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Den Schwejk im Nacken Den Schwejk im Nacken: Moderator legt seinen ersten Prosaband vor

Von Detlef Färber 12.12.2019, 12:30
Lange erhofft: Eine Art „Best of Lesebühne“ des Schriftstellers Peter Berg gibt es nun als Buch.
Lange erhofft: Eine Art „Best of Lesebühne“ des Schriftstellers Peter Berg gibt es nun als Buch. Marco Junghans

Halle (Saale) - Am Ende stellt sich dann doch die Frage nach einer Botschaft. Gibt es womöglich etwas, das der Autor des Buchs „Letzter Mann“ dem Rest der Welt damit sagen oder zuraunen will? Aber Peter Berg ist auch durch derart hinterhältige Fragen nicht aus der Ruhe zu bringen. Und gefasst auf dergleichen ist der Mit-Moderator von Christian Kreis bei der kultigen halleschen Lesebühne „Kreis mit Berg“ sowieso.

„Nicht vom Beckenrand springen!“, sagt er schließlich - und diese Antwort passt zu der Art, mit der der 49-jährige, gebürtige Rostocker nun auch seine 30 Geschichten vor den Lesern ausrollt. Denn er selbst springt nie mitten (oder vom Rand) hinein in all die Zumutungen, um die es in seinen Texten geht.

Freunde der Lesebühne kennen diese Dramen

Auch geht er das Irritierende und Frustrierende, das er als Erzähler seiner Ich-Figur plaudernd aufbürdet, weder forsch noch frontal an. Im Gegenteil: Er läuft - um im „Beckenrand“-Bild zu bleiben - interessiert und wie ein staunender Betrachter um das herum, was da gerade Wellen zu schlagen droht, um an geeigneter Stelle elegant in die Fluten zu gleiten.

Freunde der Lesebühne kennen diese Dramen, von denen Berg nun die besten und skurrilsten in einem Sammelband präsentiert. Es sind Kämpfe mit den Tücken des jeweiligen Objekts, an denen der Held, den man sich wie seinen Erzähler vorstellt, seinen freundlichen Gleichmut trainiert: Als hätte er den Schwejk im Nacken.

„Wo kommt’n das her? Hämatome-Raten für Paare“

Ob es das im Keller plötzlich abwesende - aber nur womöglich gestohlene - Fahrrad ist, oder das Ringen um eine Art Alltagsgedächtnis oder um Erfolg im Spiel: Peter Berg stattet seine Figur mit einer heute selten gewordenen, fast schon philosophischen Distanziertheit zu scheinbaren Schicksalsdingen aus - die auch Demut heißen könnte, aber die dann doch charmanter rüberkommt.

Und siehe da, gelegentlich kann man ahnen, dass der Held im Kampf mit Petitessen für sein Pech im Spiel anderweitig belohnt wird. Wie und womit genau, lässt sich freilich nur erraten, wenn Peter Berg etwa das neue Spiel „Wo kommt’n das her? Hämatome-Raten für Paare“ ins Liebesrepertoire einführt.

Mini-Dramen mit tiefentspannter Baritonstimme

Fast ausnahmslos „Kleinigkeiten“ seien es, die ihn als Gegenstände seines Schreibens interessieren, sagt der Autor, der das scheinbar Banale dann auf unvergleichliche Weise zu eskalieren und die daraus resultierenden Mini-Dramen mit tiefentspannter Baritonstimme vorzutragen versteht. „Das Leben besteht nun mal aus Kleinigkeiten“, sagt Berg, der meint, dass es auch günstiger für die großen Belange sein könnte, wenn es etwas besser um die Kleinigkeiten stünde.

Doch in aller Regel begibt sich Peter Berg, der einst Germanistik und Geschichte studiert hat, nicht auf die Ebene des Dozierens und Moralisierens, sondern lässt lieber seine Kleinigkeiten für sich sprechen - und lässt sie also groß auftrumpfen. Eine gar nicht kleine Fangemeinde dankt es ihm regelmäßig.

››Peter Berg, „Letzter Mann“, mdv, 12 Euro. Buchpremiere Dienstag, 21. Januar, 19.30 Uhr, im Café Ludwig, Eichendorffstraße 20 (mz)