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Kommentar zum Ausfall des Paris-Nachtzugs Ein Nachtzug, der für vieles steht, was bei der Bahn schiefläuft

Der Nachtzug von Halle nach Paris ist bis auf weiteres aus dem Fahrplan verschwunden. Warum das ein Symbol ist für die Misere der Bahn.

Von Alexander Schierholz 21.07.2025, 15:38
Bei der Bahn muss gebaut werden, aber nicht so, meint unser Kommentator.
Bei der Bahn muss gebaut werden, aber nicht so, meint unser Kommentator. (Foto: MZ / Stedtler)

Halle/MZ - Ist der Nachtzug von Halle nach Paris in aller Stille schon für immer aufs Abstellgleis geschoben worden? Die Verantwortlichen können noch so sehr das Gegenteil beteuern, die Umstände lassen nichts Gutes erahnen: Davon, dass es die Verbindung schon seit Monaten nicht mehr gibt, erfährt nur, wer danach sucht. Dass das an Bauarbeiten liegt, erfährt man nicht. Und wann der Zug zurückkehrt, kann niemand sagen.

Der Paris-Nachtzug steht damit stellvertretend für vieles, was bei der Bahn gerade schiefläuft: Kunden, die in der Servicewüste allein gelassen werden. Eine kaputtgesparte Infrastruktur, der die zuständige Bahn-Tochter Infrago mit hektischem Aktionismus begegnet: Gebaut wird gefühlt überall gleichzeitig, nicht abgestimmt, mit viel zu kurzen Vorlaufzeiten. Die Fahrgäste müssen dann sehen, wo sie bleiben. Ja, es muss gebaut werden. Aber nicht so.

Die Frage ist, wie lange der Bund als Eigentümer der Bahn sich das noch anschauen will. Der neue Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) hat angekündigt, die Struktur des Konzerns unter die Lupe zu nehmen. Will er Vorstände austauschen? Die Bahn wieder stärker unter staatliche Kontrolle nehmen? Die Materie ist komplex. Doch Schnieder sollte sich nicht zu lange Zeit nehmen. Millionen Fahrgäste warten auf Antworten, nicht nur die, die mal eben von Halle nach Paris wollen.