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Dieselstraße wieder Zankapfel

Von Michael Tempel 20.12.2007, 17:41

Halle/MZ. - "Die Entscheidung, die Dieselstraße abzusperren, können wir nicht zurücknehmen", sagte Jürgen Gerstenberg, Leiter Verkehrstechnik in der Stadtverwaltung. Die Sackgasse sei Teil des Baubeschlusses für die Umgehungsstraße "Europachaussee", die den Süden Halles mit der Bundesstraße 6 verbindet. "Würden wir die Verkehrsregelung ändern, müssten wir die Fördermittel zurückzahlen", so Gerstenberg.

Der betreffende Abschnitt der Osttangente kostete rund 28 Millionen Euro, die zum größten Teil aus Fördermitteln bezahlt wurden. Geld, das die verschuldete Stadt kaum aufbringen könnte. In die Dieselstraße zwischen Europachaussee und B 6 gelangt man nur von der Bundesstraße aus. In der Gegenrichtung ist der Abschnitt mit Pollern abgesperrt - nur Linienbusse und Rettungskräfte können durch. Wer also zum Beispiel von der Damaschkestraße zum Einkaufspark Bruckdorf (Hep) will, muss einen Umweg von zwei Kilometern über die Europachaussee fahren. Davon profitieren die Bewohner der so genannten Kompottsiedlung. Ihnen bleibt Verkehrslärm erspart.

Weil die Polleranlage vor kurzem defekt war, hatten sich bei der MZ zahlreiche Leser gemeldet, die die Öffnung der Dieselstraße forderten. Darunter einige Kleingärtner von Anlagen an der B 6. "Es stört mich, dass die Straße dicht ist", sagte aber auch Peter Hagen aus Gröbers (Gemeinde Kabelsketal), der oft zwischen Halle und seinem Wohnort pendelt. Hagen hält die Argumentation der Stadt, die Kompottsiedlung vor Schmutz und Lärm schützen zu wollen, für nicht stichhaltig. "Die Verkehrsbelastung ist doch nur verlagert worden", so Hagen. Ingrid Wursthorn aus dem Rosengartenviertel würde ebenso gern auf kürzerem Weg zum Hep gelangen. "Wenn man durch die Dieselstraße Autos mit 30 Stundenkilometern fahren lassen würde, müsste sich die Belastung doch in Grenzen halten."

Davon hält Franz Volk, der in der Kompottsiedlung direkt an der Dieselstraße wohnt, überhaupt nichts. "Als die Poller kaputt waren - was denken Sie, wie die Autos hier durchgerast sind", sagte er. Anwohner Andreas Hugo meinte: "Der Durchgangsverkehr wäre ein echtes Problem für die Siedlung."

Gerstenberg erinnerte daran, dass die Schließung der Dieselstraße ausgiebig im Stadtrat und darüber hinaus diskutiert worden sei. Auch Frank Sänger (CDU), der Chef des Planungsausschusses, sieht keinen Anlass, das Thema neu aufzugreifen. Das wird aber selbst unter Bewohnern der Kompottsiedlung bedauert. Gisela Strauß etwa beklagt, dass sie zur Arbeit in die Silberhöhe "mit der Kirche ums Dorf fahren" müsse.