Der Mann mit der Kanne
Halle/MZ. - Auf diversen Tanzböden in und um Halle sorgt Prozell mit seinem Saxophon seit Jahrzehnten für den richtigen Drive. Wo seine 1982 gegründete Band, Prozells Zechenband, in die Tasten haute und auf die Knöpfe drückte, ging die Post ab. Dabei begann die Musikerkarriere für den kleinen Hans in jungen Jahren mit einem eher einfachen Instrument - mit einer Kinderziehharmonika, geschenkt von den im Kirchenchor singenden und Gitarre spielenden Eltern. "Über Klavier, Schlagzeug und Gitarre arbeitete ich mich langsam zu den Blasinstrumenten durch", erzählt Prozell, der es dann eine Weile mit Trompete und Klarinette versuchte. Als Lehrling und später im Armaturenwerk, bekam Hans ein Saxophon in die Hände - erst ein geliehenes, dann das erste selbstgekaufte aus dem An- und Verkauf.
Von da an ging es musikalisch vorwärts, "obwohl ich bis heute nicht eine Note kenne", gesteht der gelernte technische Zeichner, der einen Bauingenieurtitel in der Tasche hat und schon in den 80er Jahren versuchte, einen Berufsausweis als Musiker zu bekommen. Da war er schon viel auf Bühnen und in Klubhäusern unterwegs, unter anderem auf grenzüberschreitender Tour mit dem halleschen Puppenspieler Günter Gerlach. "1989, nach mehrfachen Anläufen, und einer Beschwerde beim damaligen Minister für Kultur hat es dann endlich geklappt", so Prozell, der daraufhin seinen "richtigen" Beruf an den Nagel hängen konnte und 1990 die Berufserlaubnis als Musiker bekam - "leider zu spät, denn da brauchte ich sie nicht mehr".
"Beste Noten auch ohne Noten" bescheinigt dem Urgestein der halleschen Musikszene denn auch Musikerkollege Gerald "Baumann" Mehnert. Der "Frustschutz"-Drummer stand, wie viele andere Vertreter der rockenden Zunft, oft und gern neben Prozell auf der Bühne. Ob mit Bands wie Elf, Rumtopf oder Fam - der beleibte wie beliebte Saxophonist war und ist auch heute noch ein begehrter Sessionsgast. Dennoch - Prozell kann auch anders. Das beweisen seine Improvisationen zu Texten und Bildern, die er mit dem ehemaligen Stadtjugendpfarrer Siegfried Neher zum Klingen brachte. Organistin Rosemarie Mechel, Kirchenmusikhochschulrektor Wolfgang Kupke und Kantor Martin Stephan sind ebenfalls musikalische Weggefährten.
Heute, nach geglückter Neugründung der nun Sessionband genannten Truppe, macht Prozell Musik mit "Leuten, die Bildung und Herzensbildung haben", worauf der Vollblutmusiker übrigens auch im Alltag großen Wert legt. Zu seinem Leben gehört auch eine Reihe von Zitaten und Maximen - nachzulesen an der Wand seiner Küche. Einen der schönsten Sprüche lebt er nach Kräften: "Liebe kann nicht in einem Herzen voller Groll gedeihen." Der Spruch spricht für ein nach wie vor bewegtes Leben.
Öffentliche Geburtstagsparty am Donnerstag, 21 Uhr, in der "Gose" in der Burgstraße.