Ein Binnenschiffer sattelt um

LANGENBOGEN/MZ. - "Unser kleines Weingut entwickeln wir Schritt für Schritt", sagt der Hallenser, der mit Frau und zwei kleinen Kindern eine ausgebaute Wohnung im Hauptgebäude bezogen hat. Winzer von Hause aus ist Voltz nicht. "Ich bin gelernter Binnenschiffer. Dann sattelte ich um und wurde IT-Systemelektroniker", erzählt der 37-Jährige auf der Terrasse mit den großen Bäumen und dem Spielhaus seiner Kinder. Der Weinbau habe ihn aber immer schon interessiert und fasziniert. Bei einem befreundeten, schon sehr erfahrenen Winzer in Rollsdorf arbeitet Voltz bis heute mit, sammelt Erfahrungen und lässt auch dort seinen Wein ausbauen.

Das Wissen um den Wein der Region, ihre Böden, das Klima dieser Toskana des Nordens, wie die Gegend gern genannt wird, führte Matthias Voltz zunächst noch in eine ganz andere berufliche Richtung. Seit der Neueröffnung der Galeria Kaufhof in Halle arbeitete er in der Gourmet- und Delikatessen-Abteilung als Weinfachberater. "Ich konnte dort sehr viel lernen. Das Haus ist ja nicht nur offen für deutsche Weine. Auch internationale, beispielsweise aus Südafrika oder Südamerika, werden eingekauft und den Kunden angeboten", erzählt Voltz, der auch leidenschaftlich gern kocht.

Die Langenbogener Weinbergterrassen sollen, so hat es sich Matthias Voltz vorgestellt, wieder belebt werden. Hier, im Kellergewölbe, will er seinen Wein keltern, im Haus einen Weinhandel einrichten und natürlich - wie es alle Winzer machen - eine Straußwirtschaft eröffnen. Im Jahre 2000 pachtete der Winzer seinen ersten Weinberg, inzwischen baut er auf drei Bergen Riesling, Weiß-, Grau- und Spätburgunder sowie Portugieser an. Jeder Rebstock auf den insgesamt 1,2 Hektar großen Anbauflächen ist eigenhändig gesetzt; ehe der Wein im Gut Voltz abgefüllt werden kann, dauert es noch.

Aber die Bau- und Sanierungsarbeiten am Terrassen-Haus sind schon gut vorangegangen. Vieles - wie die historischen Gewölbe, die wunderschönen bunten Fenster und so manche Holzverkleidung - sind erhalten oder lassen sich aufarbeiten. Den Startschuss will der Jungwinzer im nächsten Jahr geben. Dann soll die vor über 100 Jahren gebaute Obst- und Weinbauschenke wieder eine Geheimadresse für Weinkenner sein.