal damit gefahren, aber ich freue mich darauf es in der Zukunft öfter zu nutzen“, erzählt Manfred Melzer der MZ. (mz)