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Laut bunt Protest Demo gegen "Identitäre Bewegung" in Halle: "Kick'em out! Nazizentren dicht machen!"

Von Ralf Böhme 29.10.2017, 20:17
Die Demonstranten ziehen durch die Innenstadt.
Die Demonstranten ziehen durch die Innenstadt. Böhme

Halle (Saale) - Man kann sich seine Nachbarn nicht aussuchen. Aber das Gebräu, das die rechte Identitäre Bewegung (IB) in der halleschen Adam-Kuckhoff-Straße 16 köchelt, scheint vielen mächtig zu stinken. Nur so ist der ungewöhnliche Zulauf zu erklären, den die Kundgebung und die Demonstration gegen das Hausprojekt am Samstag in der City fand. Das Motto: „Kick´em out! Nazizentren dicht machen!“

Weder die Veranstalter noch die Polizei hatten damit gerechnet. Insgesamt 900 Teilnehmer, darunter viele junge Frauen, kamen zum Versammlungsplatz am Steintor und zogen später durch das Universitätsviertel zum Markt. Ursprünglich hatte man nur 300 Besucher erwartet und dementsprechend auch nur sechs Ordner bereitgestellt.

Die Polizei hatte freilich ein Großaufgebot geschickt. Allerdings verlief der Tag unter der Fahne der „Antifaschistischen Aktion“ bis zum Abend ohne Konflikte. Das lag nicht zuletzt am Deeskalationskonzept der Polizei, die einerseits das Vermummungsverbot strikt durchsetzte und andererseits das umstrittene Gebäude der Rechten im Uni-Viertel abgesperrt hatte und den Umzug trotzdem nahe daran vorbeiführte.

Es gab nur einen kurzen Zwischenhalt an der Kreuzung, wo die Demonstranten lautstark ihre ablehnende Position in Szene setzten. Befürchtete Gewaltausbrüche blieben jedoch glücklicherweise aus. Die Nutzer des umstrittenen Gebäudes ließen sich freilich nicht blicken.

Demonstration gegen Identitäre Bewegung in Halle: Keine Reaktion auf Presseanfragen

Das Spruchband „Halle ist nicht Hamburg. Patriotismus statt linker Gewalt“ hatten sie abgehängt. Im Anschluss an die Veranstaltung gab es seitens IB nur Schweigen. Die MZ erhielt keine Chance, die Meinung zu den massiven Protesten gegen die Identitären einzuholen.

Dass der Aktionstag etwas bewirkte, zeigte sich in sozialen Netzwerken. Dort sahen sich Vertreter dieser Denkrichtung als „Verfolgte und Unterdrückte“. Man werde sich aber nun noch besser vernetzen und dagegen halten, später Merkel und Co. sogar vor Gericht stellen.

Birke Bull-Bischoff, die für Die Linke im Bundestag sitzt und nahe dem IB-Stützpunkt wohnt, sagte beim Marsch durch die Altstadt: „Es ist toll, dass die Hallenser vom Sofa hochkommen und deutlich machen: Wir lassen uns das Zusammenleben in dieser schönen Stadt nicht durch rechte Hassprediger kaputtmachen.“

So werde jetzt ein weihnachtliches Straßenfest vorbereitet, auch als Beispiel friedlicher, weltoffener Nachbarschaft. Das war in etwa auch die gemeinsame Botschaft mehrerer Redebeiträge von Aktivisten, die einerseits ihre antifaschistische und antitotalitäre Gesinnung betonten, andererseits aber sehr verschiedenartige politische Konzepte erkennen ließen. Das gipfelte in dem mit Beifall quittierten Ruf: „Für den Kommunismus. Gegen falsche Freunde von links und rechts!“

Der wahrscheinlich älteste Demonstrant war der 85-jährige Siegfried Kamuf. „Braun ist keine Lösung. Die Welt ist bunt.“ Als Kind habe er in Leipzig beobachten müssen, erklärte er sein Engagement, wie jüdische Menschen von den Nazis gejagt wurden. Damit sich Ähnliches, beispielsweise mit Muslimen, nicht wiederhole, müssten die geistigen Brandstifter von heute rechtzeitig gestoppt werden.

Hier können Sie den Ticker zur Demonstration in Halle nachlesen

18.04 Uhr

Die Demonstranten haben nun den halleschen Marktplatz erreicht. Dort wird es im Anschluss noch verschiedene Redebeiträge geben. Wir beenden an dieser Stelle unseren Live-Ticker und bedanken uns für Ihr Interesse!

17.46 Uhr

Ohne Zwischenfälle sind die Demonstranten durch die Adam-Kuckhoff-Straße am Haus der "Identitären Bewegung" vorbeigezogen - die Polizei ist wieder abgerückt. Der Verkehr fließt wieder ganz normal.

17.34 Uhr

Die Demonstranten sind durch die Adam-Kuckhoff-Straße gezogen. Das Haus der "Identitären Bewegung" wurde von der Polizei mit zahlreichen Kräften gesichert - zu Vorfällen ist es nicht gekommen. Die Demonstranten ziehen nun über Nebenstraßen in Richtung Markt.

17.23 Uhr

Der Demonstrationszug zieht in die Adam-Kuckhoff-Straße - dort befindet sich das Haus der Identitären Bewegung. Der Protest verlaufe friedlich, sagt unser Reporter vor Ort. Laut Polizei demonstrieren 800 Menschen gegen die "Identitäre Bewegung".

17.20 Uhr

Beim Pegida-Jahrestag in Dresden hat am Nachmittag der rechte Verleger Götz Kubitschek vom Sockel des Reiterdenkmals an der Semperoper unter den Pegida-Anhängern Pflastersteine versteigert. Nach seinen Angaben stammen diese von einem angeblichen Angriff von Linken auf das Haus der "Identitären Bewegung" in Halle.

17.04 Uhr

Die Kundgebung am Steintor ist beendet. Nun gehen die 400 Demonstranten durch die Innenstadt. Bevor es losgeht, erinnert die Polizei zusammen mit den Organisatoren an das Vermummungsverbot. Die Demonstranten ziehen in Richtung des neuen Uni-Campus.

16.45 Uhr

Die Redebeiträge haben begonnen. Aktuell wird der Aufruf der Initiatoren verlesen. Die Demonstration zu der bislang knapp 400 Menschen gekommen sind, verläuft friedlich. Unter den Demonstranten ist auch die Bundestagsabgeordnete Birke Bull-Bischoff (Die Linke). Sie habe großen Respekt, dass sich diese Initiative gegründet habe und findet es toll, dass vor allem so viele junge Menschen sich engagieren. "Die Hallenser müssen runter von der Couch und gegen rechte Bestrebungen in ihrer Stadt etwas unternehmen", sagte die Politikerin der MZ.

16.30 Uhr

Rund 300 Demonstranten haben sich aktuell am Steintor versammelt. Darunter seien sehr viele junge Menschen, berichtet unser Reporter. Der Lautsprecher-Wagen ist bereit - auf dessem Dach weht eine Antifa-Fahne, auf der der Schriftzug "Antifaschistische Aktion" zu lesen ist. Auch Anwohner der Adam-Kuckhoff-Straße schließen sich dem Protestzug an, ebenso die Partei "Die Linke". 

15.52 Uhr

Die ersten Demonstranten treffen derzeit am Steintor ein - dort soll um 16 Uhr die Versammlung beginnen. Die Polizei ist mit rund 20 Einsatzfahrzeugen vor Ort, berichtet unser Reporter.

 (mz)