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Ein Professor lässt es kräftig krachen

Von MICHAEL DEUTSCH 01.07.2010, 18:58

HALLE/MZ. - Wenn man neu in der Firma ist, gibt man anstandshalber schon mal ein paar Mettbrötchen aus oder köpft eine Flasche Sekt. Für Prof. Stefan Brass ist das nichts. Obwohl er schon sieben Jahre am Informatikinstitut der Uni fleißig Datenbanken programmiert, hat er seinen Einstand noch nicht gegeben. Doch das ändert sich in den nächsten Stunden.

Brass lässt es am Freitag richtig krachen. Zusammen mit Alexander Boddin von der Firma Big Zanders gibt der 45-Jährige Punkt 22.10 Uhr zur Langen Nacht der Wissenschaften ein schillerndes Großfeuerwerk aus - bezahlt es also aus eigener Tasche.

Neben dem Erlebnis der feurigen Himmelsschau will der Pyro-Meister zur Wissenschaftsnacht natürlich auch auf die Bedeutung seiner Disziplin, der Informatik, hinweisen. Für das Großfeuerwerk hat der Datenbankexperte mit seinem Kollegen Werner Gabrisch eine computergesteuerte Zündanlage entworfen und gebaut. "Das ist eine Neuentwicklung", so Brass. 85 Microcontroller lösen in vorgeschriebener Abfolge die Zündungen aus und schicken 120 Bomben nach gewünschter Choreographie auf die Himmelsreise.

"Dazu werden 100 Abschussrohre aufgestellt", sagt Brass voller Vorfreude. Das Feuerwerk dauert fünf Minuten und wird auf dem Campus Heide Süd in der Hermann-Knoblauch-Straße gezündet. "Aus Sicherheitsgründen müssen die Zuschauer aber auf der Parkfläche am Von-Danckelmann-Platz zuschauen", sagt der Informatiker, der 2009 seine Großfeuerwerker-Lizenz erwarb. Damit darf er weit mehr als Silvesterspaß-Raketen zünden. "Es geht um Feuerwerke mit Sprengkraft der Gefahrenklasse vier", so der Feuerwerker, der sich als Regisseur des himmlischen Entertainments versteht.

"Ich habe versucht, auf laute Knallereien zu verzichten und eher ein Feuerwerk mit schönen, imposanten Effekten zu entwerfen." Natürlich werde es dennoch rumsen. Den Abschuss- und Zerlegerknall der Feuerwerksbomben könne man schließlich nicht abstellen.

Die Leidenschaft steht Brass ins Gesicht geschrieben. "Ich bin begeistert von Feuerwerken, schon als Kind konnte ich Silvester kaum erwarten." Jetzt, wo er die Fähigkeiten und Feuerwerks-Erlaubnis besitze, habe sich der Kindheitstraum erfüllt.

"Allerdings bin ich oft so aufgeregt, dass ich meine Feuerwerke gar nicht richtig genießen kann", beklagt er mit Blick auf seine handgesteuerte Fernbedienung. Das wird sich heute erstmals ändern. Dank der programmierten Zündanlage, die ihre Premiere feiert, läuft alles automatisch ab.

Die Nacht der Wissenschaften startet heute um 18 Uhr. Infos im Internet unter www.wissenschaftsnacht-halle.de