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Dom in Halle Dom in Halle: Historischer Klang für die Wäldner-Orgel

Von Claudia Crodel 16.05.2013, 18:00
Jens Arndt, Konrad Brandt und Jens Lorenz (von links) möchten, dass die Wäldner-Orgel ihren Klang zurückbekommt.
Jens Arndt, Konrad Brandt und Jens Lorenz (von links) möchten, dass die Wäldner-Orgel ihren Klang zurückbekommt. thomas Meinicke Lizenz

Halle/MZ - „Es ist ein Jammer“, sagt Kirchenmusikdirektor Konrad Brandt, Professor an der Evangelischen Hochschule für Kirchenmusik, und zeigt auf die fehlenden Pedalteile der historisch wertvollen Wäldner-Orgel im Dom, auf fehlende Registerstangen und die Plastikschilder, mit denen die Registerknöpfe gekennzeichnet sind. Das sind nur einige wenige äußere Anzeichen für den desolaten Zustand des Instruments, das ursprünglich über ein eindrucksvolles Klangspektrum verfügte. Nur in sehr geringem Maß sei es noch spielbar, meint Brandt.

Orgelbauer war Künstler

Was den Kirchenmusikdirektor am meisten ärgert, ist, dass die 1851 eingeweihte Königin der Instrumente, im Laufe der Zeit mehrfach und handwerklich äußerst schlecht verändert wurde, sodass von ihrem ursprünglichen romantischen Klang so gut wie nichts mehr übrig ist. „Das war eine völlige Missachtung der Arbeit der Wäldners“, gibt Brandt zu bedenken.

Das jedoch soll sich ändern, so der Wille der Dom-Gemeinde. Die Orgel stammt aus der Werkstatt der beiden halleschen Orgelbaumeister Friedrich Wilhelm Wäldner und dessen Sohn August Ferdinand, die sich übrigens unweit des Doms in der Großen Klausstraße befunden haben soll.

„Wir wollen eine Total-Restaurierung auf den ursprünglichen Stand“, sagt Konrad Brandt. „Die Wäldners waren nicht nur Handwerker, die etwas hinterlassen haben, Sie waren Künstler“, stellt er heraus. Alle Vorarbeiten und Absprachen mit der Denkmalbehörde seien bereits erfolgreich abgeschlossen. Auch habe man bereits eine Ausschreibung gemacht und sich in der Folge für die Dresdner Orgelbaufirma Wegscheider entschieden.

400 000 Euro fehlen

Doch nun drückt ein großes Problem die Stimmung: die Finanzierung. Für die komplette Herrichtung sind 500 000 Euro notwendig. Ein Fünftel davon ist bereits zusammengekommen, unter anderem auch durch Kollektensammlungen bei Gottesdiensten und anderen Veranstaltungen im Dom und eine Spende von Wäldner-Nachkommen. Der größte Teil der Finanzierung allerdings steht noch nicht. Zwar wäge der Orgelbauer ab, ob er mit den bereits vorhandenen Mitteln schon beginnen kann, trotzdem wolle man weiterhin versuchen, das fehlende Geld nach und nach zusammenzubekommen. Ein großes Stück Arbeit, ist sich Brandt bewusst.

Deshalb freut sich der Organist sehr, dass der Universitätschor „Johann Friedrich Reichardt“ mit von der Partie ist und mit seinen Möglichkeiten etwas zur Finanzierung der Restaurierung beitragen möchte. „Wir haben schon mehrfach Konzerte im Dom gegeben. Er hat eine unvergleichliche Akustik. Es ist etwas ganz besonderes, dort zu singen“, sagt Jens Lorenz, der gemeinsam mit Jens Arndt den Reichardtchor leitet. Am 23. Mai will der Chor zu einem „Abendsingen zugunsten der Wäldner-Orgel“ einladen. „Es ist ein ruhiges besinnliches Programm, ein richtiges Abendsingen“, meint Jens Arndt und verspricht ein außerordentlich stimmungsvolles Konzert. Auch Orgelklänge werden zu hören sein. Dafür konnte der Organist Matthias Dreißig gewonnen werden, der an der kleinen Stephani-Orgel, die sich ebenfalls im Dom befindet und eigentlich eine Dorfkirchen-Orgel ist, musizieren wird.