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Dreharbeiten mit Devid Striesow und Joachim Król Dreharbeiten mit Devid Striesow und Joachim Król: Plattenbau in Halle ist Kulisse für Rostock-Lichtenhagen

Von Michael Falgowski 21.03.2013, 20:38
Dieser Plattenbau in Halle soll für Dreharbeiten eines Films über die Ereignisse 1992 in Rostock-Lichtenhagen genutzt werden.
Dieser Plattenbau in Halle soll für Dreharbeiten eines Films über die Ereignisse 1992 in Rostock-Lichtenhagen genutzt werden. dpa Lizenz

HALLE/MZ - Die beschämenden Fernseh-Aufnahmen und Fotos der ausländerfeindlichen Krawalle von Rostock-Lichtenhagen gingen vor mehr als 20 Jahren um die Welt. Nun werden die Ereignisse zum Stoff für einen Film, der unter anderem in Halle gedreht werden soll: Die Agentur „Filmgesichter“ sucht in der Saalestadt derzeit mehr als 1.000 Komparsen, die in dem Kinofilm mitspielen sollen. Für die Massenszenen, die im Drehbuch stehen, werden Frauen, Männer und auch sogar 200 Kinder gesucht.

Devid Striesow und Joachim Króll

Ende April und im Mai soll in Halle und Umgebung gedreht werden. Der Film trägt den Arbeitstitel „Wir sind jung. Wir sind stark.“ Hauptrollen spielen Devid Striesow und Joachim Król. Die Mitteldeutsche Medienförderung unterstützt die Produktion mit 350.000 Euro. Auch wegen dieser Förderung wurde direkt in Halle nach der geeigneten Filmkulisse gesucht. Gedreht wird an fünf Elfgeschossern in der Murmansker Straße Ecke Elsa-Brändström-Straße im Süden Halles. Ein nicht durch moderne Wärmedämmung oder neue Fenster veränderter Plattenbau wird im Film zum Rostocker „Sonnenblumenhaus“: So wurde 1992 die zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber im Rostocker Neubaugebiet genannt. Mehrere Hundert, teilweise rechtsextreme Randalierer und bis zu 3 000 applaudierende Zuschauer waren an den viertägigen Übergriffen beteiligt, die schwersten überhaupt im Nachkriegsdeutschland. Vor allem die Bilder von fliegenden Molotowcocktails auf ein Wohnheim für ehemalige vietnamesische Vertragsarbeiter sorgten damals für Entsetzen und Empörung.

Die Agentur „Filmgesichter“ wollte sich am Mittwoch zum Filmtitel, auch zu den genauen Drehorten in Halle gar nicht äußern. Hintergrund für diese Zurückhaltung ist aber auch, dass es sich bei den geplanten Dreharbeiten in Halle natürlich um ein schwieriges Thema handelt. So müsse man bei der Auswahl der Statisten sehr genau hinsehen. Das Thema Ausländerfeindlichkeit dürfe nicht die „falschen Leute“ an den Set ziehen, hieß es am mittwoch. Gemeint sind hier offenbar Rechtsextreme, die die Dreharbeiten für ihre Zwecke nutzen könnten. Die Agentur ist allerdings in der Komparsenauswahl geübt. Sie vermittelt seit Jahren erfolgreich an TV- und Kino-Produktionen. „Erfahrung als Komparse muss man auch für diesen Film nicht haben, für die Dreharbeiten muss sich auch niemand wochenlang frei nehmen“, so eine Mitarbeiterin. Erfahrungsgemäß würden Komparsen ein oder zwei Tage zum Einsatz kommen. Alle Einsätze bei den Filmen werden mit den üblichen Komparsengagen ab 50 Euro pro Drehtag vergütet.

Sonnenblumen am Giebel

Deutlichstes Zeichen für den Beginn der Dreharbeiten wird ein riesiges Wandbild sein: Am Giebel des Elfgeschossers Elsa-Brändström-Straße 99 wird das „Sonnenblumen“-Motiv des Rostocker Originals angebracht. Es ist aber nur ein temporäres Kunstwerk: „Bis Mai nächsten Jahres werden die Häuser für 1,4 Millionen Euro abgerissen“, teilt Eigentümer HWG mit. Schon jetzt sind nur noch einige der insgesamt 300 Wohnungen vermietet.