Ehrenamt in Halle Ehrenamt in Halle: Mobile Bibliothek

Halle/MZ - Ingrid Rürup liest gerne. Zum Beispiel historische Romane von Rebecca Gablé oder von Sabine Ebert. Doch während die 63-Jährige häufig in der Stadtteilbibliothek in Neustadt anzutreffen ist, gibt es andere, die das altersbedingt nicht mehr können. Für diese Senioren gibt es den Neustädter Bücherboten - ein Projekt, bei dem auch Ingrid Rürup seit langem mitmacht.
„Wir bringen nicht nur Wunsch-Bücher aus der Stadtbibliothek, sondern wollen damit auch eine Brücke zu den Menschen bauen“, sagt die Ehrenamtliche. Über die Romane, Bildbände oder Zeitschriften kommen die derzeit acht Neustädter Bücherboten auch mit den Senioren ins Gespräch. Nicht nur über die Literatur, auch andere Dinge werden da angesprochen - wenn es der Besuchte möchte. So soll ein kleiner Beitrag dazu geleistet werden, dass sich ältere Menschen so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden wohlfühlen. Erst kürzlich wurden die Bücherboten, die zum Seniorenbesuchsdienst „Klingelzeichen“ gehören,, vom Gesunde-Städte-Netzwerk ausgezeichnet.
Doch trotz recht vieler Bemühungen läuft das Projekt, das von der Freiwilligenagentur koordiniert wird, ein wenig schleppend: Manch einer scheut die Jahresgebühr der Bibliothek, sagt Ingrid Rürup. Auch ihre Anfragen in Altenheimen hatten wenig Resonanz. „Das Problem ist, dass andere Träger im Seniorenbereich viel bekannter und vertrauter sind“, sagt Oliver Daffy von der Freiwilligenagentur. Deshalb werden derzeit auch nur zehn ältere Menschen von den Bücherboten versorgt - gerne würden die Ehrenamtlichen mehr machen.
Bei den Bücherboten ist auch das Rechtliche geregelt: Es gibt eine Vereinbarung der Freiwilligenagentur mit der Stadtteilbibliothek. Danach ist es erforderlich, dass der Nutzer der Bücherei den Bücherboten schriftlich beauftragt, in seinem Namen auszuleihen. So sind beide abgesichert. Der Bote verpflichtet sich sogar, auf die Einhaltung der Ausleihfrist zu achten - tut er es nicht, ist er für die Folgen verantwortlich.
Auch wenn die Resonanz in Neustadt zurzeit etwas dürftig ist, droht den Bücherboten keineswegs das Aus: Vielmehr gibt es in der Freiwilligenagentur sogar Überlegungen, das Projekt auch auf den Norden der Stadt auszuweiten und dort - wie auch in Neustadt - an den Seniorenbesuchsdienst der Freiwilligenagentur anzugliedern. Insgesamt besuchen derzeit rund 50 Freiwillige regelmäßig Senioren - ob ohne oder - wie Ingrid Rürup - mit Buch.