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Eine lange Nacht vor dem großen Fest

Von Heidi Pohle 02.12.2004, 18:22

Halle/MZ. - Am Abend zuvor macht der Architekt gemessenen Schrittes seine Runden durch das vom Dach bis zum Keller sanierte ehemalige Haupthaus samt neuem Foyer. Die Ruhe täuscht. Andreas Weicken ist aufgeregt. "Das wird eine lange Nacht für mich", ahnt er. Kleinigkeiten wie fehlende Schilder entgehen ihm nicht, er will es perfekt haben. Aus der Kapelle, die erst heute eingeweiht wird, dringt Musik - Schwester Basilia übt an der Orgel.

Eine Etage höher, im brückenartigen Café, liegen belegte Brötchen. Küchenchef Ulrich Funke ahnt die Frage: "Nein, die sind nicht für die Festgäste, sondern der Rest der Generalprobe für das Eröffnungs-Büfett." Es ist fast Mitternacht, als er aus dem Haus kommt. Um fünf Uhr früh steht er wieder am Platz.

Auf eine lange Nacht richten sich auch die Burg-Studentinnen Constanze Rilke und Judith Baidal, eine Spanierin, ein. Eine weiße Wand soll unbedingt noch mit Phantasie-Mustern versehen werden. Rasch teilen sie sich eine Pizza, dann geht es weiter. Beide gehören zur Mannschaft von Prof. Ulrich Reimkasten, die die Klinik künstlerisch ausgestaltet hat. Knallbunte Wände, farbiges Licht, Nischen, in denen Saurier zu Hause sind, dazu drei echte Kuhfelle an den Wänden - an allen Ecken und Enden gibt es etwas zu entdecken. "Ich käme gerne, wenn ich Kind wäre", lobt denn auch Karin Donat. Die Schweizerin stibitzt am späten Abend mit Augen und Ohren. Für das geplante Kinder-Spital in Basel möchte sie so etwas Schönes auch haben.

Nur eine kurze Nachtruhe haben sich die Frauen und Männer vom "Glanzexpress" gegönnt. Während sich die Chefs des Krankenhauses am Vormittag zu einer letzten Lagebesprechung treffen, fliegen

Mopps, Besen, Lappen über Böden, Wände und Glas. Aber nur bis 12 Uhr. Dann müssen auch Handwerker das Feld räumen. "Schaffen wir lässig", sagt ein Elektriker, der Lampen aufhängt. Jetzt wird auch die Bühne aufgebaut. Und Stühle für 400 Gäste aufgestellt: "Bei der dritten Einweihung ist das Routine", zeigt Johannes Hünert als Technischer Leiter Humor. 1997 und 2001 waren die Neubauten an der Taubenstraße übergeben worden. Maler müssen noch etwas ausbessern; und praktisch in letzter Sekunde ist eine Platte für ein Flur-Podest geliefert worden. Ein junger Tischler arbeitet wie besessen.

Als die Gäste vom Gottesdienst kommen, setzt ein Techniker die große Drehtür in Gang. Nun funktioniert auch der Fahrstuhl. Alles glänzt und spiegelt. Innenarchitekt Faber zupft ein Lautsprecher-Kabel zurecht. Aber wohl nur, um seine Nerven zu beruhigen. Das Fest kann beginnen.