Ehepaar aus Halle Ehepaar aus Halle (Saale) begeht 75. Hochzeitstag: Darum macht diese Liebe jedem Hoffnung

Halle (Saale) - Joachim Giehne trägt Anzug und Krawatte. Der 99-Jährige ist dicht an seine Frau Hanna herangerückt, die Hand hat er zärtlich auf ihre Schulter gelegt. Für die beiden Hallenser steht an diesem Tag viel Trubel ins Haus. Denn dass ein Paar auf 75 gemeinsame Ehejahre zurückblicken und Kronjuwelenhochzeit feiern kann, ist eine Seltenheit. Und ein Glück, an das Hanna Giehne nur wenige Jahre nach der Hochzeit selbst nicht mehr geglaubt hätte.
Damals, als sie 1944 den Brief in den Händen hielt, der ihr schonungslos mitteilte, dass ihr Mann den Krieg nicht überlebt hatte.
Dass es sich dabei um eine Verwechslung handelte und ihr Mann in russischer Gefangenschaft lebte, wusste die heute 95-Jährige noch nicht. Bis sie eines Tages im August 1945 mit Tochter Brigitte im Kinderwagen auf der Straße einen Soldaten sah, „Da kommt wieder so ein armer Soldat“, sagte und plötzlich erkannte sie, dass es sich um ihren totgeglaubten Mann Joachim handelte.
In den nächsten Jahren folgten zunächst zwei weitere Töchter, dann sieben Enkelkinder, 14 Urenkel und vier Ur-Urenkel. „Und es werden noch mehr“, sagt Tochter Jutta, die ihre Eltern pflegt. So kann das Ehepaar auch weiterhin in seiner Wohnung in der Südstadt leben. Demnächst steht ein Umzug zu Tochter und Schwiegersohn ins Erzgebirge an.
Zum ganz besonderen Hochzeitsjubiläum gab es nicht nur Sekt zum Anstoßen, sondern auch die Windbeutel, die Joachim Giehne in letzter Zeit so gern hat. Groß und mit viel Schlagsahne.
Kennengelernt hat sich das evangelische Paar schon vor 87 Jahren. Joachim Giehne war als 12-Jähriger jede Woche mit seiner Mutter von Mücheln zur Sonntagsschule der christlichen Versammlung in Halle gekommen. Dort traf er zum ersten Mal auf die damals achtjährige Hanna, die im Vogtland geboren wurde und zwei Jahre zuvor nach Diemitz gekommen war. Später gab es zuerst intensiven Blickkontakt und dann die ersten Liebesbekundungen.
Hinter dem Ehepaar liegen viele Jahre im Beruf, Hanna Giehne ist gelernte Buchhalterin und Joachim Giehne arbeitete als Schlosser und Dreher. Es gab viele glückliche Momente, ehrenamtliches Engagement und Bemühungen um die Kinder. Die Liebe ist ihnen immer geblieben: „Wichtig sind vor allem der Glaube und gegenseitiges Vertrauen“, sagt Hanna Giehne. (mz)
Wie viele Ehejahre hinter Silber- und Goldhochzeit stecken, ist bekannt. Andere Jubiläen sind weniger geläufig: Die Petersilienhochzeit zum Beispiel wird nach zwölfeinhalb Jahren begangen und steht für die Würze, die es für eine gute Ehe braucht. Paare, die weit über ein halbes Jahrhundert verheiratet sind, feiern nach der Goldenen die Diamanthochzeit zum 60., die Gnadenhochzeit zum 70., die Juwelenhochzeit nach 72 1/2 Jahren, gefolgt von der Kronjuwelenhochzeit zum 75. Danach folgen unter anderem noch die Eichenhochzeit zum 80., die Marmorhochzeit zum 90. und die, bisher unerreichte, Himmelshochzeit zum 100. Jahrestag.
