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Drei mit Spaß am Verkleiden

Von Sylvia Pommert 13.12.2004, 21:28

Halle/MZ. - "Mimi ist der Comedian, Naomi eine Diva, und ich bin das Plappermaul." Gerade diesen Eindruck macht Simon Craig im Moment überhaupt nicht. Seine Antworten sind knapp. Zwei Stunden vor der Show geht es hinter der Bühne konzentriert ans Werk. Drei Männer sitzen vor ihren Spiegeln, tupfen, färben, stricheln, kleben, ziehen nach und korrigieren. Sie trinken Kaffee und rauchen, und ganz, ganz langsam werden sie zu Frauen. Mimi Montez, Simon Craig

und Miss Naomi sind Travestie-Stars, in der Welt herumgekommen und seit zwei Wochen in Halle. Sie bestreiten das erste Programm im "Cabaret Surprise", und wenn es gut läuft, wollen sie bleiben.

Abgesehen von seltenen Gastspielen, ist Travestie in Halle eher die Ausnahme. Gastwirt Klaus Denner ("Na und" in der Kleinen Ulrichstraße) und der arbeitslose Bürokaufmann Ronny Papenfuß stießen in die Marktlücke. Zwei Jahre haben sie ihr Projekt vorbereitet. Im November statteten sie die Räumlichkeiten in der "K & K Passage" aus. Am 1. Dezember wagten sie den Sprung ins kalte Wasser.

In Simon Craig, der im Internet auf das Surprise-Projekt stieß und neugierig wurde, fanden die Cabaret-Betreiber nicht nur einen gefeierten Travestie-Star, sondern auch einen Mann, der sich in der Branche auskannte. Er stellte sich als Programmdirektor zur Verfügung, holte den Holländer Mimi Montez und den Tschechen Miss Naomi mit ins Boot. Alle zusammen könnten wahrscheinlich ein 24-Stunden-Programm bestreiten, beschränken sich aber auf sieben Mal 90 Minuten von Mittwoch bis Sonntag.

20 Mal wechseln die Drei im Laufe eine Show die Roben. Etwa vier Minuten bleiben ihnen für die Verwandlung. Atemberaubend schön sind die Frauen auf der Bühne und verführerisch. Perfektionistisch sind die Männer im Kleid. "Wir wollen eine Welt zaubern, in die man eintauchen kann", sagt Simon Craig und zieht sich akribisch die Lippen nach. Mimi Montez rückt die Perücke zurecht und hüllt seine neuen Locken lächelnd in einen Schleier aus Haarspray.

"Travestie ist die Freude am Verkleiden", erklärt er vollkommen überzeugend und wird dann doch ein bisschen nachdenklich. "Ich wurde schon oft gefragt, ob ich mich als Frau fühle, und ob ich immer so rumlaufe. Natürlich nicht." Travestie sei eine Kunstrichtung und spätestens seit der Figur "Mary" auch salonfähig, meint er. "Wir spielen Frauen." Kein Mensch unterstelle einem Schauspieler, der einen Mörder spiele, dass er auch sonst ein Bösewicht sei.

"Plappermaul" Craig holt das Trüppchen in der Garderobe wieder aus der Nachdenklichkeit: "Wir sind für Männer da! - Und auch für Frauen natürlich, um ihnen Schminktipps zu geben."

Dezember-Angebot: Speisen und Getränke für 7,50 Euro im Eintrittspreis von 15 Euro enthalten. Karten unter 0345 / 4794 132 und vor Ort.